Wie Glassorten besser und Hubschrauber leiser werden
Mathematiker-Elite trifft sich fünf Tage an der Chemnitzer Uni
Wenn hochrangige Wissenschaftler sich zu einer Tagung treffen, dann tun sie dies immer öfter in Chemnitz. Denn die kleine, aber feine Chemnitzer Uni hat sich inzwischen weit und breit einen Namen als High-Tech-Schmiede gemacht. So haben etwa die Chemnitzer Mathematiker ein Treffen der Weltelite ihres Faches organisiert - im idyllischen Wasserschloß Klaffenbach am Rande von Chemnitz. Dort werden sich vom 20. bis 25. April 1998 rund 50 Mathematiker aus einem Dutzend Länder versammeln - von Rußland über die USA und Kanada bis nach Italien, Frankreich und Tschechien. Die Tagung trägt den für Laien etwas sperrigen Titel "Internationale Konferenz zur optimalen Steuerung partieller Differentialgleichungen". Tagungssprache ist Englisch, wie bei solchen Veranstaltungen seit langem üblich.
Daß Mathematik nicht nur abgehoben-abstrakt, sondern auch handfest-praktisch ist, machen die Aufgabenstellungen deutlich, die sich hinter den eher theoretischen wissenschaftlichen Vorträgen verbergen. Viele physikalische Fragestellungen führen nämlich auf solche partiellen Differentialgleichungen. Die Lösungen der Gleichungen helfen etwa dabei, Geld und Energie bei der Herstellung hochwertiger Stahl- und Glassorten einzusparen - Mathematik im Dienste der Umwelt. Solche Werkstoffe müssen kontrolliert abgekühlt werden, damit sie bestimmte erwünschte Eigenschaften aufweisen. Wenn man diese Abkühlung geschickt genug steuert, kommt man zum Beispiel mit weniger Fabrikfläche und kleineren Gebäuden aus. Auch die Strömungen an Flugzeugtragflächen lassen sich ebenso berechnen wie die Strömung in einem Kanal. Hier versuchen die Wissenschaftler, das Profil so zu verändern, daß einerseits der Treibstoffverbrauch möglichst gering ist, andererseits Stoffe möglichst schnell (oder auch langsam) transportiert werden. Ob geräuscharme Hubschrauber, eine Raumstation, die nicht mitschwingt, wenn ein Transporter auf ihr landet, oder neue Sterilisationsverfahren für Nahrungsmittel - immer sind die Mathematiker zur Stelle. "Die Idee hinter all diesen Methoden ist es, Abläufe in der Technik zu verbessern," so Prof. Fredi Tröltzsch vom Lehrstuhl für Optimale Steuerung der Chemnitzer Uni, der die Tagung gemeinsam mit dem Computerphysiker Prof. Karl Heinz Hoffmann von der TU München und dem Spezialisten für Angewandte Mathematik Prof. Günter Leugering von der Uni Bayreuth organisiert hat. Das von der IFIP (International Federation of Information Processing) nach Chemnitz vergebene Fachtreffen wird wissenschaftlich auch von dem hier ansässigen Sonderforschungs-bereich "Numerische Simulation auf massiv parallelen Rechnern" profitieren, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft 1996 an der TU eingerichtet hat.
Weitere Informationen: Technische Universität Chemnitz, Fakultät für Mathematik, Reichenhainer Str. 41, 09107 Chemnitz, Prof. Dr. Fredi Tröltzsch, Tel. (03 71)5 31-21 51, Fax (03 71)5 31-21 41, E-mail: f.troeltzsch@mathematik.tu-chemnitz.de
Criteria of this press release:
Mathematics, Physics / astronomy
transregional, national
Research projects
German
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