Theologischer Studientag der Universität Jena am 30. Januar 2013 zum Thema Priestertum aller Gläubigen
„Wir haben nur einen einzigen Priester, Christus, welcher sich selbst für uns und uns alle mit ihm geopfert hat.“ Das sagt Martin Luther in einem seiner Werke und fügt an anderer Stelle hinzu, dass man keinen anderen Mittler oder Priester brauche, um seinen Glauben zu leben. Beweise dafür seien in der Bibel zu finden – etwa im 1. Brief des Petrus im Neuen Testament. Geweihte Priester seien überflüssig, denn jeder getaufte Christ könne deren Aufgaben übernehmen. Dieser radikale Ansatz, der sich mit der damaligen Kirche nicht vereinbaren ließ, wurde zu einem der Grundbausteine der Reformation.
Bis heute steht das sogenannte Priestertum aller Gläubigen zwischen der römisch-katholischen und evangelischen Kirche, auch wenn Letztere nicht auf Ämter in der Kirche verzichtet. „Der Unterschied besteht aber darin, dass die protestantischen Amtsträger für ihren Dienst am Wort Gottes ordiniert und damit aus der Mitte der Gläubigen ordnungsgemäß berufen werden, während katholische Pfarrer geweiht und dadurch von den normalen Gläubigen, den sogenannten Laien, existenziell unterschieden werden“, erklärt Prof. Dr. Christopher Spehr von der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Gemeinsam mit Jenaer Kolleginnen und Kollegen hat er den Studientag der Theologischen Fakultät der Universität Jena zu diesem Thema vorbereitet. In verschiedenen Vorträgen und Arbeitsgruppen wollen die Jenaer Theologinnen und Theologen am 30. Januar beleuchten, wie sich das Priestertum aller Gläubigen bildete, wie es in der Praxis funktioniert und welche Herausforderungen und Chancen damit verbunden sind. Aktuell sei das Thema auf jeden Fall, versichert Spehr, und so freue man sich besonders über die Teilnahme der Landesbischöfin Ilse Junkermann am Studientag.
„Aufgrund des Mangels an Personal – vor allem in Mitteldeutschland – müssen die Gemeinden zunehmend auf Prädikanten oder Laienprediger zurückgreifen, die zwar theologisch ausgebildet und in der Mitteldeutschen Landeskirche ordiniert werden, aber die Aufgaben eines Pfarrers nur zum Teil und in ihrer Freizeit ausüben“, sagt der Organisator. Zwischen Pfarrern und Laientheologen ergebe sich dadurch ein Spannungsverhältnis, von dem nicht zuletzt die wissenschaftliche Theologie betroffen ist. Es stellt sich doch damit die Frage, warum es in der Ausbildung zum Pfarrer überhaupt noch des umfangreichen Theologiestudiums bedarf. Antworten darauf wollen die Teilnehmer in einer Arbeitsgruppe finden.
Zum Abschluss des Studientages laden die Theologen um 18.15 Uhr im Hörsaal 3 des Uni-Campus (Carl-Zeiß-Straße 3) zu einer Diskussion ein über die Frage „Braucht die Gesellschaft die Kirche?“. Auf dem Podium sitzen Prof. Dr. Eberhard Tiefensee von der Katholischen Fakultät der Uni Erfurt, Dr. Ellen Überschär, die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, die ZEIT-Journalistin Elisabeth von Thadden sowie Oberstleutnant i. G. Björn F. Schulz von der Führungsakademie der Bundeswehr.
Der Studientag zum Thema „Priestertum aller Gläubigen. Entstehung, Herausforderung und Chancen eines reformatorischen Paradigmas“ an der Universität Jena beginnt am 30. Januar um 9.30 Uhr in den Rosensälen (Fürstengraben 27). Zu allen Veranstaltungen ist die interessierte Öffentlichkeit eingeladen. Weitere Informationen zum Programm sind zu finden unter: www.uni-jena.de/Theologie.html.
Kontakt:
Prof. Dr. Christopher Spehr
Theologische Fakultät der Universität Jena
Fürstengraben 6, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 941130
E-Mail: christopher.spehr[at]uni-jena.de
http://www.uni-jena.de/unijenamedia/Downloads/faculties/theo/Studientag_30012013... - Programm des Studientags
Mitorganisator Prof. Dr. Christopher Spehr weist auf das zunehmende Spannungsverhältnis zwischen Pfa ...
Foto: Anne Günther/FSU
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