Ringelnatter ist nicht gleich Ringelnatter. Und in Deutschland gibt es offensichtlich eine mehr, als man bisher annahm. Die östliche Ringelnatter (Natrix natrix natrix) besteht – das offenbaren ihre Gene – aus zwei verschiedenen Schlangen. Dies fanden Wissenschaftler des Senckenberg Forschungsinstituts Dresden in einer in der Fachzeitschrift Zoologica Scripta veröffentlichten Studie heraus, die Mitte Mai online erschienen ist.
Eigentlich wollten die Forscher das Vorkommen verschiedener genetischer Linien der bisher wenig erforschten Ringelnatter in Europa untersuchen. Die Entdeckung, dass es in Deutschland mehr Ringelnattern gibt, als bisher angenommen, ist auch für die Wissenschaftler eine große Überraschung.
Während östlich des Rheins ausschließlich die „eigentliche“ Ringelnatter lebt (Natrix n. natrix), liegt das Verbreitungsgebiet der Barrenringelnatter (N. n. helvetica) im Westen und umfasst in Deutschland im Wesentlichen das Rheingebiet.
In Teilen Deutschlands, in denen nach bisherigem Wissen die östliche Ringelnatter vorkommt, wurde nun eine genetische Linie entdeckt, die mit der Balkan-Ringelnatter (N. n. persa) identisch ist. Am Aussehen der Schlangen ist das nicht feststellbar.
Erst anhand der Genetik stellte sich heraus, dass die östliche Ringelnatter in Wirklichkeit aus zwei völlig verschiedenen genetischen Linien besteht.
Eine Kontaktzone, in der die östliche und die Balkan-Ringelnatter zusammentreffen, zieht sich quasi durch das gesamte deutsche Verbreitungsgebiet, das bisher nur der östlichen Ringelnatter zugeschrieben worden war.
Nun sind weitere genetische Untersuchungen nötig, um herauszufinden, ob sich die verschiedenen genetischen Linien kreuzen oder ob und seit wann die Schlangen gänzlich getrennte Wege kriechen. „Letztendlich greifen Naturschutzgesetze immer auch auf die Systematik zurück. Da ist es wichtig zu wissen, ob man es mit einer, zwei oder womöglich drei Arten zu tun hat“ erläutert Prof. Dr. Uwe Fritz, Leiter des Museums für Tierkunde an den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden, die Bedeutung dieses Fundes.
Wie alle Reptilienarten in Deutschland stehen Ringelnattern gemäß Bundesartenschutzgesetz unter besonderem Schutz. Sie ernähren sich überwiegend von Fischen, Amphibien, wie z.B., Fröschen, fressen aber auch gelegentlich Vogelküken. Sie leben bevorzugt in Feuchtgebieten, brauchen aber auch warme, sonnige Plätze. Weibchen können über einen Meter Länge erreichen. Für den Menschen sind die ungiftigen Ringelnattern absolut ungefährlich.
Publikation:
Kindler, C., Böhme, W., Conti, C., Gvoždík, V., Jablonski, D., Jandzi, D., Metallinou, M., Široký, P. & Fritz, U. (2013). Mitochondrial phylogeography, contact zones and taxonomy of grass snakes (Natrix natrix, Natrix megalocephala). Zoologica Scripta
Doi:10.1111/zsc.12018
Kontakt
Prof. Dr. Uwe Fritz
Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden
Tel. 0351 - 795841 4328
Uwe.Fritz@senckenberg.de
Regina Bartel
Pressestelle
Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
Tel. 069- 7542 1434
regina.bartel@senckenberg.de
http://www.senckenberg.de/presse Hier gibt es Bildmaterial zum Download.
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Biology, Environment / ecology, Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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