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05/15/2014 16:02

TU Berlin: Wüstenschloss Qasr al-Mschatta - geteiltes Erbe

Stefanie Terp Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit und Alumni
Technische Universität Berlin

    Das Umayyadische Wüstenschloss Qasr al-Mschatta wird nach umfangreicher Restaurierung den jordanischen Behörden übergeben

    Am 18. Mai 2014 übergeben der Staatssekretär im Auswärtigen Amt Stephan Steinlein, die Generalsekretärin der Deutschen Forschungsgemeinschaft Dorothee Dzwonnek und der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Herman Parzinger im Rahmen eines Festakts das restaurierte Wüstenschloss Qasr al-Mschatta den jordanischen Behörden. Es ist ein Beitrag der Bundesrepublik Deutschland zur Förderung von Wissenschaft, Kultur und Tourismus im Lande. Projektträger sind die TU Berlin, die Staatlichen Museen zu Berlin und die Antikenverwaltung des Königreichs Jordanien.

    Bereits im 9. Jahrhundert wurde die weitläufige Palastanlage Qasr al-Mschatta, rund 30 Kilometer südlich von Amman in Jordanien gelegen, durch ein Erdbeben zerstört. Es war im 8. Jahrhundert errichtet worden und gilt als eines der bedeutendsten Zeugnisse der frühislamischen Kunst und Architektur überhaupt. Seit 2009 wird das von dem als prunksüchtig bekannten Umayyaden-Kalifen Walid II. um 743 n. Chr. erbaute Wüstenschloss erforscht und restauriert. In Jordanien standen bis 2009 umfangreiche Ruinen. Aus der Hauptfassade fehlt außerdem ein 47 Meter langes Stück. Das steht seit mehr als 100 Jahren als Geschenk des osmanischen Sultans Abdul Hamid II. an den deutschen Kaiser Wilhelm II. tausende Kilometer entfernt im Museum für Islamische Kunst des Berliner Pergamonmuseums. Die detailreiche und kunstvolle Bauzier dieses Prunkstücks ist ein herausragendes Beispiel frühislamischer Steinmetz- und Ornamentkunst. Sie legt Zeugnis ab von der Herausbildung einer eigenständigen islamischen Kunst, die sich allmählich gegen die älteren antiken und christlichen Vorbilder abzugrenzen beginnt. Die Mschatta-Fassade im Berliner Pergamonmuseum wurde allein im vergangenen Jahr von 893.000 Besuchern bestaunt. Der Originalort blieb dagegen wenig beachtet und war durch Verfall und Plünderung erheblich gefährdet.

    Sowohl die geplante Neuaufstellung der Fassade im Pergamonmuseum im Jahr 2019 als auch die Restaurierung der Ruine in Jordanien sind Teil einer engen Kooperation beider Länder im Sinne der gemeinsamen Verantwortung für ein Kulturerbe an zwei Orten: „Shared Heritage“.

    Das Forschungsprojekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit 850.000 Euro gefördert und ist damit eines der größten in der Region. Leiter des Gesamtprojekts ist Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer, Professor für Bau- und Stadtbaugeschichte an der TU Berlin. Durch Bauforschung, archäologische Ausgrabungen, geophysikalische, naturwissenschaftliche und restauratorische Untersuchungen sowie durch Materialuntersuchungen konnten zahlreiche neue Erkenntnisse zur Geschichte und der höchst aufwendigen Innenausstattung der Anlage erarbeitet werden, welche den bisherigen Forschungsstand deutlich korrigieren. Unter anderem konnten die Forscher eine abbasidische Nutzungsphase nachweisen, die mindestens ein halbes Jahrhundert andauerte und bisher unbekannt war.

    Modell für den Umgang mit gemeinsamem Kulturerbe

    Das Restaurierungsprojekt wird vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland im Rahmen der Kulturhilfe finanziert und ist mit rund 500.000 Euro ausgestattet. Entsprechend den Ergebnissen der wissenschaftlichen Forschung wird die Anlage nun langfristig denkmalpflegerisch gesichert. Außerdem soll Qasr al-Mschatta der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden. Ein touristisches Erschließungskonzept existiert ebenso wie ein Antrag auf Eintragung in die Welterbe-Liste der UNESCO. Die 150 Meter lange westliche Außenmauer sowie Teile der im 9. Jahrhundert eingestürzten Bögen des Hauptpalastes wurden aus dem Originalmaterial wieder errichtet; die ausgeraubten Grundmauern, die den historischen Grundriss wieder sichtbar machen, wurden ergänzt. Ein Informationssystem für die Besucher und ein Lapidarium vermitteln Ergebnisse der Forschung am Ort. Für alle diese Arbeiten wurden und werden örtlichen Kräfte eingesetzt. Ihre Qualifizierung war ebenfalls Teil des Projekts, um durch Wissenstransfer Grundlagen für die eigenständige Weiterführung des Projekts durch die jordanischen Behörden zu schaffen.

    Die beteiligten Wissenschaftler sind sicher, dass die enge Verknüpfung von bauhistorischer Forschung und kritischer Restaurierung zum Modell für den Umgang mit antiken Stätten und deren zwischen mehreren Staaten geteiltem Erbe geworden ist, der auch für andere Orte Vorbildcharakter haben kann.

    Beteiligte Institutionen

    Antikenverwaltung des Haschemitischen Königreichs Jordanien
    Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland
    Technische Universität Berlin
    Stiftung Preußischer Kulturbesitz / Staatliche Museen zu Berlin
    Deutsche Forschungsgemeinschaft
    Deutsches Evangelisches Institut für Altertumswissenschaft, Amman

    4.400 Zeichen
    Fotomaterial zum Download
    www.tu-berlin.de/?id=147974

    Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Prof. Dr.-Ing. Johannes Cramer, Technische Universität Berlin, Fakultät VI Planen Bauen Umwelt, Fachgebiet Baugeschichte, Straße des 17. Juni 152, 10623 Berlin, Tel.: 030/ 314-21946, E-Mail: johannes.cramer@tu-berlin.de


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