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07/12/2002 17:21

Dem Ingenieurmangel entgegen

Dr. Marc Dressler Presse, Kommunikation und Marketing
Fachhochschule Aalen

    Was sind wir doch oberflächlich geworden! Genauer gesagt: benutzeroberflächlich. Als ein Heer von Anwendern kleben wir an den Benutzeroberflächen technischer Produkte, die unsere Berufswelt und Freizeit gleichermaßen durchdrungen haben. Am Personalcomputer bedienen wir nicht anders Schalter einer bedienungsfreundlichen Konsole als in der Unterhaltungselektronik, bei Haushaltsgeräten oder dem Automobil. Ob wir nun mit der Maus Menüleisten anklicken, am DVD-Recorder die Aufnahmetaste drücken, mit dem Drehknopf der Waschmaschine den Waschgang einstellen oder mit einer Drehung des Zündschlüssels im Zündschloss unseren Wagen starten, immer bleibt uns der technische Hintergrund hinter diesen Benutzeroberflächen verborgen. Uns Anwendern gerät die Technik dabei in immer weitere Fernen der Selbstverständlichkeit, bis sie ins Stocken gerät und nicht mehr wie gewünscht funktioniert. Dann erst erinnern wir uns an die Technik und verfluchen sie ins Land des Pfeffers mitsamt ihren Standortvorteilen.

    Anders sind wir Benutzeroberflächlichen nicht mehr bereit, uns mit der Technik auseinanderzusetzen, in die Tiefe ihrer Zusammenhänge einzudringen. Dass eben dieser Mangel an Bereitschaft ein Grund dafür ist, dass der Fortschritt der Technik und des technischen Service nicht mit der Zunahme unserer indifferenten Erwartungen Schritt halten kann, tritt bestenfalls in spätabendlichen Talkshows in unser Bewusstsein, wenn die gehuldigten Meister der Oberflächlichkeit, so genannte Popstars, ihren Müttern und den Menschen hinter der Kulisse von der Technik danken, ohne welche ihr Erscheinen gar nicht möglich wäre. Solchermaßen transzendentale Kräfte wären zur Einleitung einer Kehrtwende der Oberflächlichkeit als 'Digstars' zu verehren, die in den Schächten der Naturwissenschaften nicht nur technischen Komfort, sondern auch wirtschaftliche Produktivität bergen.

    Daher sind es nicht zuletzt Vertreter der Wirtschaft und Wirtschaftsverbände, die heute an der selben Stelle den Ingenieurmangel ausrufen, wo sie den Ingenieurberuf vor rund zwölf Jahren zu Grabe getragen haben. Seinerzeit brachten eine lahmende Konjunktur und Umweltskandale wie Grundwasserverseuchung, Ölpest und ein folgenschwerer Reaktorunfall die Technik - und mit ihr den Ingenieurberuf - in Misskredit. Inzwischen hat sich die Konjunktur zwar so weit erholt, dass sie schon wieder zu erlahmen beginnt, doch die Einsicht, dass missliebige Technikfolgen nur wieder mit der Technik oder mit einer Verbesserung der Technik behoben werden können, unterlag keinen derartigen Schwankungen. Dennoch hinkt der Ruf des Ingenieurberufs dieser Einsicht noch im Tal der Tränen hinterher. Die Zahl der Studienanfänger des Maschinenbaus oder der Elektrotechnik nimmt zwar langsam zu, ist aber nach wie vor weit davon entfernt, den aktuellen Bedarf an Ingenieuren auch nur annähernd zu befriedigen. Allein die Firma Bosch meldet in Feuerbach 200 offene Ingenieurstellen.

    Dabei bietet der Ingenieurberuf allerhand Vorzüge. Ingenieure übernehmen im Berufsleben rasch verantwortungsvolle Aufgaben, zu deren Erledigung Innovation und Kreativität eine tragende Rolle spielen. Sie arbeiten in internationalen und interdisziplinären Teams und kommen ebenso häufig mit Kunden zusammen wie sie an hochmodernen Arbeitsplätzen nach technischen Lösungen suchen. Auch die überwiegende Mehrzahl von Führungskräften in Technologiekonzernen sind Ingenieure, die dort ihre Tätigkeit als Entwickler aufgenommen haben. Für ihre Führungsaufgaben qualifizieren sie sich im Konzern, indem sie erfolgreich diverse Projekte bewältigen.

    "Diesen spannenden und herausfordernden Anforderungen an den Ingenieurberuf und dessen Karriereperspektiven müssen wir in den Studiengängen mit einer hochmodernen Entwicklungsumgebung und äußerst motivierten Professoren entsprechen, um möglichst viele und bestens qualifizierte Diplomingenieure in das Berufsleben entlassen zu können", meint auch der Rektor der FH Aalen, Prof. Dr. Dr. Ekbert Hering, der engagiert bei jungen Menschen für den Ingenieurberuf wirbt. Im Ingenieursstudium selbst sind seit jeher die methodischen Grundlagen der Naturwissenschaften gefragt. Zugenommen hat dagegen die Gewichtung der Informatikkenntnisse und der kommunikativen Schlüsselkompetenzen. Mit dieser Gewichtung wird dem erweiterten Tätigkeitsfeld von Ingenieuren Rechnung getragen.

    Wer sich an der FH Aalen um einen Studienplatz zum Diplomingenieur bewerben möchte, kann dies noch bis zum 15. Juli tun. Auskünfte erteilt das Studentensekretariat unter 07361/576-216 oder -207.


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    regional
    Studies and teaching
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