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08/15/2002 09:45

Zeithreihe zur Flächenzerschneidung in Baden-Württemberg

Dr. Birgit Spaeth Pressestelle
Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg

    Zeitreihe zur Flächenzerschneidung in Baden-Württemberg

    TA-Akademie fordert Erhalt der unzerschnittenen Gebiete

    Das Netz der Verkehrswege und Siedlungsflächen in Baden-Württemberg wird immer dichter. Die "effektive Maschenweite" als Maß für die unzerschnittenen Flächen, die als Erholungsgebiete für den Menschen und Lebensräume für Tiere von zentraler Bedeutung sind, ist in den vergangenen 70 Jahren um 40 Prozent zurückgegangen, und zwar von 22,92 km2 im Jahr 1930 auf heute nur noch 13,66 km2. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg (TA-Akademie) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Landschaftsplanung und Ökologie (ILPÖ) der Universität Stuttgart und der Landesanstalt für Umweltschutz.*

    Baden-Württemberg ist damit das erste Bundesland, für das eine solche Untersuchung vorliegt. Erstmals wurden in diesem Kontext auch die Auswirkungen des steigenden Verkehrsaufkommens analysiert.

    "Die "effektive Maschenweite" meff gibt an, wie groß die verbliebenen "Maschen" im Netz der Verkehrswege und Siedlungsflächen noch sind. Je mehr Straßen, Wohn- und Gewerbegebiete die Landschaft zerschneiden, umso kleiner wird der Wert", so Prof. Ortwin Renn, Leitender Direktor der TA-Akademie. Seit 1930 habe sich die effektive Maschenweite um mehr als 50 Prozent in den Landkreisen Bodenseekreis, Göppingen, Heidenheim, Hohenlohekreis, Rems-Murr-Kreis, Schwäbisch Hall und Waldshut
    verringert. "Freudenstadt ist der einzige Landkreis, für den die Abnahme im gleichen Zeitraum weniger als 10 Prozent beträgt", so Renn. Die Zahl der unzerschnittenen Gebiete größer als 100 km2 ist von elf im Jahr 1930 (1497 km2 = 4,2% der Landesfläche) auf heute sechs gesunken (752 km2 = 2,1%). Bei den Gebieten größer als 50 km2 fällt der Verlust sogar noch größer aus, von 52 im Jahr 1930 auf 22 heute. "Die Ergebnisse zeigen, dass die Landschaftszerschneidung in Baden-Württemberg seit 1930 stark zugenommen hat und weiter zunimmt", so Renn, der auch Mitglied im Nachhaltigkeitsrat der Landesregierung ist. Er fordert deshalb den Erhalt der letzten unzerschnittenen Räume im Land. "Täglich werden in Deutschland 129 Hektar freie Landschaft in Siedlungs- und Verkehrsfläche umgewandelt, das entspricht einer Fläche von 175 Fußballfeldern. In den Jahren 1993 und 1997 waren es noch 120 Hektar täglich. Eine Änderung dieses negativen Trends erfordert Änderungen in der Verkehrs- und Siedlungspolitik", so Renn.

    Für viele Tierarten wirken die Verkehrswege als Barrieren. Sie verhindern die Ausbreitung der Jungtiere, wenn diese sich ein eigenes Revier oder einen Partner zur Fortpflanzung suchen. "Wenn eine Population in einem Habitat erst einmal erloschen ist, kann die Fläche nicht mehr wiederbesiedelt werden, wenn die Tiere aus den Nachbarpopulationen die Barrieren nicht überqueren können", so Renn. Auch die steigende Verkehrsdichte auf den Straßen habe für viele Tierarten eine zusätzliche Lebensraumeinbuße zur Folge. "Die Störungsbänder entlang der Verkehrsstrecken werden immer breiter und damit schwerer zu überqueren", erklärt Heide Esswein, Mitarbeiterin im Projekt. Berücksichtigt man diese Lärmkorridore, dann betrug die effektive Maschenweite schon im Jahr 1989 nur noch 13,34 km² und lag damit unterhalb des heutigen Wertes ohne Berücksichtigung von Störungsbändern.

    Ausgestorben oder akut gefährdet sind in Baden-Württemberg heute unter anderem 75% der Amphibienarten, 47% der freilebenden Säugetiere, 38% der Vogelarten und 38% der Schmetterlinge. Die Landschaftszerschneidung und die Verinselung der verbliebenen Habitate gelten heute als eine wesentliche Ursache des Artenverlustes in Mitteleuropa. Zudem hat die Landschaftszerschneidung und -zersiedelung Auswirkungen für Bodengefüge und Bodenbedeckung, Wasserhaushalt, Immissionsbelastung, Kleinklima, Landschaftsbild und Erholungswert sowie für die Landnutzung. "Wichtig ist es, vergleichbare Daten über den Anstieg und den aktuellen Zustand der
    Landschaftszerschneidung zur Verfügung zu stellen, um dadurch eine Grundlage für planerische und politische Maßnahmen zu schaffen", so Renn.

    Ansprechpartnerin: Iris Lehmann, Tel: 0711/9063-229
    E-Mail: iris.lehmann@ta-akademie.de

    * Esswein/Jaeger/Schwarz-von Raumer/ Müller: Landschaftszerschneidung in Baden-Württemberg. Zerschneidungsanalyse zur aktuellen Situation und zur Entwicklung der letzten 70 Jahre mit der effektiven Maschenweite. Arbeitsbericht Nr. 214 der TA-Akademie, Juni 2002, Stuttgart. Zu bestellen unter Fax-Nr.0711/9063-299 oder als Download im Internet unter www.ta-akademie.de

    Bei der TA-Akademie außerdem erhältlich ist die Kurzinformation "Flächenzerschneidung in Baden-Württemberg"(2., erweiterte Auflage, ab September mit Kartenbeilage; kostenfrei)


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    Criteria of this press release:
    Biology, Construction / architecture, Environment / ecology, Information technology, Oceanology / climate, Traffic / transport, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results, Science policy
    German


     


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