idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
09/23/2002 10:00

"Mutter-Kind-Dialog im Rinderstall"

Cornelia Glees-zur Bonsen Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    Wie Embryonen die Genaktivität der trächtigen Kühe beeinflussen

    München, 23. September 2002 - Welche Signale werden zwischen einem Rinderembryo und dem Muttertier ausgetauscht, so dass die Trächtigkeit aufrechterhalten und erfolgreich zu Ende geführt werden kann? Dieser Frage widmet sich jetzt die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an der LMU etablierte Forschergruppe "Mechanismen der embryo-maternalen Kommunikation". Das Projekt bringt Embryologen, Biotechnologen und Spezialisten für funktionale Genomanalyse zusammen. Das besondere Interesse gilt dabei den Veränderungen der Genaktivität bei den Muttertieren. "Die im Vorfeld erreichten Ergebnisse stimmen uns schon sehr optimistisch", berichtet der Initiator und Leiter des Projekts, Prof. Dr. Eckhard Wolf, Ordinarius an der Tierärztlichen Fakultät und am Genzentrum. "Bereits die Eizellen scheinen ganz bestimmte Veränderungen in der Genaktivität der Eileiterzellen zu bewirken."

    Ein Briefkasten in der Gebärmutter: Nach einer Hypothese speichert die embryonale Hülle, die so genannte Zona pellucida, zwischen Embryo und den mütterlichen Zellen Signalmoleküle, die kontrolliert abgegeben werden können. Neben dieser vermuteten "mailbox-Funktion" gibt es noch andere spannende Aspekte in der Kommunikation zwischen Embryo und Muttertier. In der Tierzucht zeigt sich immer wieder, dass die Zeit der Trächtigkeit sehr riskant für den Nachwuchs ist. "Vor allem in der frühen Phase der Trächtigkeit erleben wir die größten Verluste", so Wolf. "Deshalb ist es eines der wichtigsten Forschungsgebiete - aber auch hochinteressant für die reproduktionsbiologische Grundlagenforschung." Es ist nicht sehr viel über die Mechanismen der embryo-maternalen Kommunikation bekannt, weil geeignete Modellsysteme und sensitive Analysetechniken bislang nicht existierten. Beides wurde von der interdisziplinären Forschergruppe im Vorfeld entwickelt.

    In der Abteilung von Dr. Horst-Dieter Reichenbach an der Bayerischen Landesanstalt für Tierzucht in Grub stehen ganz besondere Rinderpaare bereit: eineiige Zwillinge. Ihr identisches Erbgut macht sie zu optimalen Muttertieren in den Versuchen. In ein Tier je Paar wird ein Embryo eingepflanzt werden. "Nach einem Tag werden wir Zellen des weiblichen Geschlechtstraktes, also Eileiter und Uterus, entnehmen und untersuchen", berichtet Wolf. "Wir können so bestimmen, welche Gene von den Embryonen angeschaltet oder abgeschaltet wurden." Der andere Zwilling liefert die Vergleichszellen, die das Muster der Genaktivität im nicht-trächtigen Zustand zeigen. Weil die beiden Tiere genetisch identisch sind, können alle Unterschiede in der Genaktivität auf die Trächtigkeit und den Embryo zurückgeführt werden.

    Eine Bestätigung der Ergebnisse aus den Tierstudien soll eine weitere, neu entwickelte Methode liefern. Katja Prelle, Privatdozentin am Lehrstuhl für Molekulare Tierzucht und Biotechnologie der LMU, hat Systeme zur Anzucht und Vermehrung von Epithelzellen des Eileiters etabliert. Damit können in vitro die Wechselwirkungen zwischen dem Embryo und dem Epithel, also den oberflächlich liegenden Zellschichten, untersucht werden.

    Ein weiterer Schritt wird die Suche nach den molekularen Grundlagen der Kommunikation zwischen Embryo und Muttertier sein. Die Tierstudien zu Beginn sollen bald einige Kandidatengene liefern, die an diesem Signalaustausch beteiligt sein könnten. Gene liefern den Bauplan für ein oder mehrere Proteine. Die Aktivitätsmuster der Kandidatengene und ihre Proteine werden zwei Abteilungen am Genzentrum, Genomics von Dr. Helmut Blum und Proteomics von Dr. Georg J. Arnold, in Kooperation mit Prof. Dr. Fred Sinowatz von der Tierärztlichen Fakultät der LMU und Dr. Ralf Einspanier, Privatdozent an der TU, analysieren und charakterisieren. Das Projekt wird für drei Jahre gefördert, mit der Option einer Verlängerung um die gleiche Zeitspanne.


    Ansprechpartner (auch für Bildmaterial):

    Prof. Dr. Eckhard Wolf, Tierärztliche Fakultät und Genzentrum der LMU
    Tel. +49-89-2180 6800
    Fax: +49-89-2180 6849
    e-mail: ewolf@lmb.uni-muenchen.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Biology, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).