DIE KLEINMACHNOWER FIRMA ALVITO ENTWICKELT MATERIAL FÜR DIE ZELLENZUCHT
Autorin: Ute Sommer
KLEINMACHNOW In Krabbenschalen, in ganz gewöhnlichen Krabbenschalen steckt das Geheimnis für ein Elixier des Lebens. Diese Erkenntnis "herausgepult" haben Wissenschaftler der Alvito Biotechnologie GmbH in Kleinmachnow (Potsdam-Mittelmark). Aus den Krabbenschalen, deren Hauptbestandteil Chitin ist, kann ein ganz besonderer Stoff gewonnen werden: Chitosan. Daraus haben die Biotechnologen von Alvito ein Material entwickelt, auf dem sich menschliche Zellen richtig wohl fühlen und vermehren.Menschliche Haut, Knochen oder Knorpel lassen sich so im Labor züchten, um sie dann zu transplantieren. Ganz so weit, dass dies schon beim Menschen eingesetzt werden kann, ist die Kleinmachower Entwicklung allerdings noch nicht. "In Tierversuchen ist es uns aber gelungen, durchtrennte Nervenstränge wieder zusammenwachsen zu lassen", sagt Andrea Pahmeier, Geschäftsführerin von Alvito.Das zu einem schwammartigen Gebilde veredelte Chitosan - die so genannte Zellmatrix - funktionierte bei den Versuchen wie eine Schiene, um die herum sich neue Nervenzellen bildeten, bis die Lücke im Nervenstrang überbrückt ist. Das "Klettergerüst" aus Chitosan löst sich nach einiger Zeit im Körper auf, ohne dabei schädliche Stoffe abzugeben.In zwei Jahren will Pahmeier die Zellmatrix in der Medizin vermarkten. "Die Zeit drängt", meint die promovierte Biochemikerin. Denn auch in den USA seien Forscher auf der Spur des Chitosans, das bisher vor allem in der Lebensmittel- und der Kosmetikindustrie eingesetzt werde. "Wenn sich die Amerikaner an etwas festbeißen, dann pumpen sie sehr schnell sehr viel Geld in die Sache", weiß Pahmeier, die auch in den Staaten studiert hat: "Noch haben wir einen Vorsprung - wir müssen uns aber übel tummeln."Finanzielle Rückendeckung bekommen die Kleinmachnower über die Venture Capital-Gesellschaft DEWB AG aus Jena. Die zur Jenoptik-Gruppe gehörende Gesellschaft hält 25 Prozent der brandenburgischen Firma. Im Jahr 2003 sollen weitere Firmenanteile veräußert werden, denn Alvito braucht bis zur Marktreife der Matrix frisches Geld.Erst vor wenigen Monaten zog Alvito von Luckenwalde (Teltow-Fläming) in den Kleinmachnower Europarc Dreilinden. Schmuckstück des neuen Firmensitzes ist ein 3,6 Millionen Euro teures Reinlabor. Im Europarc wollen die zehn Beschäftigten des Unternehmens nicht nur weiter an der Matrix tüfteln. Es sollen auch wieder mehr Auftragsforschungen übernommen werden, die dem Betrieb Geld in die Kasse bringen.Seit dem Jahr 2000 wird Alvito über das Programm Futour gefördert. Dieses Bundesprogramm ist einer der Gründe dafür, warum die ursprünglich im hessischen Gießen gegründete Firma nunmehr ein Brandenburger Unternehmen geworden ist. Die Futour-Förderung - bei Alvito insgesamt 240 000 Euro - konnte der Betrieb nur bekommen, wenn er seinen Sitz im Osten Deutschlands hat. "Und als biotechnologisches Unternehmen ist man dann am besten im Raum Berlin und Brandenburg aufgehoben", meint die 38-jährige Pahmeier.So sitzt nur wenige Kilometer von Kleinmachnow entfernt die Teltower Codon AG. Sie züchtet mit Hilfe körpereigener Zellen Gewebe, um zum Beispiel verschlissene Knorpel im Knie wieder aufzubauen. "Wir sehen uns nicht als Konkurrenten von Codon", sagt Pahmeier. Vielmehr würde Alvito gern die Rolle eines Zulieferers für Codon übernehmen. Pahmeier: "Wir könnten die Matrix liefern und Codon züchtet darauf die entsprechenden Körperzellen." Alvito als Zulieferer - das kann sich Codon-Vorstand Karl-Gerd Fritsch durchaus vorstellen. Unabhängig von der Matrix-Entwicklung sieht er mehrere Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit mit dem neuen Nachbarn.
http://www.maerkischeallgemeine.de/?loc=7_2
Criteria of this press release:
Biology, Economics / business administration, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
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German
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