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09/18/2002 14:00

Universität Heidelberg wählte erstmals im Fach Jura ihre Anfänger selbst aus

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    1600 Bewerbungen auf 200 Studienplätze - Rektor Prof. Hommelhoff, Dekan Prof. Müller-Graff und Prodekan Prof. von Hoyningen-Huene ziehen eine sehr positive Bilanz - "Vorreiter für Deutschland"

    Die Universität Heidelberg wählte erstmals im Fach Jura ihre Studienanfänger selbst aus. "Wir begrüßen es, dass die Zuteilung der Studienplätze in der Rechtswissenschaft nicht mehr über die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen in Dortmund erfolgt, weil wir nun mehr Leistungselemente gezielt in die Vergabe einfließen lassen können", sagt Rektor Prof. Dr. Peter Hommelhoff. Motiviertere und leistungsbereitere Studierende stellten erhöhte Anforderungen an die Professoren und Dozenten und "tragen wesentlich dazu bei, ein intellektuelles Klima zu schaffen, in dem die Juristische Fakultät der Universität Heidelberg weiterhin ihre Spitzenposition in den nationalen Ranglisten behauptet". Hommelhoff erneuert sein grundsätzliches Plädoyer für ein erweitertes Auswahlrecht der Universitäten bei der Zulassung ihrer Studierenden. Das neue Heidelberger Jura-Verfahren bewertet der Rektor ebenso wie Dekan Prof. Dr. Peter-Christian Müller-Graff und Prodekan Prof. Dr. Gerrick von Hoyningen-Huene als sehr positiv und als "Vorreiter für Deutschland".

    Rund 1600 Bewerbungen für die 200 Jura-Studienplätze des kommenden Wintersemesters waren fristgerecht bei der Universität Heidelberg eingegangen. Wie das Hochschulzulassungsgesetz vorschreibt, wurden 50 Prozent der vorhandenen Plätze allein nach der Abiturnote vergeben, 10 Prozent nach sozialen Kriterien und 40 Prozent durch das nun erstmals durchgeführte "Eignungsfeststellungsverfahren". Nebenbei bemerkt: Bei den 100 Plätzen aufgrund der Abiturnote reichte ein Durchschnitt von 1,2 nicht aus, um einen Studienplatz in Heidelberg zu erhalten.

    700 Bewerber für den Test

    Etwa 700 Interessenten bewarben sich für den Auswahltest. Die Universitätsverwaltung erstellte daraufhin eine neue Rangliste, bei der die Fächer Mathematik, Deutsch und eine fortgeführte Fremdsprache besonders gewichtet wurden. "Wir misstrauen der Abiturnote", sagen Dekan und Prodekan unisono. "Auf die Abiturnote ist nur zum Teil Verlass, aber zu einem signifikanten Teil eben nicht", stellt Dekan Prof. Müller-Graff heraus. So gewichtet, wurden die 300 besten Bewerber zu dem Test nach Heidelberg geladen. "Großes Lob verdienen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Studentensekretariat und in der EDV-Abteilung", fügt die Dezernentin für Studium und Lehre, Dr. Gerlinde Schlicker, hinzu. Hier sei hervorragende Arbeit unter großem Zeitdruck geleistet worden. Von den 300 Bewerbern traten 144 tatsächlich zum Test an.

    "Wir haben hier etwas Zukunftsweisendes entwickelt", steht für Prodekan von Hoyningen-Huene fest. Die Fakultät habe von Beginn an ein objektives Verfahren durchführen wollen, sagt der Arbeitsrechtler, der sich wissenschaftlich mit Personalauswahl beschäftigt und unter anderem das Buch "Der psychologische Test im Betrieb" vorgelegt hat. Aus diesem Grund zog die Fakultät ein ausgewiesenes Unternehmen aus München hinzu, das seit 35 Jahren Kriterien für die Personalauswahl in der Privatwirtschaft entwickelt und verfeinert. Rat holten sich die Juristen zudem bei Prof. Dr. Manfred Amelang aus dem Psychologischen Institut der Universität Heidelberg. "Mit diesen Experten definierten wir vor dem Test, wie wir uns den idealen Heidelberger Jurastudenten vorstellen", beschreibt von Hoyningen-Huene.

    Das Profil: überdurchschnittlich intelligent, flexibel und belastbar

    Das Anforderungsprofil stand bald fest. Überdurchschnittlich intelligent, flexibel und belastbar muss ein Jurastudent sein. Sechs unterschiedlich gewichtete Kriterien konnte die Fakultät durch den Test erkennen: Intelligenzanpassung, Intelligenzorganisation, Stress-Stabilität, Regeltreue, Leistungsbereitschaft und Hartnäckigkeit. Den ersten beiden Kriterien maß die Fakultät überdurchschnittliche Bedeutung zu, den anderen weniger.

    Unter den Augen von 16 Psychologen

    Am Tag der Entscheidung, dem 26. August, reisten 16 Psychologen des Münchner Unternehmens "Intelligenz System Transfer" nach Heidelberg an. In Hörsälen der Neuen Universität und der Heuscheuer testeten sie die Bewerber in mehreren Gruppen und werteten das Ergebnis sofort aus. Abiturstoff und juristisches Fachwissen durften nicht abgefragt werden. "Es war ein klassischer Intelligenztest", sagt der Prodekan, der es sich nicht nehmen ließ, den Test, den er vor 12 Jahren schon einmal bestanden hatte, erneut mitzuschreiben. Er habe selbst oft Mitarbeiter mit Hilfe dieses Tests ausgewählt. Gerrick von Hoyningen-Huene über das Ergebnis: "Ich wäre genommen worden."

    Die Bilanz sieht der Prodekan sehr positiv: das Verfahren sei sehr effektiv. "Es ist sehr rational, nachprüfbar, gerichtsfest und hat den Vorteil, dass es sehr rasch geht und die Ergebnisse bereits am Nachmittag feststehen." Ein Computerprogramm erstellte die Reihung aller Kandidaten, von denen 92 am Ende zugelassen wurden.

    "Letztendlich ist das schon eine Wende..., fast eine kopernikanische Wende", bilanziert Dekan Prof. Müller-Graff. Das bisherige Zulassungssystem habe nicht funktioniert. "Wir erhoffen uns, dass die Zahl derer, die nicht reüssieren und deshalb ausscheiden, sinkt." Eine sehr begrüßenswerte und "von uns seit langem geforderte" Entwicklung sei eingeleitet. Die Fakultät werde nun über ein paar Jahre hinweg Begleitstudien anstellen, ob die nach dem neuen Verfahren ausgewählten Studierenden tatsächlich auch bessere Abschlüsse schafften. Mit ihr wird die Universität beraten, ob und wie das Auswahlverfahren ausgebaut werden sollte.

    Rückfragen bitte an:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de

    Prof. Dr. Gerrick von Hoyningen-Huene
    Tel. 06221 547451


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    Criteria of this press release:
    Law, Politics
    transregional, national
    Organisational matters, Studies and teaching
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