Astronomen der internationalen Forschungskooperation CLUES haben mit dem „Cosmic Web Stripping“ einen neuen Mechanismus aufgezeigt, der erklären könnte, warum die Anzahl beobachteter Zwerggalaxien viel kleiner ist als von theoretischen Modellen vorhergesagt. Ausgehend von einem Universum, welches hauptsächlich aus kalter Dunkler Materie und Dunkler Energie besteht, stellt das Problem der „fehlenden Zwerggalaxien“ eines der größten Rätsel für das Verständnis der Galaxienentwicklung dar.
Die hochpräzisen astronomischen Beobachtungskampagnen der letzten zwei Jahrzehnte haben gezeigt, dass unser Universum zu etwa 75 Prozent aus Dunkler Energie, zu 20 Prozent aus Dunkler Materie, und nur zu fünf Prozent aus normaler, direkt beobachtbarer Materie besteht. Mithilfe von Computer-Simulationen auf den größten Superrechnern konnten Astronomen auch demonstrieren, dass die Anzahl von Zwerggalaxien, also Galaxien mit nur einem Tausendstel der Masse der Milchstraße, in solch einem Universum sehr hoch sein sollte. Jedoch wurden bislang deutlich weniger Zwerggalaxien als erwartet beobachtet.
Die Forscher haben dieses Problem innerhalb des Projektes Constrained Local UniversE Simulations (CLUES) untersucht. Die Anfangsbedingungen für die CLUES-Simulationen werden aus den beobachteten Positionen und Eigengeschwindigkeiten der Galaxien konstruiert, die bis zu einigen Zehntausenden Lichtjahren Entfernung von der Milchstraße entfernt sind. „Hauptziel von CLUES ist es, die Entwicklung der Lokalen Gruppe, also der Andromeda-Galaxie und der Milchstraße sowie derer weniger massereichen Nachbarn, in ihrer beobachteten großräumigen Umgebung zu simulieren.“ erklärt Stefan Gottlöber vom Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP).
Bei der genauen Untersuchung der Simulationsergebnisse von CLUES haben die Astronomen nun entdeckt, dass einige weit entfernte Zwerggalaxien der Lokalen Gruppe sich mit solch hohen Geschwindigkeiten relativ zum Kosmischen Netz („Cosmic Web“) bewegen, dass sie einen Großteil ihres Gases bei der Durchquerung der lokalen Netzstrukturen verlieren. Die Forscher nennen diesen Mechanismus daher „Cosmic Web Stripping“. Das Kosmische Netz beschreibt die großräumige Struktur des Universums als ein riesiges Netzwerk aus Filamenten und flachen, scheibenartigen Strukturen.
„Diese Zwerge sind so schnell, dass ihr Gas sogar bei der Durchquerung extrem dünner Strukturen weggerissen wird“, so Alejandro Benítez LLambay, Doktorand an der argentinischen Universidad Nacional de Córdoba und Erstautor der heute in Astrophysical Letters veröffentlichten Studie. Nach einer solch starken Reduktion des Gasreservoirs wäre die Sternentstehung in diesen Zwerggalaxien schon vor einigen Milliarden Jahren stark abgesunken, und die Zwerge wären heute praktisch nicht beobachtbar.
Publikation: Alejandro Benítez Llambay, Julio F. Navarro, Mario G. Abadi, Stefan Gottlöber, Gustavo Yepes, Yehuda Hoffman, and Matthias Steinmetz: Dwarf galaxies and the Cosmic Web, doi:10.1088/2041-8205/763/2/L41
http://iopscience.iop.org/2041-8205/763/2/L41/
Wissenschaftlicher Kontakt: Dr. Stefan Gottlöber, sgottloeber@aip.de, Tel.: 0331 7499 516
Pressekontakt: Dr. Gabriele Schönherr presse@aip.de, Tel.: 0331 7499383
http://www.aip.de - Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP)
http://www.clues-project.org - Das CLUES Projekt
http://www.clues-project.org/movies/cosmicwebstripping.html - Diverse Animationen
Cosmic Web Stripping entzieht einer sehr schnellen Zwerggalaxie beim Durchqueren des lokalen kosmisc ...
Source: Bild: Alejandro Benítez Llambay
Zoom auf die Region wo die Zwerggalaxie lokalisiert ist
Source: Bild: Alejandro Benítez Llambay
Criteria of this press release:
Journalists
Physics / astronomy
transregional, national
Research results
German

Cosmic Web Stripping entzieht einer sehr schnellen Zwerggalaxie beim Durchqueren des lokalen kosmisc ...
Source: Bild: Alejandro Benítez Llambay
Zoom auf die Region wo die Zwerggalaxie lokalisiert ist
Source: Bild: Alejandro Benítez Llambay
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).