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07/16/2002 11:36

Rechnungshof Baden-Württemberg fordert Schließung von Slavistik-Studiengängen

Katharina Kadel Geschäftsstelle
Landesrektorenkonferenz Baden-Württemberg

    Scharfer Widerspruch der baden-württembergischen Universitäten zur Denkschrift des Landesrechnungshofs - Untersuchung zum Fach Slavistik einseitig und uninformiert

    In seiner heute veröffentlichten Denkschrift befasst sich der baden-württembergische Landesrechnungshof mit der Auslastung der Studienplätze in der Slavistik an den Universitäten Heidelberg, Freiburg, Konstanz, Mannheim und Tübingen und kommt zu dem Schluss, dass wegen mangelnder Studierendenzahlen ein massiver Abbau von Stellen und eine Abschaffung der Studiengänge an fast allen Standorten erforderlich sei.

    Hiergegen protestiert der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz, der Stuttgarter Rektor Dieter Fritsch, energisch: "Wer so kurzsichtig ist, angesichts der kommenden EU-Erweiterung die Osteuropa-Forschung zurückschrauben zu wollen, schadet langfristig dem Standort Baden-Württemberg." Wissenschaft bestehe eben nicht darin, mit einem vorgegebenen Personaleinsatz einen maximalen Output an Absolventen herzustellen. Die Qualität von Wissenschaft, insbesondere der Forschung, sei nicht mit einfachen Indikatoren problemlos messbar - "jedenfalls nicht mit den Maßstäben, die der Rechnungshof angewendet hat", fügt Dieter Fritsch hinzu. Wie gut die baden-württembergischen Universitäten seien, könne man an den Untersuchungen der deutschen Forschungsgemeinschaft sehen, bei denen die Landesuniversitäten stets auf Spitzenplätzen zu finden seien. Für diese Art von Evaluation seien die Prüfer des Rechnungshofes jedoch nicht qualifiziert; auch gehöre die Bewertung von Leistungen in Forschung und Lehre nicht zu den Kompetenzen der Behörde.

    Die reine Auslastung der Fächer, sagt Dieter Fritsch, könne nicht das alleinige wissenschaftspolitische Ziel sein. An der händeringenden Suche nach Islamwissenschaftlern nach dem 11. September könne man sehen, wie wichtig eine differenzierte und vielfältige Forschungslandschaft sei. Standorte zu schließen, führe dazu, dass das Fach an Bedeutung verliere, weil der Nachwuchs keine Berufschancen in der Forschung mehr sehe, und es so ganz auszutrocknen drohe.

    Zudem wirke die Slavistik auch stark auf benachbarte Fächer und bilde einen unverzichtbaren Bestandteil im Kanon der Wissenschaften. "Wie eine Universität ihr spezifisches Profil festlegt, ist eine Entscheidung, die in Ausübung der grundgesetzlich garantierten Forschungsfreiheit geschieht," betont Dieter Fritsch. Natürlich müsse auf Effizienz geachtet werden, jedoch keineswegs auf Kosten des Wissenschaftsstandorts. Hierin sehe man sich auch mit dem Wissenschaftsministerium einig, das bei der Denkschrift ebenfalls die mangelnde Berücksichtigung der Forschung moniere.

    Die Universitäten hätten mit dem Rechnungshof bereits in der Entstehungsphase der Denkschrift die Kritikpunkte an der Methodik diskutieren wollen; man habe aber dort keinerlei Gesprächsbereitschaft gezeigt.


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