Soziolinguistisches Forschungsprojekt untersucht die Bedeutung des Namens für Transgender und die Motive für Namensänderungen – Teilnehmer/-innen gesucht
Rufnamen sind in Deutschland recht einfach als weiblich oder männlich zu erkennen und ermöglichen so eine klare Geschlechterzuordnung. Das Verbot, männliche Rufnamen für Mädchen oder weibliche Rufnamen für Jungs zu vergeben, wird allerdings zum Problem, wenn Menschen ihr Geschlecht ändern möchten. Das Transsexuellengesetz liefert seit 1980 den rechtlichen Rahmen für eine Namensänderung, wovon seitdem mehrere tausend Menschen Gebrauch gemacht haben – genaue Zahlen gibt es nicht. Welche Bedeutung der alte oder der neue Name für Transmenschen hat und welchen Stellenwert dem Namen im Hinblick auf die Geschlechtszugehörigkeit zukommt, untersucht ein Forschungsprojekt an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Hierfür werden noch Teilnehmer/-innen gesucht, die sich selbst als trans bezeichnen und die bereit sind, im Falle einer Namensänderung über ihre Motive zu sprechen.
„Unsere Namen sind für uns alle von ganz großer Bedeutung“, sagt Miriam Schmidt-Jüngst vom Deutschen Institut der JGU. Wir identifizieren uns mit unserem Namen, etwa wenn wir sagen „Ich bin Marie“ anstelle von „Ich heiße Marie“. Der Name ermöglicht es andererseits auch, Menschen zu kategorisieren – insbesondere als Mann oder Frau, da der Rufname in Deutschland das Geschlecht offenbaren muss. „Es gibt bei den Rufnamen in Deutschland eine prototypisch weibliche und eine prototypisch männliche Lautstruktur, wobei vor allem die Endung des Namens entscheidend ist“, erklärt Schmidt-Jüngst. Ein Auslaut auf "a" ist meist ein Frauenname, während eine Endung mit "o" nahezu hundertprozentig einen männlichen Namen anzeigt. „Ein Konsonant am Ende des Namens wie bei Rolf, Frank oder Klaus ist fast immer ein eindeutiges Signal, dass der Name männlich ist.“
Mit einem Genderindex, der am Deutschen Institut entwickelt wird, können Rufnamen auf einer Skala von minus acht bis plus acht als phonologisch typisch weiblich oder typisch männlich eingestuft werden. „Jeremia“ liegt beispielsweise mit plus sieben genauso weit im prototypisch weiblichen Bereich wie „Manuela“ – natürlich ohne dadurch etwas über die tatsächliche Männlichkeit oder Weiblichkeit der Namenträgerin oder des Namenträgers auszusagen.
Im Rahmen ihrer Promotionsarbeit zur Selbstbenennung von Transgendern untersucht Schmidt-Jüngst, welche Wahl Transpersonen bei ihrer Namensänderung treffen und welche persönliche Bedeutung diese für sie hat: Wie wurde der neue Name gewählt? Ist es vielleicht der Name, den die Eltern dem Kind gegeben hätten, wenn es bereits bei der Geburt ein anderes Geschlecht gehabt hätte? Welche Motive haben die Wahl des neuen Namens bestimmt und welchen Stellenwert hat er für die Geschlechtsidentität? In welchem Verhältnis stehen alter und neuer Name zueinander? Interessierte, die an der Studie teilnehmen und sich zu diesen Fragen äußern möchten, können sich mit Miriam Schmidt-Jüngst per E-Mail (schmidt-juengst@uni-mainz.de) in Verbindung setzen.
Miriam Schmidt-Jüngst war nach ihrem Studium als wissenschaftliche Mitarbeiterin beim DFG-Projekt „Deutscher Familiennamenatlas“ tätig und ist seit April 2013 wissenschaftliche Mitarbeiterin in der DFG-Forschergruppe „Un/doing differences. Praktiken der Humandifferenzierung“. Die beteiligten Wissenschaftler/-innen aus der Soziologie, Ethnologie, Amerikanistik, Theaterwissenschaft und der Germanistischen Linguistik befassen sich damit, wie Kategorisierungen und Differenzierungen zwischen einzelnen Menschen oder Menschengruppen erfolgen, wie sie sich verändern oder wieder aufgehoben werden.
Abbildung:
http://www.uni-mainz.de/bilder_presse/05_deutsch_namen_transgender_01.jpg
Rufnamen nach Genderindex
Quelle: Damaris Nübling/Miriam Schmidt-Jüngst
Weitere Informationen:
Miriam Schmidt-Jüngst, M.A.
Deutsches Institut
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
D 55099 Mainz
Tel. +49 6131 39-38443
E-Mail: schmidt-juengst@uni-mainz.de
http://www.transonym.de
Weitere Links:
http://www.uni-mainz.de/presse/54609.php
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
Language / literature, Law, Social studies
transregional, national
Research projects
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).