Physiker der Universität Jena verleihen am 3. Dezember Ehrendoktorwürde an Dr. Reinhart Neubert
Es war eine bemerkenswerte Veranstaltung am 3. Dezember 1962 im Hörsaal 1 der Physik der Universität Jena. Wenige Wochen nach dem gelungenen Bau der ersten Laser werden in Jena erstmals einige eindrucks- und anspruchsvolle Laserexperimente im Rahmen des Physikalischen Kolloquiums öffentlich vorgeführt. Der Hörsaal soll bis auf den letzten Platz besetzt gewesen sein, die Veranstaltung ist den Teilnehmern als Sensation in Erinnerung geblieben. Die Laser selbst waren damals zu groß für den Hörsaal. So mussten die Laserstrahlen über zwei Etagen nach unten in den Hörsaal geleitet werden.
Reinhart Neubert war an dieser Sternstunde der Physik in Jena maßgeblich beteiligt. Er hatte im Rahmen seiner Dissertation den ersten Helium-Neon-Laser in Deutschland gebaut. Laser dieser Art sollten über 30 Jahre lang das Rückgrat der Laserphysik bleiben.
Auf den Tag genau 50 Jahre später wird Dr. Reinhart Neubert für seine Pionierleistungen gewürdigt. Der heute 77-Jährige erhält die Ehrendoktorwürde der Physikalisch-Astronomischen Fakultät der Universität Jena „für seine bahnbrechenden Beiträge für die Entwicklung und Anwendung von Lasern“, wie die Urkunde ausweist. Stattfinden wird die öffentliche Ehrung am 3. Dezember 2012 um 15.00 Uhr wiederum als Physikalisches Kolloquium am historischen Ort, dem großen Hörsaal im Physik-Hauptgebäude am Max-Wien-Platz 1. Neubert wird seinen Vortrag über „Die ersten Laser in Jena vor 50 Jahren (Erinnerungen 1958-1964)“ halten.
Damit feiert die Fakultät zum einen das Jubiläum „50 Jahre Laser in Jena“. Zum anderen zeigt sie ihre historischen Wurzeln auf, dank derer die Jenaer Laserphysik führend ist – ein Trend, der bis in die Gegenwart anhält, wie die gerade erfolgte Verlängerung des Sonderforschungsbereichs/Transregio 18 „Relativistische Laser-Plasma-Dynamik" SFB/TR 18 beispielhaft beweist.
Reinhart Neubert, der 1935 in Dresden geboren wurde, hat sein Leben lang in der Laserphysik und -technologie gearbeitet. Nach seinen Jenaer Jahren zog er 1970 nach Potsdam und war dort zuletzt am GeoForschungsZentrum beschäftigt, wo er vor allem für die Bestimmung von Satellitenbahnen durch Laser-Impulslaufzeitmessung zuständig war. Neubert war Wissenschaftler, aber auch Experimentator und innovativer Entwickler. So ist sein gemeinsam mit der Industrie entwickeltes Sendelasersystem auf Rubinlaserbasis mit eingebautem Empfangssystem das wahrscheinlich weltweit einzige Gerät, mit dem sowohl fotografische Richtungsmessungen als auch Laserentfernungsmessungen durchgeführt werden konnten. „Er hat damit u. a. erheblich zu einer spektakulären Bestätigung der Allgemeinen Relativitätstheorie beigetragen“, sagt Prof. Dr. Gerhard G. Paulus, der die Laudatio während der Ehrenpromotion halten wird. „Anhand der mit Lasern präzise vermessenen Bewegung kleiner passiver Satelliten konnte nachgewiesen werden, dass die Raum-Zeit von der rotierenden Erdmasse mitgezogen wird“, erläutert der Jenaer Laserexperte.
„Die Physikalisch-Astronomische Fakultät zeichnet mit Reinhart Neubert einen ehemaligen Studenten und Doktoranden aus, dessen Verdienste auch eine Quelle der heutigen Leistungsfähigkeit unserer Fakultät bilden“, betont Dekan Prof. Dr. Bernd Brügmann und lädt die interessierte Öffentlichkeit zum Festakt herzlich ein.
Das Jubiläum „50 Jahre Laser in Jena“ würdigt im Anschluss an die Ehrenpromotion auch eine zweite öffentliche Veranstaltung. Im Rahmen des Ernst-Abbe-Kolloquiums referiert am 3. Dezember um 17.00 Uhr im Planetarium Prof. Dr. Ferenc Krausz vom Max-Planck-Institut für Quantenoptik über „Attosekundenphysik: Das erste Jahrzehnt“.
Der Physiker Dr. Reinhart Neubert erhält am 3. Dezember in Jena die Ehrendoktorwürde.
Foto: Elisabeth Gantz
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