Jenaer Uni-Sammlung antiker Schriftstücke wird im Internet präsentiert
Jena (08.11.02) Kochrezepte und Zaubersprüche, Einkaufszettel, Briefe und Verträge: Papyrusfunde bieten faszinierende Einblicke ins Alltagsleben der Antike. Rund 2.300 solcher Schriftstücke, entstanden in Ägypten von der Zeit der Pharaonen bis 1000 n. Chr., lagern im Institut für Altertumswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena. In Zukunft können Forscher in der ganzen Welt diesen Bestand einsehen - per Mausklick. Mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) wird die Jenaer Sammlung in den nächsten zwei Jahren im Internet zugänglich gemacht. In das Projekt sind auch die Universitäten Halle und Leipzig einbezogen, deren Sammlungen weitere 5.200 Papyrustexte umfassen.
Eingescannt werden die historischen Dokumente in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB). Hier erfolgt auch die Verarbeitung der elektronischen Daten, die für die Internetpräsentation der Sammlungen nötig sind. "Die netzbasierte Erschließung von Papyrusbeständen ist ein Beispiel für die Informationsdienstleistungen, mit denen eine moderne Bibliothek die Forschung unterstützen kann", sagt ThULB-Direktorin Dr. Sabine Wefers, die das DFG-Projekt koordiniert. "Mit dem Know-how der Jenaer Unibibliothek wollen wir Strukturen für wissenschaftliches Arbeiten auf der Basis neuer Medien schaffen und in der Praxis erproben", unterstreicht Dr. Wefers den Pilotcharakter des Projekts.
Bisher war es um die Nutzungsmöglichkeiten der drei Papyrussammlungen nicht zum Besten bestellt: Die Bestände - zum größten Teil noch völlig unbearbeitet - konnten nur vor Ort eingesehen werden. Wissenschaftler von außerhalb mussten entweder anreisen oder umständliche Fotobestellungen in Kauf nehmen. "Das entspricht nicht dem modernen Standard", macht der Jenaer Altphilologe Prof. Dr. Jürgen Hammerstaedt deutlich. Der Spezialist für griechische und römische Literatur, der schon seit langem zu griechischen Papyrustexten forscht, hat das DFG-Projekt mit beantragt. "Vor allem die Universitäten in Deutschland und den USA setzen heute Maßstäbe, indem sie die Präsentation ihrer Papyrusbestände im Internet vorantreiben", erklärt Prof. Hammerstaedt und betont: "Unser Projekt ist das erste in Deutschland, das mehrere Papyrussammlungen über ein gemeinsames Internetportal zugänglich macht." Der Vorteil dabei: Fragmente, die ursprünglich zu ein und demselben Papyrus gehörten, aber später über die Sammlungen in Jena, Halle und Leipzig verstreut wurden, lassen sich mit einer gemeinsamen Suchfunktion einfacher aufspüren und einander zuordnen. "Diese Art der Erschließung von Papyrusbeständen wird Schule machen", ist Hammerstaedt überzeugt.
In einem halben Jahr sollen die ersten Papyrusblätter im Internet zu sehen sein. Davon profitieren, hofft der Gräzist, wird nicht zuletzt die universitäre Lehre in den alten Sprachen. Schließlich ist ein Großteil der Schriftstücke in den Sammlungen auf Griechisch abgefasst. "Wenn man Klassische Philologie studiert, ist es eine spannende Sache, seine Kenntnisse aus dem Griechischunterricht an unveröffentlichten Originaltexten auszuprobieren", so Hammerstaedt. "Und die Präsentation von Papyrussammlungen im Internet bietet eine hervorragende Möglichkeit, solche Dokumente in die Studentenausbildung einzubeziehen, ohne dass sie unter der Benutzung leiden."
Kontakt:
Prof. Dr. Jürgen Hammerstaedt
Institut für Altertumswissenschaften der Universität Jena
Fürstengraben 1, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944840
Fax: 03641 / 944802
E-Mail: x0haju@rz.uni-jena.de
Dr. Sabine Wefers
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena
Bibliotheksplatz 2, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 940000
Fax: 03641 / 940002
E-Mail: thulb@thulb.uni-jena.de
Ein bereits gescannter Papyrus aus der Jenaer Sammlung: Eine Isis-Zeichnung (Ägypten, 3. Jh. v. Chr. ...
None
Criteria of this press release:
History / archaeology, Information technology, Language / literature
transregional, national
Research projects
German
Ein bereits gescannter Papyrus aus der Jenaer Sammlung: Eine Isis-Zeichnung (Ägypten, 3. Jh. v. Chr. ...
None
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