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01/31/2003 11:13

Schatten im Scheinwerferlicht

Claudia Braczko Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Institut Arbeit und Technik

    Arbeitsbedingungen bei Film und Fernsehen untersucht

    Wie sehen die Arbeits- und Leistungsbedingungen von Film- und Fernsehschaffenden heute aus? Kira Marrs und Dr. Andreas Boes, Wissenschaftler am ISF München, haben diese Frage empirisch untersucht -- als Teilprojekt im Rahmen des vom BMBF geförderten Verbundvorhabens "Dienst-Leistung(s)-Arbeit". Gemeinsam mit den anderen Teilprojekten stellen sie bei der Abschlusskonferenz am 31.1.2003 in Berlin ihre Ergebnisse vor.

    Bei Intensiv-Interviews mit freien Film- und Fernsehschaffenden aus den Bereichen Produktion, Regie, Kamera, Licht, Ton, Schnitt, Kostüm, Szenenbild und Maske zeigte sich ein eklatanter Widerspruch: Selbstbestimmung, Freiheit von starren Regeln, Kreativität gehören zu den wichtigsten Ansprüchen der Befragten an die Arbeit in dieser Branche. Ihr Arbeitsalltag aber ist geprägt vom Diktat überlanger, nicht selten sogar illegaler Arbeitszeiten, von Gängelung bis ins Detail, von massiver Abhängigkeit von potenziellen Arbeitgebern bzw. Auftraggebern.

    Von extremen Arbeitszeiten berichtet zum Beispiel ein Beleuchter: "Sieben Tage die Woche Tag und Nacht, also alles ist möglich. Und zum Teil auch sehr lange. 12 oder 14 Stunden sind keine Seltenheit." Ein Kameraassistent "würde das Filmgeschäft immer mit der Bundeswehr vergleichen: Da gibt es einen, der schafft an, und du hast das zu tun." Und eine Kameraassistentin resümiert: "Sklavereimäßig ist das, entweder du machst das oder du bist weg." Diese Arbeitsbedingungen werden als psychisch und physisch extrem belastend wahrgenommen ("Kohlengrube des 19. Jahrhunderts").

    Die Forscher halten fest: Die Merkmale moderner Dienstleistungsarbeit, die für das Untersuchungsgebiet charakteristisch sind -- Arbeit in Projekten, flexible Beschäftigung bzw. freie Mitarbeit, geringe Verregelung bei Einstieg und Karriere --, können unter günstigen ökonomischen Bedingungen attraktiv sein, auch speziell unter dem Gesichtspunkt der Selbstbestimmung. Unter dem Druck der Krise führen sie jedoch zu einer "Ökonomie der Unsicherheit", die das Gegenteil von Selbstbestimmung bewirkt: Die freien Film- und Fernsehschaffenden sind belastenden Arbeitsbedingungen weitgehend schutzlos ausgeliefert und verfügen kaum mehr über eigene Gestaltungsmöglichkeiten. Regelungen der Arbeits- und Leistungsbedingungen sowie kollektive Mitbestimmungsstrukturen fehlen in weiten Bereichen fast völlig.

    Ansatzpunkte zur Veränderung dieser Situation sehen Marrs und Boes vor allem an drei Stellen:
    · Neue Aktualität gewinnt die Frage, wie die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen sicherzustellen ist;
    · die soziale Absicherung der freien Film- und Fernsehschaffenden wird zu einer sozialpolitischen Herausforderung;
    · zur Artikulation und Durchsetzung der individuellen Bedürfnisse und Interessen sind neue Formen des kollektiven Rückhalts zu entwickeln.

    Weitere Informationen zum Teilprojekt "Dienstleistungsfeld Audiovisuelle Medien" erhalten Sie auf der Homepage des Institutes für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. -- ISF München, www.isf-muenchen.de/projekte/DILA.html; dort finden Sie auch Hinweise auf das Verbundvorhaben und die weiteren Teilprojekte.

    Rück- und Nachfragen an Frank Seiß
    Öffentlichkeitsarbeit am ISF
    Jakob-Klar-Str. 9
    80796 München
    089/272921-78
    frank.seiss@isf-muenchen.de


    More information:

    http://www.isf-muenchen.de/projekte/DILA.html
    http://www.boeckler.de


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    Criteria of this press release:
    Economics / business administration, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results, Scientific conferences
    German


     

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