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10/22/2013 11:26

Apokalypse in Großbritannien

Rudolf-Werner Dreier Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau

    Der Freiburger Anglist Martin Hermann erforscht in seiner Doktorarbeit Erzählungen über das Ende der Welt

    Ein Virus verwandelt Menschen in Zombies, ein Komet bringt die Planeten im Sonnensystem durcheinander und extreme Umweltverschmutzung macht die Erde unbewohnbar: Britische Autorinnen und Autoren haben sich viele Szenarien ausgemalt, in denen die Menschheit komplett oder beinahe ausgerottet wird. Mit solchen Geschichten beschäftigt sich Martin Hermann in seiner Dissertation, die er am Englischen Seminar der Universität Freiburg anfertigte. Er hat die verschiedenen Ausprägungen von Geschichten dieses Genres in Großbritannien untersucht und ihre historische Entwicklung in den vergangenen 120 Jahren nachgezeichnet. Seine wichtigsten Ergebnisse: In Romanen, Kurzgeschichten und anderen fiktionalen Werken, in denen Autoren die Apokalypse darstellen, spiegeln sich gesellschaftliche Ängste und kollektive Sorgen der Menschen in der jeweiligen Zeit wider. Nur nach historischen Ereignissen von enormer Bedeutung, wie nach den Weltkriegen oder dem Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001, verschieben sich die Ängste und die Menschen entwickeln neue Vorstellungen von ihrem möglichen Ende.

    Hermann untersuchte 150 Romane, Kurzgeschichten, TV-Serien sowie Filme. Zudem bezog er Titelseiten, Artikel und Karikaturen von Zeitungen und Zeitschriften, die in Großbritannien eine hohe Auflage haben, in seine Analyse ein. Apokalyptische Erzählungen kommen in den Kulturen vieler Völker vor und finden sich beispielsweise im Alten und Neuen Testament der Bibel. In Großbritannien erhielt die Popularität des Genres Ende des 19. Jahrhunderts einen Aufschwung, als neue wissenschaftliche Theorien die Ängste der Menschen schürten. In der Kurzgeschichte „The Star“ setzt sich H. G. Wells zum Beispiel mit den Schlussfolgerungen aus Charles Darwins Evolutionstheorie für die Zukunft der Menschheit und astronomischen Entdeckungen auseinander: Ein Komet rast auf die Erde zu, kollidiert beinahe mit ihr und löst ein Umweltchaos aus.

    Apokalyptische Geschichten aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs veranschaulichen vor allem, wie traumatisiert die britische Bevölkerung von der Kriegserfahrung war. Während der Ära des Kalten Krieges fürchteten die Britinnen und Briten besonders die Gefahren von Atomwaffen. In den 1960er und 1970er Jahren rückten hingegen Ängste vor Umweltkatastrophen stärker in den Fokus. Der drohende Klimawandel beherrscht die apokalyptischen Geschichten im frühen 21. Jahrhundert. Zudem arbeiten viele zeitgenössische Autoren die Furcht vor einer globalen Pandemie auf, oft im Zusammenhang mit einer Zombie-Geschichte wie im Film „28 Weeks Later“.

    Trotz dieser unterschiedlichen Ängste, die in bestimmten Zeiträumen dominieren, gibt es in britischer apokalyptischer Literatur drei übergreifende und immer wieder aufkommende Hauptthemen: Die Rolle von Großbritannien in der Welt, Wissenschaft und Krieg sowie die Natur des Menschen. Bis zum Zweiten Weltkrieg nehmen die Geschichten über den Weltuntergang überwiegend eine britische Sichtweise ein, was das damalige britische Selbstbewusstsein als Weltmacht zum Ausdruck bringt. In späteren Jahren wechselt diese nationale zu einer vornehmlich globalisierten Perspektive, in der Großbritannien als Staat nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Wissenschaft und Fortschritt sehen die Autoren entweder als todbringend oder als die Rettung der Menschheit, wie Hermann festgestellt hat. Wie wissenschaftliche Erkenntnisse eingesetzt werden, steht dabei oft in direktem Zusammenhang mit der menschlichen Natur: Es liegt in der Hand der Menschen, wie sie Wissenschaft einsetzen. So sind in der Fiktion aus der Zeit des Kalten Krieges wissenschaftliche Kriegsführung, der Einsatz von Atomwaffen und verrückte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vielfach für den Untergang der Menschheit verantwortlich.

    Kontakt:
    Martin Hermann
    Bayerische Staatsbibliothek
    Tel.: 089/28638-2333
    E-Mail: Martin.Hermann@bsb-muenchen.de


    More information:

    http://www.pr.uni-freiburg.de/pm/2013/pm.2013-10-22.280-en?set_language=en


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    History / archaeology, Social studies
    regional
    Scientific Publications
    German


     

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