Der Verlag Elsevier hat kürzlich die Rücknahme einer Studie von Gilles-Eric Séralini et. al. („Séralini-Studie“) angekündigt, die im Herbst 2012 für Wirbel gesorgt hatte. Ratten, die länger mit genmodifiziertem Mais ernährt wurden, wiesen der Studie zufolge schwere Schäden auf. Der Verband Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin (VBIO e. V.) hatte zeitnah auf gravierende Mängel der Studie hingewiesen. Der VBIO begrüßt die Rücknahme der Studie als überfälligen Schritt und deutliches Signal an Medien und Öffentlichkeit, bei der Debatte zur Grünen Gentechnik zukünftig mehr Sorgfalt walten zu lassen. Langfristig muss das biowissenschaftliche Grundwissen der Bevölkerung gesteigert werden.
Die Studie “Long term toxicity of a Roundup herbicide and a Roundup-tolerant genetically modified maize” von Gilles Eric Séralini et al.1 hatte im Herbst 2012 für Schlagzeilen und teilweise heftige Reaktionen gesorgt. Der VBIO hatte damals zeitnah darauf hingewiesen2, dass die Studie verschiedene schwere Mängel aufweist, die im Rahmen des wissenschaftlichen Peer Reviews eigentlich hätten entdeckt werden müssen. In der Kritik standen damals unter anderem die geringe Anzahl der untersuchten Tiere sowie der verwendete Ratten-Stamm, der für Tumorbildungen besonders anfällig ist. Mit diesen beiden Kritikpunkten begründet das Journal Food and Chemical Toxicology nun auch seine Entscheidung, die Studie zurückzuziehen. Weitere Mängel, wie etwa fehlende Dosisabhängigkeiten, die Diskussion lediglich ausgewählter Daten sowie das Verschweigen weiterer Ergebnisse wurden in der Entscheidung nicht berücksichtigt. Der VBIO weist aber auch darauf hin, dass es eigentlich die Aufgabe der Autoren ist, eine als nicht haltbar erkannte Aussage zurück zu ziehen.
„Als Biologenverband begrüßen wir die Rücknahme der Studie“, so Wolfgang Nellen, Präsident des VBIO. „Wir befürchten jedoch, dass das diesbezügliche Medienecho deutlich geringer ausgeprägt sein wird als bei der ursprünglichen Präsentation der Studie im Herbst 2012“. Mit dem offiziellen Rückzug der Studie hat das System wissenschaftlicher Veröffentlichungen – wenn auch verspätet – gezeigt, dass es bei Fehlentwicklungen angemessen reagieren kann. In Hinblick auf die weiteren Beteiligten der Debatte wird es zukünftig darum gehen, sicherzustellen, dass die Öffentlichkeit in die Lage versetzt wird, wissenschaftliche Informationen angemessen aufzunehmen, kritisch einzuordnen und verantwortungsvoll weiter zu geben. Den Medien und der schulischen und außerschulischen Bildung wird dabei eine besondere Rolle zukommen. Der Präsident des VBIO betont: „Die Angelegenheit Séralini bestärkt uns in unserem Engagement für Schülerlabore und andere Orte, die Wissenschaft für die Öffentlichkeit zugänglich und erlebbar machen. Wer sich intensiv und praktisch mit der modernen Biotechnologie auseinander gesetzt hat, hat einfach bessere Grundlagen, um moderne Technologien angemessen bewerten zu können – selbst wenn diese Bewertung dann negativ ausfallen sollte“.
„Ein besseres Verständnis elementarer biowissenschaftlicher Kenntnisse und Methoden ist eine wesentliche Voraussetzung für eine sachliche Debatte über die Grüne Gentechnik“, ergänzt Prof. Christian Jung, Präsident der Gesellschaft für Pflanzenzüchtung (http://gpz-online.de), die diese Pressemitteilung ausdrücklich mit trägt.
Weitere Informationen erhalten Sie bei Prof. Dr. Wolfgang Nellen, Präsident des VBIO, Tel. 0561- 8044805; E-Mail: nellen@uni-kassel.de
Über den VBIO
Der VBIO e. V. ist das gemeinsame Dach für alle, die im Bereich Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin studieren oder tätig sind – egal ob in Hochschule, Schule, Industrie, Verwaltung, Selbstständigkeit oder Forschung.
Die Mitglieder des VBIO vertreten das gesamte Spektrum der Biowissenschaften von der molekularen, zellulären oder der am Organismus orientierten Sicht bis hin zur Biomedizin.
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1 Séralini G-E, Clair E, Mesnage R, Gress S, Defarge N. Long term toxicity of a Roundup herbicide and a Roundup-tolerant genetically modified maize. Food and Chemical Toxicology, Vol. 50 (11), 4221-4231.
2 Pressemitteilung des VBIO vom September 2012: http://www.vbio.de/der_vbio/presse__publikationen/presseerklaerungen/pressemitteilungen_2012
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