Pressemitteilung
Tübingen, 28. November 2002
Fund von Königsstatuen in den Königsgrüften von Qatna
Tübinger Archäologen liefern ersten Nachweis für Totenkult im Alten Orient
In den Königsgrüften unter dem Palast von Qatna (Syrien), die durch ein Team der Universität Tübingen unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Pfälzner (örtliche Grabungsleitung Dr. Mirko Novák) in Kooperation mit einem Team der Antikendirektion Damaskus (Leitung Dr. Michel Maqdissi, örtliche Leitung: Dr. Antoine Suleiman) momentan ausgegraben werden, wurden jetzt die ersten spektakulären Funde gemacht.
In der vergangenen Woche wurde die Vorkammer vollständig freigelegt. Dabei wurden neben dem Eingang in die Hauptkammer des Grabes zwei Königsstatuen gefunden. Sie sind vollständig erhalten und von hoher künstlerischer Qualität. Sie datieren in die Zeit des 18. oder 17. Jahrhunderts vor Christus. Aus dieser Zeit sind bisher nur wenige großformatige und im seltensten Fall unversehrte Bildwerke aus Stein in Syrien bekannt gewesen. Sie sind deshalb für die Kunstgeschichte des alten Vorderasien von großer Bedeutung.
Die ca. 85 cm hohen Bildnisse flankieren den Eingang in die Hauptkammer. Beide Statuen sind völlig gleichartig gearbeitet und stellen wahrscheinlich idealtypische Bildnisse von verstorbenen Königen dar. Die beiden Figuren sind sitzend auf einem Hocker dargestellt, mit einem weiten Mantel bekleidet und durch ein Stirnband im Haar ausgezeichnet, das wahrscheinlich königliche Würde zu erkennen gibt. Die beiden Statuen sind vollständig erhalten, abgebrochene Teile (bei der einen der Kopf, bei der anderen eine Hand) wurden im Versturz des Raumes gefunden und können wieder angesetzt werden. An einer Statue sind sogar noch die mit einem anderen Material eingelegten Augen erhalten. Möglicherweise waren bestimmte Teil der Statuen ursprünglich mit Goldblech bedeckt. Darauf weisen zahlreiche Bruchstücke von Goldblech im Umkreis der Statuen hin.
Die Statuen standen auf Sockelplatten und wurden an dieser Stelle sicher einstmals als Ahnenstatuen der verstorbenen und in den dahinter liegenden Gräbern beigesetzten Könige von Qatna verehrt. Auf die Darbringung von Totenopfern verweisen zahlreiche Keramikschalen, die vor den Statuen abgelegt waren. Dadurch wird deutlich, dass in den Königsgrüften von Qatna ein Totenkult für die verstorbenen Könige durchgeführt wurde. Dies ist der erste eindeutige archäologische Nachweise für eine solche Praxis im Alten Orient.
Erstaunlich ist ferner, dass die Statuen zum Zeitpunkt ihrer Benutzung in der Vorkammer der Königsgrüfte schon mehrere Hundert Jahre alt gewesen sein müssen. Die Grablegung datiert ins 14. Jahrhundert, die Statuen ins 18. oder 17. Jahrhundert vor Christus. Dies zeigt, dass diese Bildnisse als Ahnenstatuen über einen sehr lange Zeitdauer verehrt worden sein müssen.
Die Freilegungsarbeiten in den ausgedehnten Gruftanlagen werden sicher noch mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Es kann mit vielen überraschenden Funden gerechnet werden.
Hintergrundinformationen über die bisherigen Funde der Ausgrabungskampagne 2002 in
Qatna: http://www.uni-tuebingen.de/uni/qvo/highlights/h24-qatna-01.html
Allgemeine Informationen zum Projekt:
http://www.uni-tuebingen.de/uni/qvo/highlights/h24-qatna-02.html
Bildmaterial: http://www.uni-tuebingen.de/uni/qvo/highlights/h24-qatna-03.html
Auf Wunsch senden wir Ihnen die Fotos per E-Mail hochaufgelöst zu.
Für Nachfragen:
Professor Dr. Peter Pfälzner ist in Quatna zu erreichen unter:
Tel.: 00963-31547621
E-mail: P.Pfaelzner_inQatna@gmx.de
Criteria of this press release:
Art / design, History / archaeology, Music / theatre
transregional, national
Research results
German
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