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10/10/2002 13:34

Wie groß ist der "kleine Unterschied"?

S. Nicole Bongard Kommunikation und Medien
Klinikum der Universität München

    Ob Junge oder Mädchen - vom ersten Tag an umfasst die geschlechtsspezifische Entwicklung viele Faktoren. Am kommenden Samstag, 12. Oktober, beschäftigen sich beim 12. Münchner Kinder- und Jugendpsychiatrischen Herbstsymposium die Referentinnen und Referenten mit genau diesem Thema. Organisiert hat die Veranstaltung Professor Dr. Reiner Frank, Oberarzt am Institut und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der LMU. Bisher haben sich über 200 Psychiater, Psychologen und Sozialpädagogen angemeldet.

    Die wichtigsten Themen im Überblick:

    Geschlechtsentwicklung zwischen Genen und Hormonen
    Der weibliche Chromosomen-Satz umfasst 46 Chromosomen sowie zwei X-Chromosomen, der männliche 46 Chromosomen sowie ein X- und ein Y-Chromosom. Das Geschlecht eines Kindes wird durch die vom Vater weitergegebenen Chromosomen festgelegt. Die Geschlechtsunterschiede entstehen durch diese genetische Anlage sowie durch Hormone. Männer und Frauen unterscheiden sich aber nicht nur durch die Geschlechtsorgane und eine veränderte Hormonproduktion, es finden sich auch geschlechtstypische Unterschiede im Gehirn. So gibt es in einer Region des Gehirns einen Kernbereich, der bei Männern im Vergleich zu Frauen deutlich größer ist und besonders stark auf Hormoneinwirkung anspricht. Diese Unterschiede sind vermutlich die Ursache für bestimmte Verhaltensweisen im Rahmen von Fortpflanzung und Brutpflege, außerdem für die charakteristische Geschlechtsverteilung bei bestimmten psychiatrischen Krankheitsbildern. Frauen haben dafür mehr Verbindungen zwischen den Gehirnhälften, können sich besser mit mehreren Dingen gleichzeitig befassen.

    Temperament und Geschlecht
    Im Säuglings- und Kleinkindalter sind die Geschlechtsunterschiede von Temperamentsmerkmalen nur gering ausgeprägt. Vom Vorschulalter bis ins Erwachsenenalter zeigen sich aber bedeutsame Unterschiede. So gibt es eindeutig ein männlich-aggressives Verhaltensmuster, während Mädchen eine höhere Empfindsamkeit und Bindungsfähigkeit zeigen und auch abhängiger sind von Belohnung und Zuwendung von außen.

    Bindung und Geschlecht
    Im Laufe des ersten Lebensjahres entwickelt jeder Mensch dauerhafte Bindungen an bestimmte Pflegepersonen. Verschiedene Studien zeigen, dass Bindung und Bindungssicherheit in erster Linie von der Feinfühligkeit der Bindungsperson abhängen und nicht vom Geschlecht. Fühlen sich Jungen und Mädchen in ihrer Bindung sicher, zeigen sich kaum geschlechtliche Unterschiede. Erst bei einer Bindungsunsicherheit greifen Jungen eher auf einen männlich-aggressiven, die Mädchen eher auf einen weiblich-passiven Verhaltensstil zurück.

    Geschlechtsspezifische Ausprägung depressiver Störungen
    Depressionen nehmen im Laufe des Kindes- und Jugendalter an Häufigkeit und Schweregrad zu. Bis zum Beginn der Pubertät sind Jungen und Mädchen etwa gleich häufig betroffen, danach überwiegt das weibliche Geschlecht. Häufig gehen den Depressionen Angststörungen voraus. Eine zuverlässige biologische Erklärung der Geschlechterunterschiede bei der Depression steht noch aus. Es wird aber vermutet, dass die weiblichen Hormone Östrogen und Gestagen ein Boden für Depression sein könnten.

    Fazit
    Die Frage für das Symposium ist nicht, ob es Unterschiede gibt, sondern wie groß der "kleine Unterschied" ist. Die Konsequenz der Erkenntnisse für Eltern und Lehrer: "Es ist wichtig, Kinder nicht nach ihrem Geschlecht, sondern nach ihren Fähigkeiten zu fördern", sagt Professor Dr. Reiner Frank. Ärzte müssten aber ihren Blickwinkel schärfen, da Mädchen und Jungen beim selben Krankheitsbild zum Teil unterschiedliche Symptome zeigten.

    Weitere Informationen bei Prof. Dr. Reiner Frank, Telefon 089/ 5160 - 5155.


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Psychology, Teaching / education
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results, Scientific conferences
    German


     

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