Dr. des Nils Güttler, seit September 2012 Mitarbeiter im Perthes-Projekt „Globalisierung und lokales Wissen“ am Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt, ist einer von zwei Nachwuchswissenschaftlern, die die Deutsche Gesellschaft für die Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik e.V. (DGGMNT) jetzt in Jena mit ihrem Förderpreis ausgezeichnet hat.
Die Gesellschaft würdigt damit seine Dissertation „Das Kosmoskop. Karten und ihre Benutzer in der Pflanzengeografie des 19. Jahrhunderts“. Mit dem mit 1250 Euro dotierten Förderpreis der DGGMNT werden Forschungsarbeiten von Nachwuchswissenschaftlern aus dem Gebiet der Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik anerkannt und gefördert.
In seiner Doktorarbeit, die an der Humboldt Universität zu Berlin und dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte entstand, setzt sich Nils Güttler mit der Geschichte botanischer Verteilungskarten im 19. Jahrhundert auseinander. Im Gegensatz zur bisherigen Historiografie kommt er dabei zu dem Ergebnis, dass das Kartieren in der Botanik erst lange nach der Erfindung von Verteilungskarten im späten 18. Jahrhundert zu einer gängigen epistemischen Praxis wurde. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, so seine These, begannen Botaniker damit, die Pflanzenverbreitung tatsächlich auf dem Papier zu studieren. Der einsetzende Kartierungsboom wurde hierbei von Institutionen an der (vermeintlichen) wissenschaftlichen Peripherie forciert, insbesondere von kartografischen Verlagshäusern und naturforschenden Gesellschaften. Eine zentrale Rolle nahm hierbei der Gothaer Perthes Verlag ein, der enormes Kapital und Ressourcen in die Produktion botanischer Verteilungskarten investierte. Die kartografische Expertise diffundierte so sukzessive in die botanische Forschungsgemeinschaft und veränderte im späten 19. Jahrhundert die Forschungspraktiken von immer mehr Pflanzengeografen – und schließlich auch von pflanzengeografisch arbeitenden „Ökologen“. Durch die Interaktion von professionellen und populären Forschungsmilieus entwickelte sich um die Jahrhundertwende ein lebendiger visueller Diskurs über die Geografie der Pflanzen, infolgedessen die kartografische Beobachtung ein wesentlicher Motor für die Formulierung pflanzengeografischer Theorien wurde.
„Die Auszeichnung ist für mich eine wunderbare Anerkennung meiner Arbeit“, freut sich Nils Güttler, „und zugleich ein Zeichen dafür, welches immense Potenzial die Sammlung Perthes für künftige wissenschaftsgeschichtliche Forschungen bietet. Ganz besonders freue ich mich darüber, dass meine Arbeit zusammen mit der Studie meiner Kollegin Stefanie Klamm zu Bildpraktiken in der Archäologie ausgezeichnet wurde. Wir beide haben uns nicht mit der Innovation, sondern mit der Benutzungsgeschichte von Medien beschäftigt und dieser Fokus scheint mir für die Kulturgeschichte wissenschaftlicher Medien und Visualisierungen zunehmend wichtig zu werden.“
Nils Güttler
Foto: Universität Erfurt
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