Kunsthistoriker der Uni Jena und Kunstverein präsentieren 2013 großes Ausstellungsprojekt
Aktuelle Forschungsergebnisse belegen: Mentalitäten der Intoleranz wie Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus, sexuelle Diskriminierung, sozialer Hass und autoritäres Denken sind in erschreckendem Maße in der Mitte der Gesellschaft verbreitet. Diese Erkenntnis aufgreifend haben der Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Universität Jena und der Jenaer Kunstverein ein vielschichtiges Ausstellungsprojekt entwickelt. Unter der Fragestellung „Was kann Kunst zu diesem Thema beitragen?“ wird das Projekt „BrandSchutz // Mentalitäten der Intoleranz“ neue Perspektiven auf das Problem des Rechtsextremismus eröffnen. Die Idee von BrandSchutz ist, dass Werke der Gegenwartskunst mit ihren eigenen Mitteln auf jene Mentalitäten der Intoleranz aufmerksam machen, die das Erstarken des Rechtsextremismus begünstigen. Gerade die Mitte der Gesellschaft soll damit angesprochen und zum Nachdenken angeregt werden.
Wen erreicht man mit Kunst?
„Nicht Skins, sondern die bürgerliche Mitte wollen wir ansprechen“, sagt die Kunsthistorikerin Prof. Dr. Verena Krieger von der Universität Jena. „Ziel des Projekts ist es, die Öffentlichkeit nachhaltig zu sensibilisieren und die Auseinandersetzung gerade auch von Jugendlichen mit dieser Thematik zu fördern“, erläutert die Projektinitiatorin. „Dass sich ein Fach wie die Kunstgeschichte so direkt in politische Prozesse einmischt, ist recht ungewöhnlich“, weiß Krieger: „Umso wichtiger ist es uns hier in Jena“. Dies unterstreicht auch der Vorsitzende des Jenaer Kunstvereins Wolfram Stock und weist auf die zahlreichen Aktivitäten hin, die es in Jena gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit gab und gibt. „Es war Zeit dafür, dass sich die Kunst in diese Aktivitäten einreiht“, so der Kunstvereins-Vorsitzende und ergänzt: „Es gibt wenige Ausstellungen, die so nah am Puls der Zeit sind und wir hoffen durch die Vielschichtigkeit der Ausstellung eine breite gesellschaftliche Diskussion in Gang zu setzen“.
Ausstellungen, Filme, Vorträge und ein Abschlusssymposium
Und so soll BrandSchutz, das aus mehreren eng miteinander verzahnten Teilprojekten besteht, zu einer kleinen Documenta in Jena werden. Im Zentrum steht die Kunstausstellung „BrandSchutz“, die im Herbst 2013 eröffnet werden soll. An mehreren leicht zugänglichen Orten werden zeitgenössische Kunstwerke gezeigt, die provozierend oder berührend, irritierend oder unterhaltsam sind, stets aber zum Nachdenken anregen. Die auszustellenden Künstler und ihre Werke wurden im Winter in einem Projektseminar mit Studierenden der Kunstgeschichte recherchiert und ausgewählt und werden nun angefragt, ob sie an dieser einmaligen Ausstellung partizipieren wollen. „Bislang sind die Reaktionen durchweg positiv bis begeistert“, berichtet Prof. Krieger. Die Exposition wird durch ein museumspädagogisches Programm begleitet, welches gleichfalls mit Studierenden erarbeitet wird. Außerdem gehören zwei weitere Kunstprojekte im öffentlichen Raum, eine Vortragsreihe und eine Filmreihe zu BrandSchutz. Abgeschlossen werden soll das Projekt Anfang 2014 mit einem wissenschaftlichen Symposium. Dort sollen Formen und Wirkungsweisen künstlerischer Auseinandersetzung mit Intoleranz untersucht und auch die Erfahrungen mit BrandSchutz ausgewertet werden. „Das Projekt ist der Beitrag der Kunstgeschichte zum Kompetenzzentrum Rechtsextremismus der Universität Jena“, sagt Prof. Krieger.
Den Auftakt bildet der Frommannsche SkulpturenGarten, dessen neue Ausstellung Ende Mai 2013 eröffnet werden soll. Hier wird eine erste künstlerische Annäherung an das Thema BrandSchutz als Anregung und Einstimmung präsentiert. Ein weiterer Höhepunkt des Projekts wird die temporäre künstlerische Gestaltung der Glasfassade des Jenaer Stadtspeichers sein. Hierfür wurde ein offener Wettbewerb ausgeschrieben, der noch bis zum 1. März läuft. Die von einer Expertenjury ausgewählten fünf besten Bewerbungen werden am 12. März vorgestellt. Der später daraus ausgewählte Siegerentwurf soll bis zur Eröffnung am 3. Oktober 2013 realisiert werden.
„Konstitutiv für das Projekt ist die intensive Einbeziehung von Studierenden in den offenen Prozess der Konzeptionsentwicklung und Umsetzung“, betont Prof. Krieger. So wurden beim Projektseminar von den Studierenden qualitätsvolle künstlerische Positionen recherchiert. Im kommenden Sommersemester werden dann mit den Studierenden die Umsetzung des Ausstellungskonzepts und ein Katalog erarbeitet sowie die begleitende Vortragsreihe und das abschließende Symposium konzipiert. Für das arbeitsintensive Vorhaben steht Prof. Krieger und dem Jenaer Kunstverein ein qualifiziertes und engagiertes Team zur Seite. Der Oberbürgermeister von Jena hat die Schirmherrschaft übernommen und erste Förderer konnten bereits gewonnen werden. Noch längst ist nicht alles finanziert von diesem vielseitigen Jenaer Ausstellungsprojekt, doch die Initiatoren sind zuversichtlich.
Kontakt:
Prof. Dr. Verena Krieger
Kunsthistorisches Seminar der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 18, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944160
E-Mail: verena.krieger[at]uni-jena.de
http://www.brandschutz.uni-jena.de
http://www.uni-jena.de
Die Kunsthistorikerin Prof. Dr. Verena Krieger von der Universität Jena und Wolfram Stock, Vorsitzen ...
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
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Die Kunsthistorikerin Prof. Dr. Verena Krieger von der Universität Jena und Wolfram Stock, Vorsitzen ...
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
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