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09/12/2002 08:41

Konsequenzen aus Bildungsforschung gefordert

Axel Burchardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung tagt vom 18.-20. September an der Universität Jena

    Jena (12.09.02) Während in der Bundesrepublik bereits "PISA-Tests" für Lehrer und Hochschulen geplant werden, kritisieren Bildungsforscher die bisher noch fehlende Auswertung des PISA-Schulvergleichs. Die systematische Ursachenerforschung für das schlechte deutsche Abschneiden und das Erstellen von Handlungsempfehlungen ist längst nicht beendet, obwohl das Interesse an PISA bereits wieder abflacht, beklagen die Experten. Die Wissenschaftler sind jedoch höchst aktiv, wie sie bei der 62. Tagung der Arbeitsgruppe für Empirische Pädagogische Forschung (AEPF) unter Beweis stellen wollen. Vom 18.-20. September findet der Kongress, zu dem über 200 Teilnehmer erwartet werden, erstmals an der Friedrich-Schiller-Universität Jena statt. 110 Beiträge wollen dem Tagungsschwerpunkt "Diagnose und Intervention in pädagogischen Handlungsfeldern" neue Seiten abgewinnen.

    Einer der führenden deutschen PISA-Experten ist Prof. Dr. Manfred Prenzel aus Kiel. Er wird am 18. September ab 18 Uhr in der Jenaer Uni-Aula (Fürstengraben 1) einen öffentlichen Vortrag über "Unterrichtsentwicklung auf der Grundlage empirisch fundierter Diagnosen und Handlungskonzepte" halten. Dass neben PISA zahlreiche weitere Felder thematisiert werden, beweist bereits der zweite öffentliche Vortrag. Zur Eröffnung der Tagung in der Aula spricht am 18. September um 9 Uhr Prof. Dr. Günther L. Huber (Tübingen) darüber, "Was Lehrer über das schulische Lernen wissen sollten".

    Dass der Beitrag nicht nur für Lehrer interessant sein wird, ist sich der Pädagogische Psychologe Prof. Dr. Ewald Johannes Brunner sicher. Er und sein Kollege Prof. Dr. Günther Scholz vom Jenaer Institut für Erziehungswissenschaften organisieren die Tagung institutsübergreifend gemeinsam mit Prof. Dr. Peter Noack vom Institut für Psychologie. Brunner hofft darauf, dass die Ergebnisse der Tagung sowie der Bildungsforschung im allgemeinen "nicht mehr mit den üblichen 50 Jahren Verspätung in die Praxis umgesetzt werden". Die Jenaer Veranstaltung will diese Beschleunigung durch aktuelle Resultate fördern: Vom Einsatz neuer Medien im Unterricht über die Gestaltung der Schulen bis hin zum einzelnen Lehrer zwischen Ignoranz und Überlastung reicht das Themenspektrum.

    "Der Unterricht orientiert sich heute noch immer zu stark am Modell des Nürnberger Trichters", kritisiert Prof. Brunner. Der traditionelle Frontalunterricht beherrscht die Klassenzimmer, und noch immer lernen die Schüler im 45-Minuten-Takt. "Das ist eine Arbeitsform, die es sonst höchstens noch am Fließband in der Fabrik gibt", vergleicht der Pädagoge von der Universität Jena. Dabei könne schulische Gruppenarbeit - richtig gemacht - die Leistung aller, auch der starken Schüler fördern und zusätzlich das soziale Klima verbessern. "Dazu benötigen die Lehrer nicht nur die entsprechende Ausbildung, sondern auch die materiellen Möglichkeiten", tritt Brunner einer pauschalen Lehrerkritik entgegen. "Das ist Aufgabe der Politik", sagt der Erziehungswissenschaftler und ist sich sicher: "Die Politiker täten gut daran, die Bildungsforscher zu hören und zu unterstützen".

    Dass diese zahlreiche Ansätze liefern, beweist auch die Jenaer Tagung. Mitveranstalter Günther Scholz und Michael Kahlert werden beispielsweise "Videogestützte Diagnostik von Angst" vorstellen. Die Erziehungswissenschaftler von der Uni Jena haben in einer Studie ein Testverfahren konstruiert, das auch bei jüngeren Kindern angewendet werden kann, die noch nicht schreiben und lesen können. Das computergestützte Verfahren ermöglicht die Messung von Angstzuständen und anderen emotionalen Prozessen und gestattet somit eine gezielte pädagogisch-psychologische Hilfe.

    Der dritte Mitveranstalter Prof. Noack erläutert in seinem Beitrag, dass ein Zusammenhang von Intoleranz und Schulform besteht. Ein Ergebnis seiner umfangreichen Längsschnittstudie zeigt, dass die Schule auch jenseits des familiären Hintergrunds einen Unterschied macht hinsichtlich der Einstellungen junger Menschen.

    Die konkreten Ergebnisse werden nicht nur während des Kongresses vorgestellt, sondern auch als Tagungsband publiziert. Weitere Informationen zur AEPF-Tagung sind unter: http://www.uni-jena.de/erzwiss/aepf/start.html auch im Internet erhältlich.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Ewald Johannes Brunner
    Institut für Erziehungswissenschaften der Uni Jena
    Carl-Zeiß-Platz 1, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 654431 oder 654430
    Fax: 03641 / 654432
    E-Mail: brunner@uni-jena.de


    More information:

    http://www.uni-jena.de/erzwiss/aepf/start.html


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    Psychology, Social studies, Teaching / education
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results, Scientific conferences
    German


     

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