Sprachwissenschaftlerin aus Serbien bei den Indogermanisten der Universität Jena zu Gast / Öffentlicher Vortrag am 9. Juli
Zeit ist ein kostbares Gut. In unserer schnelllebigen Gegenwart scheint niemand mehr genug Zeit zu „haben“. Stattdessen wollen wir Zeit „einsparen“, um sie besser zu „nutzen“. Dabei ist die Auseinandersetzung mit der Zeit und ihrer Bedeutung für uns Menschen kein Phänomen der Neuzeit. Bereits im antiken Griechenland haben sich die Menschen Gedanken über die Zeit gemacht. „In der damaligen Mythenwelt gab es eigens einen Gott – Chronos –, der über die Zeit herrschte und den Ablauf der Zeit symbolisierte“, weiß Dr. Sandra Šćepanović. Die klassische Philologin von der Universität Belgrad ist derzeit am Lehrstuhl für Indogermanistik der Friedrich-Schiller-Universität Jena zu Gast. „Auch Philosophen wie Heraklit von Ephesos haben sich mit den Erscheinungen der Zeit bereits um 500 v. Chr. auseinandergesetzt“, so Šćepanović weiter.
Wie sich die Vorstellungen über die Zeit in der frühen griechischen Sprache und Literatur widerspiegeln, darüber berichtet die serbische Gastwissenschaftlerin am Dienstag (9. Juli) in einem Vortrag an der Uni Jena, zu dem auch die interessierte Öffentlichkeit eingeladen ist. Der Vortrag in englischer Sprache findet im Hörsaal 235 (2. OG) des Universitätshauptgebäudes statt (Fürstengraben 1) und beginnt um 18.15 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Die Forschungsschwerpunkte von Dr. Šćepanović sind die vorsokratische Philosophie und die frühgriechische Sprache und Literatur. An ihrer Heimatuniversität arbeitet sie am Lehrstuhl für Gräzistik, der dort auch das Fach Indogermanistik vertritt. „Mit dem Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Aleksandar Loma arbeiten wir bereits seit mehreren Jahren intensiv zusammen“, betont Dr. Bettina Bock. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Jenaer Lehrstuhl für Indogermanistik, den seit Kurzem Prof. Dr. Martin Kümmel innehat, nennt als Beispiel die gemeinsame Arbeit an etymologischen Wörterbüchern indogermanischer Sprachen – zu denen neben Altgriechisch und Deutsch auch Serbisch gehört. Neben dem regelmäßigen wissenschaftlichen Austausch haben auch Forschungsaufenthalte der deutschen und serbischen Sprachwissenschaftler beim jeweiligen Partner inzwischen einen festen Platz in der Zusammenarbeit.
Für Dr. Šćepanović ist es aktuell der erste Aufenthalt in Jena; er wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) im Rahmen seines Programms Ostpartnerschaften gefördert. Auch wenn die Zeit hier für sie knapp bemessen ist – Mitte des Monats kehrt sie bereits nach Belgrad zurück –, sieht sie den Aufenthalt an der Universität Jena schon jetzt als Gewinn. „Ich finde hier so viele Anregungen für die künftige Arbeit, die ich mitnehmen kann“, sagt sie. Außerdem habe sie bereits zahlreiche Kontakte zu Jenaer Kollegen geknüpft – nicht nur in der Indogermanistik, sondern beispielsweise auch zum Lehrstuhl für Klassische Philologie/Gräzistik. Nicht zuletzt ist es die gut ausgestattete Bibliothek der Jenaer Kollegen, von der ihre Arbeit profitieren kann.
Künftig planen die Sprachwissenschaftler aus Belgrad und Jena auch den Austausch von Studierenden zu unterstützen, etwa im europäischen ERASMUS-Programm.
Kontakt:
Dr. Sandra Šćepanović (bis 16. Juli)
Dr. Bettina Bock
Lehrstuhl für Indogermanistik der Universität Jena
Zwätzengasse 12, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944385
E-Mail: bettina.bock[at]uni-jena.de
Die Belgrader Philologin Dr. Sandra Šćepanović forscht derzeit an der Universität Jena.
Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
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