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08/19/2002 13:18

Moorleiche bekommt ein Gesicht / Forschungszentrum caesar untersucht 2000 Jahre alte Mumie

Francis Hugenroth Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
caesar - center of advanced european studies and research

    Bonn, 19.08.2002. Am Bonner Forschungszentrum caesar wird Geschichte lebendig: In Kooperation mit dem Landesmuseum für Natur und Mensch Oldenburg vermessen die Wissenschaftler eine fast 2000 Jahre alte Moorleiche mit holografischen Methoden. Außerdem werden sie aus Computertomografie-Daten des Kopfes durch Rapid-Prototyping-Verfahren ein Kunststoffmodell des Schädels erstellen. Die Untersuchungen sollen dazu dienen, in einem weiteren Schritt das Gesicht lebensnah zu rekonstruieren.

    Der Tote, ein ca. 20 Jahre alter Mann, lebte zur Römerzeit und ist vermutlich zwischen 20 und 310 n. Chr. gestorben. Ein Torfarbeiter fand ihn im Jahr 1936 im Moor von Husbäke (Niedersachsen). Vermutlich ist er verunglückt, Verletzungen sind nicht sichtbar. Die Leiche wurde im Moor als Trockenmumie konserviert und ist relativ gut erhalten. Moorleichen sind die einzigen Quellen über den Menschen und sein Erscheinungsbild in Nordwestdeutschland aus der Zeit 200 v. Chr. bis 200 n. Chr. Sie geben wichtige Hinweise auf die Krankheiten, die Körperpflege, Ernährung und Tracht der damaligen Menschen.

    Das Oldenburger Museum lässt die Moorleiche von Husbäke mit modernsten Methoden untersuchen. Zunächst wurden in der Radiologischen Universitätsklinik Bonn Computertomografie-Aufnahmen (CT) des Kopfes gemacht. Sie stellen Schicht für Schicht ein genaues Abbild der Schädelknochen dar. Die CT-Daten werden im Forschungszentrum caesar für das Rapid-Prototyping verwendet. Dieses Verfahren wird u.a. im Automobil- und Maschinenbau gerne eingesetzt, um schnell und kostengünstig Prototypen aus dreidimensionalen Datensätzen herzustellen. caesar nutzt diese Vorteile für neue Anwendungen im Bereich der Medizin. Aus den Daten baut die Rapid-Prototyping-Anlage Schicht für Schicht ein Kunststoffmodell des Schädels der Moorleiche auf. Die Arbeitsgruppe unter Leitung von Dr. Hermann Seitz und Carsten Tille verwendet das Stereolithografie-Verfahren, bei dem Kunststoffharz durch Laserlicht ausgehärtet wird.

    Außerdem soll die Oberfläche der Moorleiche dokumentiert und vermessen werden. Die caesar-Arbeitsgruppe "Holografie und Lasertechnologie" unter Leitung von Prof. Dr. Peter Hering hat ein holografisches Aufnahmeverfahren entwickelt, das z.B. bei Patienten in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie zur Operationsvorbereitung eingesetzt werden kann. Mit einem gepulsten Laserstrahl wird ein Hologramm erzeugt und in einem zweiten Schritt die darin gespeicherte dreidimensionale Oberflächeninformation mit einer Digitalkamera schichtweise aufgezeichnet. Aus den so gewonnenen Daten kann ein 3D-Computermodell des Gesichtsprofils des Patienten rekonstruiert werden. Die Hologramme der Moorleiche dienen zur Dokumentation und könnten in anderen Museen als Exponat ausgestellt werden.

    Ausgehend von allen gewonnenen Informationen soll später das Gesicht der Moorleiche naturgetreu nachgebildet werden. Das Landesmuseum für Natur und Mensch Oldenburg beherbergt fünf Moorleichen aus vor- und frühgeschichtlichen Zeiten. Drei davon sind in der Dauerausstellung "Weder See noch Land. Moor - eine verlorene Landschaft" ausgestellt, die den Besuchern umfangreiche Informationen über die Natur- und Kulturgeschichte der Region Nordwestdeutschland vermittelt.
    Das internationale Forschungszentrum caesar (center of advanced european studies and research) aus Bonn hat 1998 die Arbeit aufgenommen. Mit inzwischen über 130 Mitarbeitern forschen interdisziplinäre Teams in den Bereichen Kommunikationsergonomie/Computerunterstützte Chirurgie, Materialwissenschaften/Nanotechnologie und Biotechnologie. Forschung und industrielle Anwendung gehen Hand in Hand: caesar entwickelt innovative Produkte und Verfahren und unterstützt die Wissenschaftler bei Firmenausgründungen.

    Diese Pressemitteilung sowie weitere Informationen und Fotos zum Downloaden finden Sie auch im Internet unter www.caesar.de/pressroom.

    Über ein Belegexemplar freuen wir uns!
    Sollten Sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte an:
    Forschungszentrum caesar, Frau Francis Hugenroth
    Friedensplatz 16, 53111 Bonn
    Telefon: 0228 / 96 56-135
    Fax: 0228 / 96 56-111
    E-Mail: hugenroth@caesar.de
    Internet: www.caesar.de


    More information:

    http://www.caesar.de/pressroom
    http://www.caesar.de/holographyandlasertechnology
    http://www.caesar.de/rapidprototyping


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    Die Moorleiche vor der holografischen Kamera. Foto: caesar
    Die Moorleiche vor der holografischen Kamera. Foto: caesar

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    Hologramm der Moorleiche in der Seitenansicht. Der Spiegel im Hintergrund zeigt das Gesicht. Foto: caesar
    Hologramm der Moorleiche in der Seitenansicht. Der Spiegel im Hintergrund zeigt das Gesicht. Foto: c ...

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    Criteria of this press release:
    History / archaeology, Mathematics, Mechanical engineering, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Physics / astronomy, Social studies
    transregional, national
    Research projects
    German


     

    Die Moorleiche vor der holografischen Kamera. Foto: caesar


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    Hologramm der Moorleiche in der Seitenansicht. Der Spiegel im Hintergrund zeigt das Gesicht. Foto: caesar


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