Seit etwa 1959 waren französische Fernmeldeaufklärungseinheiten auf der Schalke im Oberharz stationiert. Der 64 m hohe Turm des Horchpostens wurde erst 1968, im Zuge einer gründlichen Modernisierung, errichtet. Seit dem Abrücken der französischen Truppen am 30. April 1993 stand das Gelände des Horchpostens Schalke leer. Der Abriss, der im September 2002 begann und mit der Sprengung des Turms am 11. Oktober seinen Höhepunkt erreichte, kostet insgesamt ca. 1,5 Mio. Euro. Der Turm fiel heute um 11.00 Uhr bei herrlichem Sonnenschein. Mit dabei war das Kamerateam des Rechenzentrums der TU Clausthal.
Unter Leitung von Stefan Zimmer entsteht eine Video-Dokumentation der Geschichte des Horchpostens, der vorbereitenden Abbrucharbeiten und der heutigen Sprengung. Den Auftrag hierzu erteilten das Staatliche Baumanagement Harz, welche das Vorhaben der Sprengung durchführte, und das Institut für Bergbau. Die Dokumentation wird von Professor Dr.-Ing. Oliver Langefeld auf dem 13. Bohr- und Sprengtechnischen Kolloquium am 24. und 25. Januar 2003 in Auszügen kommentierend vorgestellt werden.
Das Multimedia-Team des Rechenzentrums überspielt noch heute die Filmsequenzen der Sprengung auf den Video-Server der Universität; ab dem späten Nachmittag, sicher ab heute 23 Uhr werden diese Aufnahmen direkt von der Hauptseite der TU Clausthal im Internet (http://www.tu-clausthal.de) für einige Tage aus abrufbar sein; dauerhaft liegt der Film auf dem Video-Server des Rechenzentrums unter der unten angegebenen Adresse.
Dr. Fritz Keller vom Institut für Geophysik beobachtete die Sprengung von der Erdbebenstation des Instituts aus. Diese Station befindet sich in 1100 Meter vom dem gesprengten Turm. "Wir beobachteten eine Bodenverschiebung von etwa 2,5 Mikrometer, das sind 2,5 Millionstel Meter", sagt Dr. Keller. "Das Signal, welches durch den am Boden aufschlagenden Turm ausgelöst wurde, war etwa fünf Mal stärker, als die Bodenverschiebung, welche aus der Sprengung selbst resultierte." Mit einer mobilen Messstation zeichnete der Clausthaler Geophysiker Dr. Hartwig von Hartmann auf der Dammkrone des Zankwieser Teiches die seismischen Antwortsignale auf. Diese Station befand sich in ca. 2 Kilometer Entfernung. Hier konnte eine Bodenverschiebung von nur noch cirka einem Mikrometer registriert werden.
Wie sah der Turm von innen aus, und wie wurde die Sprengung durchgeführt?
Im Turm selbst führte eine enge Wendeltreppen mit 217 Stufen und ein Lastenaufzug zu den fünf Stockwerken hinauf, in denen sich die Empfangs- und Sendeanlagen und wichtigsten Dienst- und Technikräume befanden. In der ersten Etage des Turmes befand sich neben den Sozialräumen auch der sogenannte "Einstieg zur Evakuierung". Unter diesem Einstieg befand sich ein Textilschlauch, der mehr als zwanzig Meter senkrecht bis nach unten reichte. Der freie Fall der Personen wurde durch die Reibung im Schlauch gebremst und am Boden minderte ein dickes Kissen den Aufprall.
Neben dem Turm gab es auf dem Gelände noch drei Gittermasten mit Abhöreinrichtungen. Weiterhin gab es Garagen, Betriebsgebäude, Unterkunfts- und Verwaltungsgebäude, Aufenthalts- und Technikgebäude sowie eine KFZ-Werkstatt.
Für die Sprengung wurde ein etwa 75 m langes Fallbett hergestellt, auf das der Turm nach der Sprengung fiel. Dieses Fallbett wurde am Rand mit Schutz-Wällen versehen, um evtl. umherschleudernde Materialien möglichst rasch zu bremsen.
Auf der abgewandten Seite des Fallbettes wurde die Wand des Turmes nahe am Erdboden waagerecht geschlitzt, sozusagen als Sollbruchstelle. Die gegenüberliegende Wandseite des Turmes, die Fallbettseite, wurde mit einem ca. 2 x 3 Meter großen Loch versehen. Links und rechts dieses "Sprengmaules" wurden die 209 Bohrlöcher in die Stahlbetonwand des Turmes gebohrt. Die Bohrlöcher waren 27 cm tief und hatten einen Durchmesser von ca. 25 mm. Beladen wurden die Sprengbohrlöcher mit Ammongelit 2 von Dynamit Nobel. In jedes Bohrloch wurden 100 g Sprengstoff geladen und mit einem nicht-elektrischen Zünder versehen. Man verwendet nicht-elektrische Zünder an Stelle der sonst üblichen Elektrozünder, um eine Beschädigung der Zünder und Drähte durch die scharfkantige Stahlbetonwand im Bohrlochinneren zu vermeiden, und um so Kabelbrüche und Kurzschlüsse auszuschliessen, die eine vollständige Zündung aller Patronen vereitel hätten.
Es wurden Millisekundenzünder mit zwanzig Zeitstufen benutzt, die gesamte Zünddauer reichte über eine halbe Sekunde. Die niedrigste Zeitstufe befand sich am Rand des "Sprengmaules". Die Zünder wurden mit einem Sprengschlauch gezündet, in dem Sprengstoff nur innen aufgedampft ist. Zur Sicherheit vor Nässe werden diese Schläuche in der Fertigung vakuumverschlossen. In diesem Sprengschlauch erfolgt die Zündung derart schnell, dass die Kunststoffschläuche selbst dabei nicht zerstört werden.
Die Sprengschläuche ihrerseits wurden nun kreuzungsfrei mit Sprengschnur verbunden. Eine kreuzungsfreie Verlegung der Sprengschnur ist erforderlich, damit diese in der richtigen Reihenfolge die Patronen zündet. Aus diesem Grund wurden drei Sprengschnüre verlegt, die am Ende schliesslich zusammengeführt wurden. An diesem Knotenpunkt wurde dann am Morgen vor der Sprengung der zentrale Elektrozünder angebracht, der über Leitungen mit der Zündmaschine verbunden war.
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re/ibb/schalke/
Mit einer mobilen Messstation zeichnete der Clausthaler Geophysiker Dr. Hartwig von Hartmann auf der ...
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Das "Sprengmaul" und die Bohrlöcher am Schalker Turm. Foto: Prof. Dr.-Ing. Oliver Langefeld, Institu ...
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eine kleine Korrektur, die korrekte URL lautet:
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