idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
12/11/2012 14:12

DEGUM: Lungenultraschall in der Notfallmedizin unverzichtbar

Anna Julia Voormann Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)

    Bonn – Kommt ein Patient mit Atemnot und Schmerzen im Brustkorb in die Klinik, kann der Arzt mittels Lungenultraschall schnell feststellen, ob sich Flüssigkeit in der Lunge oder im Brustraum angesammelt hat oder das Atemorgan verletzt ist. Das lange als „unpraktikabel“ eingestufte Verfahren eignet sich dank jüngster Entwicklungen auch zur Diagnostik einer Vielzahl anderer Krankheitsbilder. Wie Ärzte in verschiedenen Fachdisziplinen und Patienten von der Technik profitieren können, hat ein internationales Expertenteam in der Zeitschrift „Intensive Care Medicine“ zusammengefasst.

    Insgesamt 73 evidenz-basierte Empfehlungen sprechen die Mediziner hierin aus. „Dies ist ein Meilenstein in der Entwicklung neuer Ultraschall-Diagnoseverfahren für die Akutmedizin“, so die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM).

    „Mit diesen – in der Ultraschalltechnologie bislang einzigartigen – wissenschaftlich belastbaren Empfehlungen wird die Lungensonografie für Intensiv- und Notfallmediziner zu einem unverzichtbaren Instrument der Diagnostik“, sagt Privatdozent Dr. med. Raoul Breitkreutz, Geschäftsführender Oberarzt der Zentralen Notaufnahme am Klinikum Frankfurt Höchst und stellvertretender Leiter des Arbeitskreises Nofallsonografie der DEGUM. „Einheitliche evidenz-basierte Empfehlungen waren dringend notwendig“, so Dr. Breitkreutz, der als wissenschaftlicher Sekretär und Teil eines 28-köpfigen Expertenteams aus acht Ländern an der Erarbeitung der Empfehlungen beteiligt war. Die Wissenschaftler hatten insgesamt 320 Fachartikel ausgewertet. „Die Empfehlungen schaffen auf internationaler Ebene und über die Grenzen der Fachbereiche hinaus neue Standards zur Lungensonografie für kritisch Kranke.“

    In der Notfall- und Intensivmedizin hat sich die Methode zur Diagnostik verschiedener Krankheitsbilder etabliert. So sind zum Beispiel ein „Lungenödem“, ein „Pneumothorax“ und ein „Pleuraerguss“ im Ultraschallbild darstellbar. Beim Lungenödem füllt sich das Lungengewebe mit Wasser. Das führt zu Luftnot und kommt häufig bei akuten Herzerkrankungen vor. Während beim Pneumothorax, verursacht etwa durch eine Verletzung oder einen schweren Asthmaanfall, Luft in den Brustkorb des Patienten eindringt und Teile der Lunge zusammenschrumpfen, sammelt sich beim Pleuraerguss Flüssigkeit zwischen Lunge und Brustwand. Diese kann zum Beispiel Folge einer Herzinsuffizienz sein. Aber auch jenseits von Notaufnahme und Intensivstation findet der Lungenultraschall Anwendung: Lungenfachärzte nutzen die Sonografie unter anderem zur Diagnose sogenannter „interstitieller Lungenerkrankungen“. Hier kommt es, beispielsweise bei schweren Lungenentzündungen, zu einer Vermehrung des Bindegewebes zwischen den luftgefüllten Lungenbläschen. Kinderärzte können die schonende Technik anwenden, etwa um ein Atemnotsyndrom bei Neugeborenen zu diagnostizieren. Hierbei haben sich die Luftbläschen der Lungen nach der Geburt nicht entfaltet.

    „Der Lungenultraschall wird inzwischen in vielen Disziplinen genutzt“, sagt Dr. med. Stefan Nöldeke, Chefarzt der Abteilung für Gefäßchirurgie am Klinikum Garmisch-Partenkirchen. Der DEGUM-Präsident weist jedoch darauf hin, dass nur Mediziner mit einer fundierten Ausbildung und Qualifizierung die Ultraschallbilder richtig zu deuten vermögen. Ultraschallwellen werden an der Grenzfläche zwischen Gewebe und Luft in den Lungenbläschen besonders stark reflektiert. Dahinter bildet sich ein Schatten, der bei der Ultraschalluntersuchung unsichtbar bleibt. „Die Lungen wurden deshalb lange als Hindernis für die Nutzung des Ultraschalls im Brustkorb betrachtet“, berichtet Dr. Nöldeke. Diese Ansicht habe sich als falsch erwiesen.

    Die Sonografie biete auch den Vorteil, dass Ultraschallgeräte für die Notfallmedizin, anders als die Apparate zur Röntgenuntersuchung oder Computertomografie, mobil sind und direkt am Krankenbett zum Einsatz kommen. „Die Kosten sind gering und die Untersuchungen können jederzeit ohne Strahlenrisiken wiederholt werden“, so der Experte. „Die Ärzte können sich dabei auch ein gutes Bild vom Heilungsverlauf machen und Krisen schneller erkennen.“

    Literatur:
    International evidence-based recommendations for point-of-care lung ultrasound
    Volpicelli G., Elbarbary M. et al.; Intensive Care Med. 2012 Apr;38(4):577–91.

    ***Bei Veröffentlichung Beleg erbeten.***

    Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint mehr als 9000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen 1 bis 3. Der Arbeitskreis Notfallsonografie wurde 2010 gegründet, um neue Ultraschalltechniken in die klinische Akutmedizin einzubeziehen.

    Im Internet:
    Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin
    http://www.degum.de

    Fortbildung für Ärzte
    http://www.notfallsono.de

    Kontakt für Journalisten:
    Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)
    Pressestelle
    Irina Lorenz-Meyer/Anna Julia Voormann
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Telefon: 0711 8931-642/-552
    Fax: 0711 8931-984
    lorenz-meyer@medizinkommunikation.org


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine
    transregional, national
    Transfer of Science or Research
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).