idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/26/2012 10:23

Saar-Wissenschaftler entwickeln theoretische Führerscheinprüfung weiter – Freiwillige gesucht

Thorsten Mohr Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Eine Frage, ein paar Antwortmöglichkeiten, ein Bildchen mit der Szenerie daneben, ankreuzen, nächste Frage. So sahen theoretische Führerscheinprüfungen für Generationen von Autofahrern aus. Saarbrücker Bildungswissenschaftler um Professor Roland Brünken erforschen nun, wie die Gestaltung der theoretischen Führerscheinprüfung optimiert werden kann. Mithilfe von kurzen Videosequenzen sollen Fahrschüler zum Beispiel beweisen, wie gut sie Gefahrensituationen erkennen können. Denn auf diese reagieren erfahrene Autofahrer schneller und besser als Anfänger. Woran das liegt, möchten die Wissenschaftler nun herausfinden.

    „Bei den herkömmlichen Multiple-Choice-Fragebögen konnten wir keinen signifikanten Unterschied feststellen. Fahrschüler und erfahrene Autofahrer bewerteten Gefahrensituationen hier gleich“, berichtet Sarah Malone, Bildungswissenschaftlerin im Team von Professor Roland Brünken. Die Forscher haben aber festgestellt, dass die erfahrenen Fahrer in einer Videosimulation deutlich schneller auf Gefahren reagieren als die Anfänger. „Nun wollen wir herausfinden, woran das liegt. Sehen erfahrene Verkehrsteilnehmer die Gefahr einfach schneller als Fahrschüler? Oder sehen sie zum Beispiel das rennende Kind am Straßenrand genauso schnell, bewerten es aber aus ihrer Erfahrung heraus deutlich schneller als Gefahr als die Novizen?“, umreißt Sarah Malone die Fragestellung.

    Um das herauszufinden, verfolgen die Bildungswissenschaftler die Blickbewegungen von Anfängern und Fortgeschrittenen in einem so genannten Eyetracking-Verfahren, während diese eine Videosimulation anschauen. Bei den lebensnah gestalteten Mini-Filmen laufen Kinder am Straßenrand herum, biegt ein LKW unerwartet von der linken Seite kommend auf die Straße ein oder versperrt eine kleine Baustelle den Fahrstreifen. Ein spezielles Computerprogramm misst, wie lange die Probanden wohin schauen. Erkennen die Probanden eine Gefahr, drücken sie die Leertaste am Computer.
    „In Großbritannien werden diese sogenannten ‚Hazard Perception-Aufgaben’, in denen die Reaktion auf Gefahrensituationen getestet wird, schon als ein Teil der Führerscheinprüfung eingesetzt“, erklärt Sarah Malone. Für dieses Projekt, das stationär an der Saar-Uni durchgeführt werden muss, suchen die Wissenschaftler noch Fahrschüler, die für die Studie ihre Blickbewegungen messen lassen.

    Um solche Erkenntnisse wie zum Beispiel den deutlich höheren Lerneffekt von Bewegtbildern in der Praxis auch außerhalb eines Eyetracking-Labors zu nutzen, arbeiten die Bildungswissenschaftler gemeinsam mit Informatikern des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz daran, Fahrsimulationen für den heimischen PC so lebensecht wie möglich zu gestalten. „Beim Hazard-Perception-Test drücken die Probanden eine Taste, wenn sie eine Gefahr erkennen. So messen wir die Reaktionszeit“, erklärt Sarah Malone. „Eine echte Simulation kann jedoch noch viel mehr leisten“, ist sie sicher. „Wir vermuten, dass in einer Simulation die Unterschiede zwischen den Anfängern und den fortgeschrittenen Fahrern noch deutlicher zutage kommen als beim klassischen Hazard-Perception-Test“, sagt sie. Ziel dieser Kooperation soll eine einfache PC-Anwendung sein, die die Fahrschüler letzten Endes bequem zuhause am eigenen Rechner absolvieren können. „Schließt ein Nutzer eine gängige Hardware wie etwa ein Lenkrad an, wie es für PC-Spiele benutzt wird, könnte man zum Beispiel feststellen, wie weit der Fahrer in einer Kurve vom optimalen Lenkweg entfernt ist“, erklärt Sarah Malone. Schwächen könnten so viel schneller erkannt werden und auch der Umgang mit seltenen Gefahrensituationen könnte gezielt trainiert werden.

    Für eine weitere Studie suchen die Bildungswissenschaftler Fahrschulen, mit denen sie kooperieren können. In der geplanten Längsschnittstudie möchten die Forscher über einen gewissen Zeitraum hinweg die Fortschritte der Fahrschüler messen. „Dabei testen wir verschiedene Aufgabenformate“, sagt Sarah Malone. „So können wir feststellen, welche Art von Aufgaben gut ist und welche Art nicht.“ Anfang 2013 sollen die Fahrschüler erstmals vor Ort in ihren Fahrschulen getestet werden. Zwei weitere Untersuchungen im Abstand von drei Monaten sollen die Datenerhebung vollständig machen. Wer an den drei Messungen teilnimmt, erhält am Ende 30 Euro als kleines Dankeschön.

    Kontakt für Rückfragen und Anmeldung für Freiwillige für die Studien:
    Dr. Sarah Malone
    Tel.: (0681) 30258336
    E-Mail: s.malone(at)mx.uni-saarland.de


    Images

    Kleine Kameras im Monitor verfolgen die Blickbewegungen der Fahrschüler im Test. So wollen Saarbrücker Bildungsforscher helfen, die theoretische Führerscheinprüfung zu verbessern.
    Kleine Kameras im Monitor verfolgen die Blickbewegungen der Fahrschüler im Test. So wollen Saarbrück ...
    Foto: Oliver Dietze
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Information technology, Teaching / education, Traffic / transport
    regional
    Cooperation agreements, Research projects
    German


     

    Kleine Kameras im Monitor verfolgen die Blickbewegungen der Fahrschüler im Test. So wollen Saarbrücker Bildungsforscher helfen, die theoretische Führerscheinprüfung zu verbessern.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).