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03/05/2014 09:47

Feinstaubbelastung: Wer an der Hauptstraße lebt, stirbt womöglich früher

Annika Bingmann Pressestelle
Universität Ulm

    Kleinste Ruß- oder Staubpartikel („Feinstaub“), die vorwiegend aus Verkehrs- und Industrieemissionen beziehungsweise Hausbrand stammen, erhöhen die Sterblichkeit offenbar deutlicher als bisher gedacht. Dieser Zusammenhang ist das jüngste Ergebnis der so genannten ESCAPE-Studie. Seit mehreren Jahren untersuchen Wissenschaftler, darunter Dr. Gudrun Weinmayr und Professorin Gabriele Nagel vom Ulmer Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie, Auswirkungen der Luftverschmutzung. Bisher sind für die ESCAPE-Studie Daten von über 360 000 Personen aus 13 europäischen Ländern herangezogen worden.

    Im Fachjournal „The Lancet“ schreibt die internationale Forschergruppe, dass bereits eine um fünf Mikrogramm pro Kubikmeter erhöhte Feinstaubkonzentration (Jahresmittelwert) das Sterblichkeitsrisiko um sieben Prozent erhöht. Für die eigene Gesundheit kann es also bereits einen deutlichen Unterschied machen, ob man nahe einer befahrenen Straße oder in einer verkehrsberuhigten Wohngegend lebt. Kleine Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern sind offenbar besonders gefährlich – auch unterhalb europäischer Grenzwerte. Bei ihrer Datenauswertung berücksichtigten die vom niederländischen Utrecht aus koordinierten Wissenschaftler unter anderem den sozioökonomischen Status, den Rauchstatus, den Körpermasseindex (BMI) und das Bildungsniveau der Teilnehmer. Dennoch blieb der Zusammenhang zwischen Feinstaubbelastung und verfrühter Sterblichkeit signifikant – vor allem bei Männern. Ursachen für die höhere Mortalität könnten oxidativer Stress und durch Partikel ausgelöste entzündliche Reaktionen sein.

    In der groß angelegten „European Study of Cohorts for Air Pollution Effects“ (ESCAPE) sind 22 repräsentative Kohorten mit insgesamt 367 251 Studienteilnehmern zusammengefasst worden. Die Ulmer Wissenschaftlerinnen waren für Daten aus Vorarlberg, dem westlichsten Bundesland Österreichs, zuständig: „Wir haben ausgehend von den Messdaten und Landnutzungsdaten ein so genanntes Landnutzungsregressionsmodell berechnet und konnten so die durchschnittliche Luftverschmutzung für Adressen im untersuchten Gebiet quantifizieren“, erläutert Gudrun Weinmayr. Im Untersuchungszeitraum (durchschnittlich 14 Jahre) sind übrigens etwas mehr als 29 000 Probanden der Gesamterhebung eines natürlichen Todes gestorben. „Epidemiologische Langzeitstudien wie ESCAPE sind erforderlich, um den langzeitigen Einfluss von Umweltfaktoren auf die Gesundheit zu bewerten“, betont Gabriele Nagel. Dank der jüngsten Ergebnisse werden erstmals Vergleiche mit bereits veröffentlichten US-Studien möglich

    Im Sommer 2013 hatte die gleiche Forschergruppe einen Zusammenhang zwischen höheren Feinstaubkonzentrationen und Lungenkrebs hergestellt. Der entsprechende Beitrag ist in „The Lancet Oncology“ erschienen. Die ESCAPE-Studie wird von der Europäischen Union gefördert.

    Rob Beelen, Ole Raaschou-Nielsen, Massimo Stafoggia, Zorana Jovanovic Andersen, Gudrun Weinmayr et. al.: Effects of long-term exposure to air pollution on natural-cause mortality: an analysis of 22 European cohorts within the multicentre ESCAPE project. The Lancet. Published online December 9, 2013 http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(13)62158-3

    Weitere Informationen:

    Dr. Gudrun Weinmayr: 0731/50-31073 oder 0211/3389 277, gudrun.weinmayr@uni-ulm.de

    Prof. Dr. Gabriele Nagel: 0731/50-31073, gabriele.nagel@uni-ulm.de


    Images

    Dr. Gudrun Weinmayr und Prof. Gabriele Nagel (v.l.) vom Ulmer Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie
    Dr. Gudrun Weinmayr und Prof. Gabriele Nagel (v.l.) vom Ulmer Institut für Epidemiologie und Medizin ...
    Foto: Uni Ulm
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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Environment / ecology, Medicine, Social studies, Traffic / transport
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Dr. Gudrun Weinmayr und Prof. Gabriele Nagel (v.l.) vom Ulmer Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie


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