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01/16/1998 00:00

Versicherungswesen

Peter Pietschmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Ulm

    16.1.1998 - Pm/Mp

    Sicherheit dem Versicherer SCOR-Preis fuer Aktuarwissenschaften 1997

    Mit der Deregulierung des europaeischen Versicherungsmarktes brach seit Mitte der neunziger Jahre fuer die Versicherer eine neue Ära an. Der Wettbewerb hat sich verschaerft, neue Produkte kommen auf den Markt. Mussten die deutschen Anbieter ihre Tarife bisher vom Bundesaufsichtsamt fuer das Versicherungswesen (BAV) absegnen lassen, koennen sie diese jetzt weitgehend frei gestalten.

    Angesichts der wachsenden Vielfalt von Optionen die Übersicht ueber Rentabilitaet und Risiken zu behalten, fordert solide mathematische Berechnungsgrundlagen, wirtschaftlichen Sachverstand und leistungsfaehige Software. Drei wissenschaftliche Arbeiten, entstanden an der Universitaet Ulm in der von Prof. Dr. Peter Gessner geleiteten Abteilung Unternehmensplanung, formulieren entsprechende Ansaetze. Die Autoren werden am 22. Januar 1998 mit dem von der SCOR Deutschland, Rueckversicherungs-AG, gestifteten und nach ihr benannten Preis fuer Aktuarwissenschaften 1997 ausgezeichnet.

    Kalkulationshilfe

    In den anglo-amerikanischen Laendern gibt es ihn bereits seit den 50er Jahren: den "Profit-Test", eine standardisierte Kalkulationshilfe fuer Lebensversicherungsunternehmen. In ihrer Diplomarbeit als Wirtschaftsmathematikerin hat Petra Meyer unter dem Titel "Profit-Testing fuer Rentenversicherungen" eine deutsche Computerversion vorgelegt. Das Programm integriert geschickt die neuen Freiheiten auf der einen, die verbliebenen Reglementierungen auf der anderen Seite und beruecksichtigt dabei die Spezifika des deutschen Versicherungswesens, von der Organisation der Altersversorgung ueber Tarif- und Praemiengestaltung bis zu den Sicherheitsreserven des Versicherers. Eine Vielzahl von Parametern ermoeglicht realitaetsnahe Simulation. Beitragshoehe und Zahlungsweise, eventuelle Beitragsrueckgewaehr oder dynamische Erhoehungen einzelner Vertraege werden ebenso einbezogen wie Sterblichkeitsverlauf und etwaige Stornierungen, Rueckkaeufe oder Beitragsfreistellungen, ferner die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Mit Meyers Testprogramm laesst sich nicht nur der aktuelle Bestand eines Anbieters auf seine Wirtschaftlichkeit hin begutachten, es erlaubt auch die Modellierung individuell gestalteter neuer Produkte.

    Todesfallschutz nach Wahl

    Je mehr Freiheiten ein Vertrag dem Kunden zugesteht, desto schwieriger sind potentielle Gewinne und Verluste zu kalkulieren. Verschiedene "Optionen in der Lebensversicherung" - optionaler Todesfallschutz, Aufstocken der Todesfallsumme u.ae. - bespricht Dr. Peter Guenther in einer Arbeit, die mathematisch zu erfassen versucht, in welchen Lebenssituationen ein Versicherter von vertraglich eingeraeumten Wahlrechten Gebrauch machen wird. Wie umfassend der Versicherungsschutz, der vereinbart, und wie umfangreich das Optionsangebot ist, das ergaenzend angeboten wird, hat - unter Umstaenden wesentlichen - Einfluss auf die Praemienhoehe. Eine Police mit optionalem Todesfallschutz beispielsweise, bei der der eigentliche Versicherungsschutz erst nach einer Wartezeit von einem oder zwei Jahren beginnt, kann etwa zum halben Preis einer klassischen Risikoversicherung angeboten werden. Mit solchen Schnaeppchen, so Guenther, muessten durchaus Kunden zu gewinnen sein. Was die Angebotsvielfalt das deutschen Versicherungsmarktes im Vergleich namentlich mit dem britischen betrifft, diagnostiziert er ohnehin Nachholbedarf und rechnet fuer die naechsten Jahre mit der Einfuehrung weiterer Neuheiten.

    Outsourcing-Handbuch

    Andreas Seyboth hatte fuer seine Diplompruefung im Sommer 1996 nicht bloss eine Hausarbeit geschrieben, sondern gleich ein Handbuch: "Outsourcing der Informationstechnologie in der deutschen Lebensversicherungswirtschaft - neue Wege fuer Lebensversicherer nach der Deregulierung des Marktes" ist ein Ratgeber, der - auf der Basis wissenschaftlich exakter Analysen - den Interessierten in die Materie einfuehrt, rechtliche Grundlagen erlaeutert, verschiedene Formen des Outsourcing im Bereich Informationstechnologie/Bestandsverwaltung bei Versicherern vorstellt, Pro und Contra diskutiert und Leitlinien fuer die erfolgreiche Durchfuehrung von Projekten formuliert.

    Informationstechnisch lebe das Gros der deutschen Versicherer noch in der Fruehgeschichte der Datenverarbeitung, als "Speicherplatz knapp und Rechner langsam waren und in der es eigentlich nur ein Produkt gab: eine gemischte Lebensversicherung mit 3,5% Rechnungszins" (Seyboth). Nur durch staendiges Flicken und Nachbessern seien die hoffnungslos ueberalterten EDV-Systeme am Leben erhalten worden. Als Loesung bietet sich ein Vorgehen an, das in anderen Branchen schon seit laengerer Zeit ueblich und unter dem Begriff "Outsourcing" (gebildet aus "Outside resource using") bekannt ist: einzelne Aufgaben werden an spezialisierte Dienstleitungsunternehmen delegiert. Allerdings wird kaum ein Versicherer die komplette Verwaltung seiner Policen von heute auf morgen an einen Dienstleister abgeben koennen oder wollen. Probleme ergeben sich, wenn die strategische Handlungsfaehigkeit, die "Kernkompetenz" des Unternehmens beruehrt wird. Andererseits sei auf angelsaechsischen Versicherungsmaerkten die Bestandsverwaltung durch einen Dritten nicht selten. Hierzulande zeichnen sich inzwischen aehnliche Tendenzen ab.


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration
    transregional, national
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    German


     

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