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11/25/2002 10:18

770.000 Euro für "Virtuelles Kompetenzzentrum"

von Varel Heidrun Presse & Kommunikation
Fachhochschule Oldenburg / Ostfriesland / Wilhelmshaven

    Konsortium entwickelt Lösungen für Zukunftstechnologie Geoinformatik

    Ungefähr 80 % aller politischen und öffentlichen Entscheidungen beruhen heutzutage auf raumbezogenen Daten. Diese raumbezogenen oder "Geodaten" werden in zunehmendem Maße in digitaler Form zur Verfügung gestellt: sei es in Form von digitalen Karten der Landesvermessung oder des Katasters oder sei es in Form von digitalen Fernerkundungsdaten von Satelliten und Flugzeugen. Dabei spielen Schnelligkeit der Datenverfügbarkeit oder Aktualität eine genau so große Rolle wie Genauigkeit und Vollständigkeit. Im Zeitalter der Computerisierung und des Internet sind geeignete Werkzeuge zum Speichern, Datenaustausch und zur Bearbeitung dieser digitalen Geodaten unabdingbar notwendig, um kompetente Entscheidungen zügig und objektiv treffen zu können.

    Gerade für ein Flächenland wie Niedersachsen ist die neue Disziplin Geoinformatik, die sich der Entwicklung geeigneter Werkzeuge widmet, zur Bearbeitung dieser Geodaten ungemein wichtig. Aus diesem Grund richtet ein landesweites Konsortium, zu dem Hochschule Vechta, die Universitäten Hannover und Osnabrück sowie die Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven gehören, ein gemeinsames "Virtuelles Kompetenzzentrum Geoinformatik in Niedersachsen" (kurz: GiN) ein. Das Konsortium, an dem auch das Oldenburger Informatik-Institut OFFIS beteiligt ist, wird die Kompetenz im Bereich der Geoinformatik in Niedersachsen bündeln, anwendungsorientierte Lösungen im Bereich der Geoinformationssysteme entwickeln, Forschungsvorhaben koordinieren und Weiterbildungsangebote vermarkten. Das Wissenschaftsministerium fördert die Einrichtung bis 2005 mit insgesamt 770.000 Euro.

    Die Geoinformatik stellt technische Lösungen zur Verfügung, ohne die unser modernes Leben undenkbar geworden ist. Dazu zählen Navigationssysteme und Routenplaner, ortsgebundene Dienste (Location Based Services), die in der neuen Mobilfunkgeneration angeboten werden, Routenpläne zur Evakuierung, Abschätzung von Katastrophenrisiken sowie Verfahren zur umweltschonenden Düngung von Ackerflächen und Netzplanungen von Energiekonzernen. Auch die neuartigen Techniken der Fernerkundung, die durch die Bereitstellung von hochauflösenden Daten unverzichtbar für geometrisch exakte Planungen ist, wird von dem Kompetenznetzwerk GiN als integraler Bestandteil gesehen.

    Auf digitalen Karten aufbauende Geoinformationssysteme (GIS) sind aus dem Wirtschaftsleben nicht mehr weg zu denken. Schon heute werden mit ihnen weltweit über eine Milliarde Euro Umsatz erzielt, dabei ist das Marktpotenzial bislang erst zu knapp 20 Prozent erschlossen. Vor diesem Hintergrund ist auch das enorme Interesse der Wirtschaft an dem neuen Kompetenzzentrum zu verstehen: Eine Reihe von namhaften Unternehmen hat Leistungen im Gesamtwert von 9,5 Millionen Euro in Aussicht gestellt. "Mit dem neuen Kompetenzzentrum bündeln wir die niedersächsischen Forschungsressourcen in dem technisch anspruchsvollen und ungemein zukunftsträchtigen Bereich der Geoinformatik", so Wissenschaftsminister Thomas Oppermann. "Das außergewöhnliche Engagement der Kooperationspartner aus der Wirtschaft schon vor der Einrichtung des Zentrums zeigt, dass der nun eingeschlagene Weg der richtige ist."

    Die Aufgaben des GiN sind in drei Arbeitsschwerpunkte untergliedert. Die Forschungsaktivitäten sollen durch die kontinuierliche Beobachtung ausgeschriebener, internationaler, nationaler und regionaler Förderprogramme sowie der Bündelung der Geoinformatik-Forschung in Niedersachsen koordiniert werden. Des Weiteren wird eine Koordination und inhaltliche Abstimmung der Weiterbildungsangebote, Workshops und Seminare durchgeführt. Consulting und Wissenstransfer soll nicht zuletzt durch die Vermittlung zwischen den Partnern aus der Wirtschaft und den öffentlichen Stellen, Planungsbüros und kommerziellen Unternehmen, die im Umfeld der Geoinformatik tätig sind, erfolgen.

    Dass das Wissenschaftsministerium dem GiN trotz Finanzknappheit eine Förderung für drei Jahre zugesagt hat, zeigt die Notwendigkeit einer solchen Einrichtung in Niedersachsen. In Oldenburg wird als Antragsteller das Institut für Angewandte Photogrammetrie und Geoinformatik (IAPG) der Fachhochschule gefördert werden. Dessen Hauptaufgabe im Rahmen von GiN stellt der Wissenstransfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung dar. Sieben Professorinnen und Professoren der FH bilden das Team, das sich in das Kompetenzzentrum einbringen wird. Am IAPG sind zur Zeit außerdem acht wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig, von denen sieben durch Drittmittel finanziert werden.

    Die fachlichen Arbeitsschwerpunkte der Oldenburger Gruppe liegen in der Geoinformatik, der Kartografie, der Umweltplanung und der Photogrammetrie. Das IAPG wurde 1996 gegründet und konnte seitdem als 1,8 Millionen Euro an Drittmitteln für Forschung und Entwicklung sowohl von öffentlichen Forschungsinstitutionen als auch aus der Wirtschaft einwerben. Als wichtige Projekte sind die Teilnahme an dem gerade erfolgreich abgeschlossenen Forschungsschwerpunkt "Raum-Rohr-Boden" und dem jüngst begonnenen Forschungsschwerpunkt "Biologische Bodensanierung" zu nennen. Synergieeffekte werden sich auch aus dem Projekt "Horizontaler Technologietransfer" ergeben, das parallel für drei Jahre vom Europäischen Sozialfond gefördert wird. Weitere Arbeitsgebiete des Instituts sind u.a. die Entwicklung von Fachschalen für Geoinformationssysteme, der Aufbau von Grünflächeninformationssystemen und der Einsatz von Geodaten im Internet und für mobile Informationssysteme.

    Nach Aussagen von Prof. Dr. Thomas Brinkhoff, der Oldenburg in der wissenschaftlichen Leitung von GiN vertreten wird, erwartet sich die Fachhochschule neben der Initiierung neuer anwendungsorientierter Projekte auch eine positive Rückkopplung für die Lehre. Dies ist durch die erwähnten Sachleistungen der Unternehmen und durch innovative Themen für Diplomarbeiten zu erwarten. Neben dem erfolgreichen Diplomstudiengang "Geoinformatik" soll künftig auch ein Masterstudiengang "Angewandte Geoinformatik" am Hochschulstandort Oldenburg eingerichtet werden, der sich an Hochschulabsolventen wendet, die ihr Wissen im Bereich der Verwaltung, Auswertung und Präsentation von raumbezogenen Daten vertiefen möchten.


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, Geosciences, Information technology, Media and communication sciences, Traffic / transport
    transregional, national
    Research projects, Science policy
    German


     

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