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10/30/2002 08:56

Neuer Professor für Literaturgeschichte in Würzburg

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Prof. Dr. Peter-André Alt, der am 1. Oktober 2002 den Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturgeschichte II an der Uni Würzburg übernommen hat, befasst sich mit der Literatur und Kultur des 17. und 18. Jahrhunderts. Ein besonderer Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf der Erforschung des Zusammenhangs von Literatur und wissenschaftlichen Ordnungssystemen, insbesondere Anthropologie, Medizin und Psychologie.

    "Literatur ist niemals das Produkt einer freien, ungebundenen Phantasie, sondern gehorcht externen Prägungen", sagt der neue Professor: Wo immer die Literatur der Neuzeit von Mensch, Natur, Geschichte und Politik, von Geschlecht, Seele und Herrschaft, von Gott oder vom Bösen spricht, gehen in ihre Rede die gelehrten Kenntnisse der Philosophie, Theologie, Anthropologie, Philosophie und Naturwissenschaft ein.

    Insbesondere in der Frühen Neuzeit - vom Humanismus bis zur Aufklärung - rezipierte die Literatur das gelehrte Wissen intensiv und baute es auf sehr eigenwillige Weise in ihre imaginären Welten ein, so Prof. Alt. Sie gehorchte den Gesetzen gelehrter Diskurse, und darüber müsse jeder Bescheid wissen, der sich mit dieser Epoche befassen will.

    Peter-André Alt arbeitet an einer Geschichte des literarischen Wissens in der Neuzeit. Hierzu hat er eine zweibändige Monographie über das Werk Friedrich Schillers im kulturellen, sozialen und politischen Kontext seiner Zeit vorgelegt sowie ein Buch über Literatur und Traum im Prozess der Kulturgeschichte seit dem 16. Jahrhundert von Melanchthon bis Freud.

    Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts, das zum 1. November in Würzburg beginnen wird, setzt Alt gemeinsam mit Dr. Christiane Leiteritz die Untersuchung literarischer Traum-Bilder fort. Einen Schwerpunkt bildet hierbei die Rekonstruktion des Traumwissens der Frühen Neuzeit, insbesondere der Traumbücher des 16. und 17. Jahrhunderts, sowie ihrer literarischen Rezeption bei deutschen Autoren wie Andreas Gryphius, Daniel Casper von Lohenstein und Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau. Das stark interdisziplinäre Projekt sucht die Kooperation mit der Anglistik, Romanistik, Philosophie und Theologie.

    Neben der Frühen Neuzeit und der Weimarer Klassik gehört auch die Literatur der Moderne zu den Gebieten, die Alt im Rahmen von Forschung und Lehre vertritt. Seit mehreren Jahren arbeitet er an einer umfangreichen Biographie über Franz Kafka, die zwei besondere Schwerpunkte aufweisen wird: Sie erforscht die Bedeutung des jüdischen Denkens im Werk dieses herausragenden Autors und den Einfluss, den die Medientechnik der Moderne (Photographie, Film) auf sein Ruvre genommen hat.

    Peter-André Alt wurde 1960 in Berlin geboren. Das Studium der Germanistik, Politischen Wissenschaft und Geschichte schloss er 1984 an der Freien Universität mit der Promotion ab. Von 1985 bis 1992 war er an dieser Hochschule zunächst Lehrbeauftragter, dann wissenschaftlicher Mitarbeiter. 1992/93 hatte er ein Habilitationsstipendium der DFG inne.

    Die Habilitation an der Freien Universität erfolgte 1993. Nach einer Lehrstuhlvertretung an der Universität Rostock und einem Heisenberg-Stipendium der DFG wurde Alt 1995 auf eine C 4-Professur für Neugermanistik mit dem Schwerpunkt "Deutsche Literatur der Frühen Neuzeit" an der Universität Bochum berufen. Diese Stelle hat er verlassen, um in Würzburg die Nachfolge von Günter Hess anzutreten.

    Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen gehören Monographien zur Geschichte der literarischen Allegorie im 17. und 18. Jahrhundert, zur Literatur der Aufklärung und zu Friedrich Schiller (zwei Bände), mehrere Editionen (Lessing, Tragödientheorie), zahlreiche Aufsätze zur Literatur- und Kulturgeschichte des 17., 18. und 20. Jahrhunderts (zum Beispiel über die Theorie der Imagination in der Frühen Neuzeit, die Astronomie-Rezeption in der Literatur der Aufklärung, die Auffassung des Ehrbegriffs im Trauerspiel des 18. Jahrhunderts und die Rolle des Traums in den Texten Franz Kafkas) und nicht zuletzt literaturtheoretische Arbeiten über Walter Benjamin, Theodor W. Adorno, Theorien der Biographik und Strukturmodelle literarischen Wissens.

    Kontakt: Prof. Dr. Peter-André Alt, T (0931) 888-5639, Fax (0931) 888-7029, E-Mail:
    Peter-Andre.Alt@mail.uni-wuerzburg.de


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    regional
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    German


     

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