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10/25/2002 12:01

Universität Heidelberg gegen Pläne der Regierungsparteien zur Behandlung von Spenden

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Rektor Prof. Hommelhoff zur Koalitionsvereinbarung der Berliner Regierungsparteien: "Wenn die Politik deutsche Universitäten immer wieder auffordert, mit Harvard gleichzuziehen, dann darf uns eine kleinkarierte Finanzpolitik nicht die dafür notwendigen Gestaltungsmöglichkeiten aus der Hand schlagen"

    Beim "Heidelberger Abend" der Industrie- und Handelskammer am gestrigen Donnerstag nahm Rektor Prof. Dr. Peter Hommelhoff kritisch zu den Plänen der Bundesregierung Stellung, Kapitalgesellschaften den Abzug von Spenden für wissenschaftliche Zwecke zu verwehren. "Wenn die Politik deutsche Universitäten immer wieder auffordert, mit Harvard gleichzuziehen, dann darf uns eine kleinkarierte Finanzpolitik nicht die dafür notwendigen Gestaltungsmöglichkeiten aus der Hand schlagen", sagte Hommelhoff vor zahlreichen Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft in der Heidelberger Stadthalle. Weitere Themen waren die fünfte Neckarquerung und der Ausbau des Klausenpfades, die Anbindung Heidelbergs an das deutsche und internationale ICE-Netz, das geplante Kongresszentrum, die eigene Auswahl der Studierenden, der von den Regierungsparteien geplante Leistungsvergleich zwischen allen deutschen Hochschulen, der ins Auge gefasste Wissenschaftstarifvertrag und die geplanten neuen Anstrengungen im Rahmen der Bundeswohnungsbauförderung, das Wohnraumproblem für ausländische Studierende zu verringern.

    Der "Heidelberger Abend" der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar sei - so Hommelhoff - eine "vorzügliche Plattform" für das breit gelagerte Gespräch zwischen der Wirtschaft in der Region in ihrer ganzen Vielfarbigkeit auf der einen Seite und der Universität Ruperto Carola mit ihren Fächern von der Ägyptologie bis zur Zoologie auf der anderen. "Gäbe es diese Plattform nicht, so müsste sie erfunden werden."

    Hommelhoff: "Zur Verkehrserschließung des Neuenheimer Feldes habe ich dankbar die fortdauernde Unterstützung vernommen, die Sie, Herr Präsident, und die IHK der Universität Heidelberg bei der fünften Neckarquerung und zum Ausbau des Klausenpfades leisten. Hierzu geistert in der regionalpolitischen Debatte immer wieder das Stichwort von der 'Edelerschließung universitärer Parkplätze' herum; dazu zwei Bemerkungen: Die Parkplätze brauchen wir in erster Linie für die Patienten des Klinikums, unsere Kunden, deren Zahl sich in nächster Zeit noch erheblich erhöhen wird, und in zweiter Linie für jene unserer demnächst 13 000 Mitarbeiter im Neuenheimer Feld, die nicht zu zumutbaren Bedingungen den öffentlichen Personennahverkehr nutzen können."

    Es geht um die verkehrsgerechte Erschließung eines ertragsstarken Großunternehmens im Wettbewerb

    "Das lässt sich auch anders formulieren: Es geht um die verkehrsgerechte Erschließung eines ertragsstarken Großunternehmens im Wettbewerb", so Hommelhoff weiter. "Und eine zweite Bemerkung: Wenn einzelne allein die Zufahrt zum Neuenheimer Feld im Auge haben, damit also den Bewohnern von Handschuhsheim und Neuenheim die Vorteile einer fünften Neckarquerung vorenthalten wollen, so sei mit aller Deutlichkeit klargestellt: Das ist nicht das Konzept der Universität und zwar schon deshalb nicht, weil ohne Anschluss an die Bundesstrasse 3 die Neckarquerung überhaupt nicht vom Land finanziert werden kann."

    Heidelberg darf nicht zur überdimensionierten S-Bahnstation degenerieren

    "Zum Verkehr noch ein zweiter Punkt: Der Verkehrsanschluss des Rhein-Neckar-Dreiecks und in ihm der von Heidelberg. Daran darf es überhaupt keinen Zweifel geben: die Region muss intensiv in das deutsche und internationale ICE-Netz eingebunden werden und bleiben. Nach meinem Eindruck jedoch ist das Interesse der Region mittlerweile viel zu stark mit dem von Mannheim Hauptbahnhof in eins gesetzt worden. Das wird dem Anliegen der Ruprecht-Karls-Universität allenfalls begrenzt gerecht: So ist es unseren Gästen, die aus den USA, Israel, China oder Japan in Frankfurt landen, schlicht nicht zumutbar, mit dem Überseekoffer in der Hand den Weg von Gleis 3 nach Gleis 8 oder 10 in Mannheim Hauptbahnhof zu suchen. Und in die Zentren der Wissenschaftsverwaltung in Bonn werden wir ab dem 15. Dezember nur mit zwei- oder gar dreimaligem Umsteigen über Köln gelangen. Heidelberg darf in mittlerer Sicht nicht zur überdimensionierten S-Bahnstation degenerieren."

    "Dann wäre nämlich auch das am Heidelberger Hauptbahnhof von der Stadt geplante Kongresszentrum entwertet. Über dies hat sich das Rektorat unlängst von der Stadt informieren lassen und dabei den Eindruck gewonnen, dies Projekt könnte für die Universität, einen der größten potenziellen Nutzer eines Kongresszentrums, dann besonders interessant sein, wenn auch die innerhalb der Universität verfügbaren Tagungsmöglichkeiten in ein Gesamtkonzept integriert würden. Stadt und Universität haben eine flächendeckende Information aller Einrichtungen und Institutionen der Universität vereinbart, damit diese sodann insgesamt und einheitlich prüfen kann, ob und inwieweit ein solches Kongresszentrum für die Universität von konkretem Interesse ist (Hommelhoff)".

    "Aus dem Universitätsleben lassen Sie mich hier und heute nur auf die eigene Auswahl der Studierenden eingehen. Sie ist in Heidelberg bislang in der Molekularbiologie, in der Psychologie und zuletzt in den Rechtswissenschaften mit gutem bis exzellentem Erfolg durchgeführt worden. In solchen Auswahlverfahren liegt für die Ruprecht-Karls-Universität die Chance, die besten Studentinnen und Studenten für Heidelberg zu gewinnen und auf diesem Wege auch insoweit mit den weltweit wahrgenommenen 'Leuchttürmen' in Harvard, Yale, Stanford und Cambridge gleichzuziehen. Deshalb wollen wir den Anwendungsbereich der universitären Auswahlverfahren erweitern. Allerdings sind Auswahlverfahren ungemein kostenträchtig. Da uns das Land dafür keine weiteren Finanzmittel zu Verfügung stellen will, müssen wir diesen Sonderaufwand auf die Bewerber umlegen. Hierüber werden wir mit dem Wissenschaftsminister und mit dem Landtag zu reden haben."

    Leistungsvergleich fürchtet die Ruprecht-Karls-Universität nicht

    "Schließlich noch einige Bemerkungen zur Koalitionsvereinbarung der Berliner Regierungsparteien zur Forschung und zu den Hochschulen: Den geplanten Leistungsvergleich zwischen allen deutschen Hochschulen fürchtet die Ruprecht-Karls-Universität nicht; ganz im Gegenteil: Von diesem Vergleich versprechen wir uns ein klares Bild unserer internationalen Wettbewerbsfähigkeit auf vielen Feldern. - Der ins Auge gefasste Wissenschaftstarifvertrag würde die belastungs- und leistungsgerechte Professorenbesoldung systemimmanent fortschreiben und verdient schon deshalb Zustimmung. Allerdings muss man ihn dann entsprechend ausgestalten. - Besonders zu begrüßen ist die Absicht der Regierungsparteien, im Rahmen der Bundeswohnungsbauförderung neue Anstrengungen zu unternehmen, um das Wohnraumproblem für ausländische Studierende zu verringern. Dies Problem ist bekanntlich in Heidelberg besonders bedrückend. Die Ruperto Carola ist gut vorbereitet, ein 'International House' sofort auf den Weg zu bringen."

    Hommelhoff: "Dagegen könnte sich die Universität überhaupt nicht mit dem Plan abfinden, Kapitalgesellschaften den Abzug von Spenden für wissenschaftliche Zwecke zu verwehren. Ich will hier gar nicht über die Unternehmen als 'good citizen' und über den Verlust für die Bürgergesellschaft räsonieren. Dazu hat sich der Stifterverband der Deutschen Wirtschaft bereits unüberhörbar geäußert. Hier nur drei konkrete Beispiele aus der Universität Heidelberg: In der juristischen Fakultät werden - wie in vielen anderen auch - Doktoranden seit mehr als zwei Jahrzehnten über Stipendien deutscher Großunternehmen gefördert; sie drohen ebenso wegzufallen wie jene anderen Stipendien, über die die Fakultät für Chemie momentan mit einer Reihe von Unternehmen im Gespräch ist, um exzellente Studierende der Chemie in einem Elitekolleg zusammenzufassen und gezielt zu fördern. Beeinträchtigt wäre schließlich auch das Programm 'Magister in den Beruf', das in diesen Tagen mit guten Erfolgen sein zehnjähriges Jubiläum feiert. Wenn die Politik deutsche Universitäten immer wieder auffordert, mit Harvard gleichzuziehen, dann darf uns eine kleinkarierte Finanzpolitik nicht die dafür notwendigen Gestaltungsmöglichkeiten aus der Hand schlagen."

    Rückfragen bitte an:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
    http://www.uni-heidelberg.de/presse/index.html


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    Criteria of this press release:
    interdisciplinary
    transregional, national
    Science policy, Studies and teaching
    German


     

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