Berlin, 19. September 2013 (dk) – Jährlich werden über 370.000 Intensivpatienten vorübergehend beatmet [1]. Die Entwöhnung von der künstlichen Beatmung, das so genannte Weaning, verläuft in den meisten Fällen reibungslos. Bei schwerkranken Patienten können nach längerer Beatmungsdauer jedoch Komplikationen auftreten. Um die Versorgung dieser Patienten zu verbessern, zertifiziert die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. (DGAI) seit Kurzem erstmals Intensivstationen [2].
Auf Intensivstationen werden jährlich über zwei Millionen Patienten behandelt [1]. Etwa 18 Prozent von ihnen brauchen zeitweise eine künstliche Beatmung [1]. Nach einer kurzen Beatmungsdauer, wie bei einer Operation und bei einer intakten Lungenfunktion ist es meist unproblematisch, den Patienten von der Beatmung zu entwöhnen. Bei 20 bis 30 Prozent der Patienten ist der Entwöhnungsprozess schwieriger [3]. Meist handelt es sich hierbei um schwerkranke Patienten, die über einen längeren Zeitraum künstlich beatmet wurden. Daher ist ihre Atemmuskulatur geschwächt und sie können nicht selbständig atmen. Um diese Patienten vom Beatmungsgerät zu entwöhnen, ist eine besondere Versorgung notwendig.
DGAI-Zertifizierung optimiert Versorgungsqualität
Daher vergibt die DGAI seit Mai dieses Jahres erstmals das Zertifikat „Entwöhnung von der Beatmung“. „Die Sicherung der Qualität in der Intensivmedizin ist langjähriger, zentraler Fokus der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin“, hebt der DGAI-Präsident Professor Dr. med. Christian Werner die Intention für die Zertifizierung hervor. Fachabteilungen mit Intensivstationen unter anästhesiologischer Leitung können das neue Zertifikat erhalten, wenn sie einen Anforderungskatalog sowie die Auditkriterien erfüllen. „An die teilnehmenden Kliniken werden höchste Anforderungen bezüglich Qualität und Präsenz des ärztlichen Personals sowie der technischen Ausstattung gestellt“, betont Prof. Dr. med. Gernot Marx, Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care am Universitätsklinikum Aachen und erster Sprecher des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Intensivmedizin der DGAI. Das Zertifikat ist drei Jahre nach der Erstzertifizierung gültig. Im Anschluss muss eine Rezertifizierung erfolgen. Jährliche interne Audits sind obligatorisch, um die Abläufe auf den Weaning-Stationen kontinuierlich überprüfen und optimieren zu können.
Hohe Anforderungen zum Wohl der Patienten
Beim Weaning wird entweder der Druck des Beatmungsgerätes sukzessive gesenkt oder der Patient wird unter ärztlicher Aufsicht für einen kurzen Zeitraum vollständig von der Maschine getrennt. So lernt er, wieder selbst zu atmen. Der Entwöhnungsprozess hängt unter anderem von der Grunderkrankung des Patienten ab und kann bis zu mehreren Wochen dauern. „Unser Ziel ist, dass die Patienten bei ihrer Entlassung wieder eigenständig atmen und ein selbständiges Leben führen können“, erläutert Marx. Dies gelingt, indem die Therapie kontinuierlich optimiert, die Spontanatmung immer wieder trainiert sowie eine frühzeitige Mobilisation des Patienten angestrebt wird.
„Um die bestmögliche Versorgung der Patienten zu gewährleisten, stellt die DGAI hohe Anforderungen an die zertifizierten Kliniken“, erklärt Werner. Anhand einer Mindestanzahl von Patienten müssen sie ihre umfangreiche Erfahrung im Bereich des Weaning nachweisen. Zudem ist ein detailliertes Qualitätsmanagement unerlässlich. Auf der Intensivstation soll eine engmaschige Prüfung der Organfunktionen erfolgen. Diese müssen, falls notwendig, maschinell unterstützt bzw. ersetzt werden können. Zusätzlich werden spezielle räumliche und technische Voraussetzungen gefordert. Wichtig ist, dass das ärztliche und pflegerische Personal über eine besondere Expertise in der Beatmungsentwöhnung verfügt. Bestandteile der Behandlung sollten Physiotherapie und möglichst Logo-/Ergotherapie sowie eine psychologische Betreuung sein. „Da heutzutage wesentlich mehr ältere Patienten mit schweren Erkrankungen intensivmedizinisch behandelt werden können, ist die Anzahl derer, die nur schwierig vom Beatmungsgerät zu entwöhnen sind, gestiegen“, erläutert Prof. Dr. med. Zwißler, Kongresspräsident des HAI 2013 und Direktor der Klinik für Anästhesiologie am Klinikum der Universität München. „Daher können sich Anästhesisten auf dem HAI, der zurzeit in Berlin stattfindet, in zahlreichen Fortbildungsveranstaltungen über den neuesten Stand der Forschung im Bereich des Weaning informieren.“
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Weitere Informationen im Internet:
HAI 2013: Hauptstadtkongress der DGAI: http://www.hai2013.de
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und lntensivmedizin e. V.: http://www.dgai.de
DGAI-Zertifizierung anästhesiologische Intensivmedizin „Entwöhnung von der Beatmung“: http://www.ak-intensivmedizin.de/files/Weaningzertifikat.pdf
Veranstaltungen auf dem HAI zum Thema Weaning:
Sitzung: Weaning von der Langzeitbeatmung
Vorsitz: R. Dembinski, Bremen, J. Scholz, Kiel
Termin: Donnerstag, 19. September 2013, 14.15 bis 15.45 Uhr
Ort: ICC Berlin, Saal Oslo
Sitzung: Individualisiertes Weaning
Vorsitz: G. Marx, Aachen, K. Markstaller, Wien
Termin: Freitag, 20. September 2013, 8.00 bis 09.40 Uhr
Ort: ICC Berlin, Saal Stockholm
Über die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. (DGAI):
Die im April 1953 gegründete Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und lntensivmedizin e. V. (DGAI) vereinigt über 14.300 Mitglieder und zählt zu den größten medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften in Deutschland und ist die zweitgrößte anästhesiologische Fachgesellschaft weltweit. Nach ihrer Satzung hat sie die Aufgabe „...Ärzte zur gemeinsamen Arbeit am Ausbau und Fortschritt der Anästhesiologie, lntensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie zu vereinen und auf diesen Gebieten die bestmögliche Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen“. Gemeinsam mit dem Berufsverband Deutscher Anästhesisten e. V. (BDA) trägt die DGAI die Deutsche Akademie für Anästhesiologische Fortbildung e. V. (DAAF), die regelmäßig Weiter- und Fortbildungsveranstaltungen für Anästhesisten durchführt. Die DGAI veranstaltet jährlich den Deutschen Anästhesiecongress (DAC), den Hauptstadtkongresses der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (HAI) und richtet darüber hinaus internationale Anästhesie-Kongresse aus. Präsident der DGAI ist Prof. Dr. med. Christian Werner, Mainz
Quellen:
[1] Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Intensivmedizinische Versorgung in Krankenhäusern (Betten) sowie Aufenthalte (Behandlungsfälle und Berechnungs-/Belegungstage), 2011, www.gbe-bund.de, abgerufen am 11.09.2013.
[2] DGAInfo „DGAI-Zertifizierung anästhesiologische Intensivmedizin: Entwöhnung von der Beatmung“, Anästhesiologie & Intensivmedizin 2013;54:212-216.
[3] Heunks LMA, van der Hoeven JG: Clinical review: The ABC of weaning failure – a structured approach. Critical Care 2010, 14:245.
Herausgeber:
Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e. V. (DGAI)
Roritzerstraße 27
90419 Nürnberg
www.dgai.de
Pressekontakt:
Dorothea Küsters Life Science Communications GmbH
Leimenrode 29, 60322 Frankfurt am Main
Melanie Strecker, Michaela Jurcec
T: 069 / 61 998-12, -23; F: 069 / 61 998-10
strecker@dkcommunications.de; jurcec@dkcommunications.de
Vor Ort im ICC Berlin:
Pressebüro im Raum 47
Donnerstag, 19. September 2013, 8:00 – 17:00 Uhr
Freitag, 20. September 2013, 8:00 – 17:00 Uhr
Tel.: 030/3038-81504
Fax: 030/3038-81505
(während des Kongresses)
http://www.hai2013.de Kongress-Homepage
http://www.ak-intensivmedizin.de/files/Weaningzertifikat.pdf DGAI-Zertifizierung anästhesiologische Intensivmedizin „Entwöhnung von der Beatmung“
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Medicine
transregional, national
Cooperation agreements, Scientific conferences
German
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