Daclizumab-Spritzen alle vier Wochen reduzieren Schübe und bleibende Schäden
RUB-Neurologen berichten in The Lancet
Auf der Suche nach neuen Medikamenten gegen die schubförmige Multiple Sklerose (MS) haben Forscher unter Studienleitung der Neurologie des RUB-Klinikums St. Josef Hospital (Prof. Dr. Ralf Gold) einen erfolgversprechenden Kandidaten getestet: Eine pharmakologisch modifizierte Form von Daclizumab reduzierte im Vergleich zu Placebo bei Anwendung alle vier Wochen über ein Jahr hinweg die Wahrscheinlichkeit für einen MS-Schub um über 50 Prozent. Auch das Risiko für bleibende Einschränkungen sank um rund die Hälfte.
Die Forscher berichten in der aktuellen Ausgabe des renommierten Magazins „The Lancet“.
Mehr als 600 Patienten in ganz Europa und Indien nahmen teil
Die Forscher in 76 Zentren in ganz Europa und Indien schlossen insgesamt über 600 Patienten mit schubförmiger MS in diese Zulassungsstudie ein. Sie wurden zufällig auf drei annähernd gleich große Gruppen verteilt: Die eine Gruppe erhielt über ein Jahr hinweg alle vier Wochen eine subkutane Gabe mit 150 mg Daclizumab, die zweite Gruppe je 300 mg Daclizumab, die dritte Gruppe eine Placeboinfusion. Weder Patienten noch medizinisches Personal waren eingeweiht, in welche Gruppe ein Patient gehörte (doppelblind). Um den Erfolg der Therapie zu messen, werteten die Forscher an erster Stelle die Anzahl der neuen MS-Schübe während der einjährigen Behandlungszeit aus. Außerdem untersuchten sie unter anderem die Anzahl der Entzündungsherde in Hirn und Rückenmark der Patienten mittels Magnetresonanztomografie und bewerteten den körperlichen und psychischen Zustand sowie die Lebensqualität der Patienten mit verschiedenen Testverfahren. Als Sicherheitsmaßnahme wurden regelmäßig Blutuntersuchungen durchgeführt.
Rund 50 Prozent weniger Schübe und Beeinträchtigungen
Es zeigte sich, dass das Risiko für einen MS-Schub in der Gruppe, die 150 mg Daclizumab erhielt, um 57 Prozent geringer war als in der Placebo-Gruppe; bei den Patienten, die 300 mg Daclizumab erhielten, reduzierte sich das Risiko um 43 Prozent. Eine fortschreitende Behinderung durch die MS-Erkrankung trat in den beiden mit Daclizumab behandelten Gruppen ebenfalls um die Hälfte seltener auf als in der Placebo-Gruppe. Die Anzahl neuer Entzündungsherde in Hirn und Rückenmark sank durch die Daclizumab-Therapie um etwa 40 Prozent.
Viel versprechendes Medikament – weitere Studien nötig
Unerwünschte Nebenwirkungen waren selten und betrafen hauptsächlich die Leberfunktion und Hautentzündungen. „Um die Sicherheit zu gewährleisten, werden Monitoring-Programme und Therapie-Richtlinien entwickelt“, erklärt Prof. Gold, „so dass man Fälle von immunbedingten Nebenwirkungen früh erkennen kann.“ Insgesamt werten die Forscher die Ergebnisse der Studie als Erfolg: „Die Dosis von 150 Milligramm alle vier Wochen hat sich als viel versprechend für weitere Studien herausgestellt. Insbesondere zeigen sich völlig neue Wirkmechanismen, nämlich die verbesserte Rekrutierung von körpereigenen, regulatorischen natürlichen Killerzellen als Schutzmechanismus. Daclizumab könnte in Sachen Wirkmechanismus, Sicherheit und Verträglichkeit einer der dringend benötigten neuen Wirkstoffe zur Behandlung der Multiplen Sklerose werden.“
Der Wirkstoff Daclizumab
Daclizumab ist ein sogenannter monoklonaler Antikörper, der auf das Immunsystem wirkt. Er blockiert den hochaffinen Rezeptor des entzündungsfördernden Botenstoffs Interleukin-2, von dem man annimmt, dass er bei der Multiplen Sklerose eine bedeutende Rolle spielt. Bei MS greift das körpereigene Immunsystem die Isolierschicht der Nervenzellen an und zerstört sie.
Titelaufnahme
Ralf Gold et. al.: Daclizumab high-yield process in relapsing-remitting multiple sclerosis (SELECT): a randomised, double-blind, placebo-controlled trial. In: THELANCET-D-12-06790R1, S0140-6736(12)62190-4
Weitere Informationen
Prof. Dr. med. Ralf Gold, Direktor der Neurologischen Klinik der Ruhr-Universität Bochum am St. Josef-Hospital, Tel. 0234/509-2410, E-Mail: ralf.gold@rub.de
Redaktion: Meike Drießen
Criteria of this press release:
Journalists
Medicine
transregional, national
Research results
German
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