Der Ulmer Mediziner Professor Franz Porzsolt ist am Wochenende mit dem Deutschen IQ-Preis des Hochbegabtenvereins Mensa ausgezeichnet worden. Porzsolt gilt als Begründer der Klinischen Ökonomik und bewertet Gesundheitsleistungen aus der Patienten-Perspektive. Der Wissenschaftler will unstimmige Strukturen im Gesundheitssystem aufdecken und ein sinnvolles Fehlermanagement etablieren.
Professor Franz Porzsolt stellt Dogmen seiner Medizinerkollegen auf den Prüfstand, kritisiert den teils unreflektierten Umgang mit der evidenzbasierten Medizin und hinterfragt den Nutzen etablierter Therapien. Für seine oft unbequemen Ansichten hat der Leiter der Arbeitsgruppe Versorgungsforschung an der Ulmer Universitätsklinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Wochenende den Deutschen IQ-Preis des Vereins Mensa erhalten. Bei der Jahresversammlung des Hochbegabtenvereins in Münster wurde neben Porzsolt der Wissenschaftsblogger Florian Freistetter (ScienceBlogs) in der Kategorie Wissenschaft/Innovation ausgezeichnet. Preisträger der Kategorie Kultur/Medien ist der Mediziner und Kabarettist Dr. Eckart von Hirschhausen. Über die aktuellen Auszeichnungen hatten rund 10 000 Mitglieder des Hochbegabtenvereins Mensa Deutschland abgestimmt. In der Pressemitteilung des Vereins heißt es zur Wahl Porzsolts: „Mit interdisziplinärem Denken ohne Tabus überträgt er Ideen zwischen den Bereichen, um jene Gesundheitsleistungen zu identifizieren, die für andere nützlicher sind als für die Patienten. Er will dieses Umdenken im Gesundheitswesen erreichen.“
Franz Porzsolt (Jahrgang 1946) ist der geistige Vater der Klinischen Ökonomik. Im Grenzbereich der Epidemiologie, Ökonomie und Ethik fragt der Internist und Onkologe: Wie kann man ein optimales Ergebnis mit einer möglichst geringen Belastung für den Patienten erreichen? Im Gegensatz zu Gesundheitsökonomen bewertet er den Nutzen von Gesundheitsleistungen aus Patientensicht. Dabei greift der ehemalige Leiter des Ulmer Tumorzentrums auf seine langjährige Erfahrung als Arzt in der Krankenversorgung zurück. Seit mehr als zwanzig Jahren sucht Franz Porzsolt nach systematischen Fehlern in Screenings, in der Diagnostik und Therapie. Seine Motivation: „Das Gesundheitssystem braucht ein sinnvolles Fehlermanagement. Nicht mit dem Ziel einen Schuldigen zu finden, sondern nach Ursachen zu suchen und Konsequenzen abzuleiten.“ In der Vergangenheit habe er auch Widerstände gegen seine Arbeit erfahren. Deshalb freue er sich besonders über die Auszeichnung des Hochbegabtenvereins Mensa.
An der Universität Ulm betreut Franz Porzsolt auch nach dem Eintritt in den Ruhestand etwa 20 Doktorarbeiten im Bereich der Klinischen Ökonomik/Versorgungsforschung. Außerdem engagiert sich der Mediziner für Projekte im brasilianischen Niteroì und in Rom.
Mit dem IQ-Preis wird, laut Mensa, seit 2004 ein herausragender Beitrag zur Intelligenzforschung oder die gelungene Vermittlung von Wissen geehrt. Unter den bisherigen Preisträgern sind zum Beispiel der Moderator Günter Jauch, der Physiker Harald Lesch sowie die Sendung mit der Maus.
Weitere Informationen: Prof. Franz Porzsolt, Tel.: 0731-500-53588, franz.porzsolt@uniklinik-ulm.de
Prof. Franz Porzsolt (links) und Florian Freistetter
Foto: Arwen Amelie Schultz/Mensa
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