idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
03/22/2013 13:41

Die Angst des Schützen beim Elfmeter

Marietta Fuhrmann-Koch Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Fußballspieler können Elfmeterschießen trotz der extremen Stresssituation mit bestimmten Strategien gezielt trainieren und somit ihre Erfolgschancen beim Torschuss deutlich erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung, mit der der Sportwissenschaftler Dr. Georg Froese an der Universität Heidelberg promoviert wurde. Auf der Basis von Interviews, umfangreichen Strafstoß-Analysen und einem Feldexperiment untersuchte Froese, welche Faktoren die Leistung von Elfmeterschützen beeinflussen und welche Rolle dabei die Psychologie spielt. Er identifizierte zwei Spielertypen mit bestimmten Strategien und leitete aus den Ergebnissen praktische Konsequenzen für das Training ab.

    Pressemitteilung

    Heidelberg, 22. März 2013

    Die Angst des Schützen beim Elfmeter
    Dissertation erforscht Leistungsverbesserungen durch gezieltes Strafstoß-Training

    Fußballspieler können Elfmeterschießen trotz der extremen Stresssituation mit bestimmten Strategien gezielt trainieren und somit ihre Erfolgschancen beim Torschuss deutlich erhöhen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung, mit der der Sportwissenschaftler Dr. Georg Froese an der Universität Heidelberg promoviert wurde. Auf der Basis von Interviews, umfangreichen Strafstoß-Analysen und einem Feldexperiment untersuchte Froese, welche Faktoren die Leistung von Elfmeterschützen beeinflussen und welche Rolle dabei die Psychologie spielt. Er identifizierte zwei Spielertypen mit bestimmten Strategien und leitete aus den Ergebnissen praktische Konsequenzen für das Training ab. Die Arbeit „Sportpsychologische Einflussfaktoren der Leistung von Elfmeterschützen“ erhielt den erstmals vergebenen Wissenschaftspreis des Deutschen Fußball-Bunds (DFB).

    Georg Froese, der als Sportpsychologe arbeitet und selbst in der 3. Liga spielte, ist Spielertrainer beim FC Internationale Berlin. Für seine Untersuchung führte der 34-Jährige Interviews mit Spielern, darunter auch der ehemalige Bundesliga-Profi Hans-Jörg Butt, zudem wertete er zahlreiche Studien zu Strafstößen aus und analysierte die Aufzeichnungen tausender Elfmeter, so alle Strafstöße in der Bundesliga-Historie und die Elfmeterschießen in den großen Turnieren weltweit. Auf dieser Grundlage passte er ein Handlungsmodell aus der Motivationspsychologie an die spezifische Elfmetersituation an und leitete daraus Hypothesen über den Zusammenhang von Persönlichkeitseigenschaften und Leistungsstabilität in Drucksituationen ab. Diese Annahmen überprüfte Froese in einem Feldexperiment, in dem er den maximalen psychischen Druck vergleichbar zur tatsächlichen Spielsituation simulierte: „Wir haben ein eigenes Turnier ins Leben gerufen, den ‚Elfmeterkönig von Leipzig‘, bei dem wir die Spieler durch mediale Berichterstattung, Preisvergabe und Zuschauer unter Druck gesetzt haben.“

    Seine Forschungsergebnisse zeigen, dass der beste Spieler nicht automatisch auch der beste Elfmeterschütze ist. „Wer schießt, sollte nach seiner psychologischen Eignung ausgewählt werden, wobei vor allem geringe Wettkampfängstlichkeit eine Rolle spielt.“ Der Wissenschaftler identifizierte zwei typbedingte Strategien für Elfmeterschützen: Eine torhüterunabhängige Strategie für Persönlichkeitstypen, die „Ideale“ anstreben und dafür auch bereit sind, Risiken einzugehen. Dabei verfolgt der Schütze einen genauen Plan und schießt in eine bestimmte Torregion – der Erfolg hängt hauptsächlich von der Schussgenauigkeit ab, die trainiert werden muss. Eine torhüterabhängige Strategie wählen Froese zufolge Spieler, die ihre Ziele eher durch Fehlervermeidung erreichen wollen: Sie nutzen ihren Vorteil als Schütze und passen den Schuss an das an, was der Torwart macht – hierfür ist eine gute Kopplung von Wahrnehmung und Handlung nötig, um spät auf Hinweisreize reagieren zu können.

    „Ihre Strategie können Spieler trainieren und unter Drucksimulationstraining perfektionieren, um Automatismen zu entwickeln und so die Elfmeter-Angst zu reduzieren“, erklärt Froese. Dies gelte auch für Torhüter, die dann beim Schützen besser erkennen, wohin dieser schießen will. Froeses Untersuchungsergebnisse führten in letzter Konsequenz auch dazu, dass er sich in seiner Funktion als Spielertrainer bei Internationale Berlin selbst als Elfmeterschütze absetzte. „Ich habe es schon immer geahnt und jetzt durch meine Studie die Bestätigung erhalten, dass ich zum Strafstoßschießen nicht geeignet bin. Der Schütze, der mich abgelöst hat, hat bis jetzt eine perfekte Quote – insofern haben wir das richtig gemacht!“

    Georg Froese wurde 2011 am Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Heidelberg bei Prof. Dr. Henning Plessner promoviert. Die Promotion hatte er, nach seinem Psychologiestudium an der Freien Universität Berlin, an der Universität Leipzig begonnen. Als aktiver Fußballer spielte Froese unter anderem bei Union Berlin und dem SV Babelsberg.

    Literaturhinweis:
    Georg Froese: Sportpsychologische Einflussfaktoren der Leistung von Elfmeterschützen. Verlag Dr. Kovac (2012)

    Kontakt:
    Dr. Georg Froese
    Telefon 0172-3882410
    info@georg-froese.de

    Kommunikation und Marketing
    Pressestelle, Telefon (06221) 54-2311
    presse@rektorat.uni-heidelberg.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Sport science
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).