Ältere Nachtigallenmännchen singen schnellere und schwierigere Triller als jüngere Männchen. Das berichten Forscher der Universität Basel und des Netherlands Institute of Ecology in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift «Journal of Avian Biology». Mit bis zu 100 Trillerelementen pro Sekunde gehören Nachtigallen zu den schnellsten Sängern.
Nachtigallen sind bekannt für ihr grosses Repertoire: Jedes Männchen singt etwa 200 verschiedene Strophentypen. Wie kann bei dieser Vielfalt ein flüchtig zuhörendes Weibchen prüfen, ob ein Männchen als Ehepartner in Frage kommt? Unwahrscheinlich, dass sie dafür die Grösse des Repertoires beurteilt. Denn es dauert etwa eine ganze Stunde, bis ein Männchen die meisten seiner Strophen mindestens einmal gesungen hat. Wahrscheinlicher ist, dass die Qualität bestimmter Gesangselemente, die in vielen Strophen vorkommen, als Grundlage für die schnelle Prüfung dient.
Etwa 20 Prozent aller Nachtigallenstrophen enthalten zum Beispiel sogenannte «rapid broadband trills», also Triller, deren Elemente sich über einen weiten Frequenzbereich erstrecken und die sehr schnell wiederholt werden. Da die Produktion von Klängen, die einen grossen Frequenzbereich abdecken, anstrengend ist, können solche Klänge nicht beliebig schnell aneinandergereiht werden: «Das kann man selber feststellen, indem man versucht, schnell ansteigende Töne in schneller Abfolge zu singen oder zu sprechen», sagt PD Dr. Valentin Amrhein, Zoologe an der Universität Basel und Leiter der Forschungsstation Petite Camargue Alsacienne, an der die Studie durchgeführt wurde. Da das Singen von schnellen breitbandigen Trillern also etwas kostet, wird angenommen, dass Männchen in guter körperlicher Verfassung besser trillern und dass Triller daher die «Qualität» der Männchen anzeigen können.
Tatsächlich fanden die Forscher heraus, dass ältere Nachtigallenmännchen schnellere und einen grösseren Frequenzbereich abdeckende Triller singen als jüngere Männchen. Weibchen könnten also aufgrund der Triller das Alter der Männchen abschätzen und sich bevorzugt mit älteren Männchen paaren. Das macht für Vogelweibchen Sinn, denn ältere Männchen haben häufig einen grösseren Fortpflanzungserfolg.
Im Vergleich mit insgesamt 46 Vogelarten, die in anderen Studien untersucht wurden, zeigte sich ausserdem die Sonderstellung der Nachtigall: Ihre Triller erstreckten sich über einen bis zu doppelt so grossen Frequenzbereich und einige Triller waren mit bis zu 100 Elementen pro Sekunde auch gut doppelt so schnell wie bei anderen Arten.
Originalbeitrag
Philipp Sprau, Tobias Roth, Valentin Amrhein & Marc Naguib
The predictive value of trill performance in a large repertoire songbird, the nightingale Luscinia megarhynchos
Journal of Avian Biology, 2013 | doi: 10.1111/j.1600-048X.2013.00113.x
Weitere Auskünfte
• PD Dr. Valentin Amrhein, Universität Basel, Zoologisches Institut, Tel. +41 79 848 99 33, E-Mail: v.amrhein@unibas.ch
• Dr. Philipp Sprau, Max-Planck-Institut für Ornithologie, Forschungsgruppe Evolutionäre Ökologie von Variation, Tel. +49 179 597 99 83, E-Mail: psprau@orn.mpg.de
http://dx.doi.org/10.1111/j.1600-048X.2013.00113.x - Abstract
Je älter, desto virtuoser: Singendes Nachtigallenmännchen.
Foto: Kathryn Peiman / Petite Camargue Alsacienne
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Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils, all interested persons
Biology, Zoology / agricultural and forest sciences
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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