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10/01/2013 13:36

Wissenschaftliche Studie zeigt: Das Saarland profitiert auf vielfache Weise von seiner Universität

Saar - Uni - Presseteam Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Die Universität hat positive wirtschaftliche und demographische Effekte für das Saarland. So kommt etwa ein Viertel der jungen Menschen zwischen 20 und 25 Jahren, die ins Saarland ziehen, über die Universität ins Land. Die Hälfte der saarländischen Abiturienten studiert vor Ort und auch die Hälfte der Uni-Absolventen findet eine feste Anstellung in der Region. Das sind nur einige Ergebnisse aktueller Forschungsarbeiten, die von der Arbeitskammer des Saarlandes finanziert wurden. Auf Initiative der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt der Saar-Uni haben Soziologen und Wirtschaftswissenschaftler die Universität aus sozio-ökonomischer Perspektive betrachtet.

    „Die Universität ist keineswegs nur ein Kostenfaktor, sondern stellt eine wertvolle Investition in die Zukunft des Landes dar, die sich wirtschaftlich bereits in der Gegenwart rechnet“, sagt Professor Eike Emrich, der den Forschungsverbund geleitet hat. „Die jungen Menschen, die für ein Studium ins Saarland kommen, mindern die dramatische Überalterung des Saarlandes. Als Absolventen nehmen sie Führungspositionen in der saarländischen Wirtschaft wahr und tragen dort zu Innovationen bei“, erläutert Emrich. Er hat gemeinsam mit seinem Team am Lehrstuhl für Sportökonomie und Sportsoziologie sowie Wolfgang Meyer und Freya Gassmann vom Centrum für Evaluation und Ashok Kaul, Professor für Wirtschaftspolitik der Saar-Uni, die bisher umfassendste regionalökonomische Studie zur Universität des Saarlandes vorgelegt. Daran wirkten unter anderem auch Professor Markus Hagedorn von der Universität Oslo sowie Jessica Knoll und Nadine Staub-Ney vom Institut für Banken und Mittelstandsfinanzierung mit.

    „Solche Studien zum Nutzen von Hochschulen gibt es bereits für andere Standorte in der Bundesrepublik“, ergänzt Wolfgang Meyer, stellvertretender Leiter des Centrums für Evaluation und Mitherausgeber des Sammelbandes. „Mit Unterstützung der Arbeitskammer und der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt konnten wir diese Datenlücke nun auch für das Saarland schließen.“ Eike Emrich und Wolfgang Meyer untersuchten unter anderem die volkswirtschaftlichen Effekte durch die Universität und ihre Studenten sowie die größten Forschungsinstitute im Saarland. Sie verglichen dafür die Vorgehensweise von 40 Regionalstudien aus dem ganzen Bundesgebiet, in denen Wissenschaftler die Wertschöpfung von Hochschulen erforscht haben. „Auf Grundlage der für das Saarland in vergleichbarer Weise ermittelten Daten geben Beschäftigte und Studenten jährlich etwa 250 Millionen Euro in der Region aus. Hinzu kommen noch einmal 40 bis 50 Millionen, die von den Betriebsausgaben der Universität im Saarland bleiben“, erläutert Professor Emrich. Insgesamt erzeuge die Universität gemeinsam mit den auf dem Campus angesiedelten Forschungsinstituten Umsatz- und Steuereffekte von jährlich rund 450 Millionen Euro. „Wenn man dieser Zahl den bisherigen Landeszuschuss von 190 Millionen Euro für die Universität gegenüberstellt, sieht man, dass sich jeder vom Saarland investierte Euro für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes auszahlt“, sagt Emrich.

    „Die Konsumausgaben der Studierenden stellen insbesondere für die Betriebe der Saarbrücker Innenstadt einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar“, bemerkt die Betriebswirtin Nadine Staub-Ney, die gemeinsam mit Jessica Knoll am Institut für Banken- und Mittelstandsfinanzierung der Saar-Uni rund 60 Unternehmer sowie Vertreter von Verbänden und Politiker befragt hat. „Aus Sicht der Wirtschaft ist die Saar-Uni ein unverzichtbarer Standortfaktor, auch weil die Studierenden als flexible Aushilfskräfte und die Absolventen als angehende Führungskräfte für ganz unterschiedliche Unternehmen eine wichtige Rolle spielen.“

    Dies bestätigt auch Ashok Kaul, Professor für Wirtschaftspolitik, auf Grundlage seiner Forschungsarbeiten: „Etwa ein Drittel der Absolventen der Universität des Saarlandes bekommt innerhalb von 90 Tagen nach Studienabschluss eine feste Anstellung. Männer verdienen zu Beginn im Durchschnitt rund 40.000 Euro, Frauen mit rund 33.000 Euro deutlich weniger. Das hängt vermutlich mit der unterschiedlichen Fächerwahl und der Familienphase zusammen“, sagt Ashok Kaul, Professor für Wirtschaftspolitik der Saar-Uni. Für seine Absolventenstudie hat er in einem aufwändigen Verfahren Daten aus den Sozialversicherungen mit Absolventendaten der Saar-Uni verknüpft und so umfassende Informationen für rund 18.000 Absolventen erhalten, die zwischen 1994 und 2011 die Universität verlassen haben. Von den Uni-Absolventen, die das Saarland verlassen, gehen ein Drittel in die wirtschaftsstarken Zentren in Baden-Württemberg, Hessen und Nordrhein-Westfalen. „Die Einstiegslöhne im Saarland sind im Durchschnitt geringer als in allen anderen Bundesländern. Selbst die Absolventen, die in wirtschaftsschwache Bundesländer im Osten abgewandert sind, verdienen durchschnittlich mehr als Absolventen im Saarland“, fasst Kaul ein weiteres Ergebnis der Studie zusammen.

    Im bundesweiten Vergleich stehen saarländische Studentinnen und Studenten wirtschaftlich nicht sonderlich gut dar. Auf Grundlage einer Befragung von mehr als 2.000 Studenten kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass sie mit rund 785 Euro monatlich etwa dasselbe Budget zur Verfügung haben wie ihre Kommilitonen in den ostdeutschen Bundesländern. „In keinem anderen Bundesland leben außerdem so viele Studierende noch bei ihren Eltern zu Hause. Sie nehmen zugleich viel seltener die Bundesausbildungsförderung (Bafög) in Anspruch, obwohl sie dazu berechtigt wären“, sagt Freya Gassmann, Mitarbeiterin im Centrum für Evaluation. Zudem gäbe es schichtspezifische Unterschiede bei der Bereitschaft, in die Ausbildung zu investieren. Mit seiner geringen Akademikerquote und dem relativ hohen Anteil von Nicht-Akademikerkindern sei das Saarland mittlerweile ein „Aufsteigerland“. „Die Universität trägt hierzu wesentlich bei, da sie allen Landeskindern ein wohnortnahes und damit günstiges Studium ermöglicht“, erläutert die Wissenschaftlerin.

    „Der Verlust weiterer Studienplätze wäre in mehrfacher Hinsicht für das Saarland bedenklich“, warnt Wolfgang Meyer vom Centrum für Evaluation. „Zum einen würden junge Menschen abwandern oder erst gar nicht zuwandern, zum anderen entstünden für die ohnehin schon stark belasteten saarländischen Familien höhere Kosten, wenn sie auswärts ein Studium für ihre Kinder finanzieren müssten. Dieses könnten sich vermutlich vor allem sozial schwache Haushalte dann nicht mehr leisten“, sagt Meyer. Auf der Grundlage einfacher Trendanalysen wagen die Wissenschaftler einen Blick in die Zukunft und berechnen, was zum Beispiel passiert, wenn man die Universität schließen würde oder sie durch hohe Sparauflage stark zurückbauen müsste. „Angesichts des demographischen Wandels und der hierdurch schrumpfenden Bevölkerung an der Saar sind mittelfristig sowohl das Bundesland als auch die Universität im Bestand gefährdet. „Gerade angesichts des Bevölkerungsrückgangs ist die Saar-Uni eine der wenigen Optionen für das Land, um junge Leute in die Region zu bringen. Mit attraktiven Studienbedingungen könnten einige der zu befürchtenden Auswirkungen zumindest abgeschwächt werden“, erläutert Wolfgang Meyer.

    Nach Auffassung von Eike Emrich sollte das Land die Hochschulfinanzierung nicht als kurzfristige Haushaltsausgabe, sondern als langfristige Investition in die Zukunft des Saarlandes betrachten. „Eine starke, international konkurrenzfähige Universität stellt nicht nur durch ihre Forschungsergebnisse, sondern auch aufgrund der Kaufkraft ihrer Mitarbeiter und Studierenden einen wichtigen Standortfaktor dar. Auch die Bildungs- und Beschäftigungs¬perspektiven sind nicht nur für Akademiker regionalpolitisch bedeutsam“, betont Emrich.

    Für alle am Projekt beteiligten Wissenschaftler bieten die erhobenen und zusammengestellten umfangreichen Daten Potential für weitere wissenschaftliche Arbeiten, etwa um nach Studienfach und Geschlecht differenziert die Karrieren der Absolventen zu verfolgen oder um weitere demographische Effekte zu untersuchen. Die Daten will man auch anderen interessierten Forschern für sekundärwissenschaftliche Analysen zur Verfügung stellen.

    Das Buch „Die Universität des Saarlandes in sozio-ökonomischer Perspektive“ erscheint im Universitätsverlag universaar und kann über den Buchhandel für 18,50 Euro bezogen werden. Journalisten erhalten auf Anfrage die Studie als pdf. (Tel. 0681/302-2601, Mail: presse@uni-saarland.de)

    Weitere Informationen:
    http://www.uni-saarland.de/kowa
    http://www.swi-uni-saarland.de
    http://www.econpol.de
    http://www.arbeitskammer.de

    Pressefotos unter: http://www.uni-saarland.de/pressefotos

    Fragen beantworten:
    Prof. Dr. Eike Emrich
    Lehrstuhl für Sportökonomie und Sportsoziologie
    Tel. 0681 302-4170
    E-Mail: e.emrich@mx.uni-saarland.de

    PD Dr. Wolfgang Meyer
    Centrum für Evaluation der Universität des Saarlandes
    Tel. 0681/302-4358
    Mail: w.meyer@mx.uni-saarland.de

    Prof. Dr. Ashok Kaul
    Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik
    Tel. 0681/ 302 – 2132
    Mail: ashok.kaul@mx.uni-saarland.de

    Dr. Nadine Staub-Ney und Dr. Jessica Knoll
    Institut für Banken- und Mittelstandsfinanzierung der Saar-Uni
    Tel. 06 81/302-64747
    Mail: jessica.knoll@bank.uni-saarland.de / nadine.staub@bank.uni-saarland.de

    Hinweis für Hörfunk-Journalisten: Sie können Telefoninterviews in Studioqualität mit Wissenschaftlern der Universität des Saarlandes führen, über Rundfunk-Codec (IP-Verbindung mit Direktanwahl oder über ARD-Sternpunkt 106813020001). Interviewwünsche bitte an die Pressestelle (0681/302-3610).


    More information:

    http://www.uni-saarland.de/kowa
    http://www.swi-uni-saarland.de
    http://www.econpol.de
    http://www.arbeitskammer.de


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    Eike Emrich, Professor für Sportökonomie und Sportsoziologie
    Eike Emrich, Professor für Sportökonomie und Sportsoziologie
    Foto: Universität des Saarlandes
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    Ashok Kaul, Professor für Wirtschaftspolitik
    Ashok Kaul, Professor für Wirtschaftspolitik
    Foto: Universität des Saarlandes
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    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars
    Economics / business administration, Politics, Social studies
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Eike Emrich, Professor für Sportökonomie und Sportsoziologie


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