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Nachrichten, Termine, Experten
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Herzlich eingeladen ist die interessierte Öffentlichkeit zu einem Abendvortrag am Donnerstag, dem 19. September 2002, 19.30 Uhr, Hörsaal 5/Gebäude 16 der Magdeburger Uni. Professor Heinz-Otto Peitgen aus Bremen spricht zum Thema "Ordnung im Chaos - Chaos in der Ordnung". Peitgen ist international als Autor bzw. Herausgeber einer Vielzahl von lesenswerten, graphisch ungeheuer ansprechenden Büchern über Fraktale und Chaos bekannt. Sein Vortrag richtet sich an die Allgemeinheit, ihm zu folgen erfordert also keine physikalischen Vorkenntnisse. Dass dieser Vortrag ein Genuss wird, kann versprochen werden: Heinz-Otto Peitgen versteht es wie kaum sonst jemand, seine Zuhörer und Zuschauer mit einer gelungenen Mischung aus Multimedia-Einsatz und Live-Experimenten zu fesseln. Dieser Vortrag oder besser diese Show wird, ein besonderer "Leckerbissen" werden. Ein Termin, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Der Eintritt ist frei.
Das Vortragsthema ist an Aktualität kaum zu überbieten. Die "Chaostheorie" zeigt dem technologischen Machbarkeitswahn der Moderne eindeutige Grenzen auf. Hörte man in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Prophezeiungen, wonach bald Wetter, Klima und Kriege mathematisch beherrschbar und zu unseren Gunsten manipulierbar würden, so weiß man heute um die durch die Existenz chaotischer Dynamik gesetzten prinzipiellen Grenzen der Vorhersagbarkeit auch in determinierten Systemen. Exakte Wettervorhersagen über mehr als zwei Wochen bleiben damit aufgrund der Unmöglichkeit, die Anfangsdaten genau genug zu erheben, auf lange Sicht außerhalb der Reichweite der Wissenschaft. Heute hören wir von den Verheißungen der Gentechnologie, dass Lebewesen entsprechend einer Wunschliste machbar sein sollen. Es ist absehbar, dass solchen Vorhersagen, die auf der Grundlage einer Vorstellung grenzenloser Beherrschbarkeit der Natur gemacht werden, ein ähnliches Schicksal beschieden ist wie den Prophezeiungen zu anderen Machbarkeitsszenarien.
Interessant ist der Wechsel, den die Idee des Chaos im Lauf der Geschichte erfahren hat. Wurden bis zum Ende des 17. Jahrhunderts Naturphänomene nicht als durch einfache Grundgesetze gesteuert erkannt, sondern eher dem Bereich mystischen Geschehens oder des Chaos zugerechnet, so wandelte sich seit Kepler und Newton mit dem Erfolg mathematischer Naturbeschreibung das Weltbild. Es schien nur noch eine Frage der Zeit, bis alle Naturphänomene gesetzmäßig erfasst wären und mathematische Ordnung das Chaos verdrängte. In der Gegenwart schließlich ist das Chaos selbst zum mathematischen Begriff geworden, der es erlaubt, mit Präzision die Grenzen des Vorhersagbaren abzustecken.
Der Zufall und die Statistik erhalten damit wieder eine wichtigere Rolle in physikalischen Theorien. Überraschenderweise zeigt sich darüber hinaus, dass die Zufälligkeiten beim Entstehen natürlicher Strukturen geradezu notwendig sein können, damit regelmäßige Muster auftreten, sich also Ordnung ausbildet.
Der öffentliche Abendvortrag findet im Rahmen des von der WE-Heraeus-Stiftung geförderten Ferienkurses für Physik zum Thema "Strukturbildung und Selbstorganisation" statt. Etwa 50 Studierende und Promovenden aus Deutschland nehmen daran teil. Der Kurs findet vom 16. bis 27. September 2002 an der Fakultät für Naturwissenschaften der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg statt.
Die Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung des bürgerlichen Rechts. Ihr Zweck ist die Förderung von Forschung und Ausbildung in den Naturwissenschaften, insbesondere der Physik. Die Stiftung arbeitet eng mit der Deutschen Physikalischen Gesellschaft e.V. zusammen.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Klaus Kassner, Fakultät für Naturwissenschaften der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Tel.: (0391) 67 18799 oder Klaus.Kassner@physik.uni-magdeburg.de
Criteria of this press release:
Information technology, Mathematics, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Philosophy / ethics, Physics / astronomy, Religion
regional
Miscellaneous scientific news/publications, Organisational matters
German
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