idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/23/2014 09:55

Die Inventur der Tausendfüßer - Einwanderung von Tausendfüßern in deutschen Gewächshäusern

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

    Görlitz, den 23.05.2014. Wissenschaftler des Senckenberg Forschungsinstitutes in Görlitz haben eine Inventur der in deutschen Gewächshäusern lebenden Tausendfüßer durchgeführt. Dabei fanden sie 18 zugewanderte Arten, die bisher noch nicht in Deutschland entdeckt wurden. Zwei der Tausendfüßer wurden das erste Mal in Europa nachgewiesen. Die zugehörige Studie ist in der Fachzeitschrift Biodiversity Data Journal erschienen.

    Gewächshäuser sind frei von Frost und Kälte, haben meist konstante Temperaturen und eine regelmäßige Wasserzufuhr: Ideale Lebensbedingungen für wärmeliebende Tiere.

    „Es ist demnach kein Zufall, dass sich die von uns untersuchten Tausendfüßer dort wohl fühlen.“, sagt Peter Decker, Erstautor der Studie und Biologe am Senckenberg Forschungsinstitut in Görlitz. Er hat gemeinsam mit seinen Kollegen Dr. Hans Reip und Dr. Karin Voigtländer das Vorkommen von Tausenfüßern – Diplopoda (Doppelfüßer) und Chilopoda (Hundertfüßer) – in deutschen Gewächshäusern untersucht.

    „Wir haben eine intensive Literaturrecherche betrieben und verschiedene Museumssammlungen durchforstet, aber auch selbst in 29 Gewächshäusern in ganz Deutschland vor Ort nach den Tieren gesucht.“, erklärt Decker. Wie in den meisten anderen europäischen Ländern gab es in Deutschland keine aktuelle Bestandsaufnahme: Die letzte Auflistung zum Vorkommen dieses Unterstamms der Gliederfüßer stammte von 1952.

    „Seit dieser Zeit hat sich aber einiges in Deutschland getan: Der Bau von neuen Tropen- und Schmetterlingshäusern und die vermehrte Einfuhr von exotischen Pflanzen, überwiegend aus den Tropen, begünstigt auch die Zuwanderung verschiedener, nicht-heimischer Tiere.“, ergänzt Decker. Eingeschleppt werden die Tausendfüßer versteckt in der Erde oder sonstigem Pflanzensubstrat, teilweise als Eier oder in juveniler Form.

    Insgesamt haben die Wissenschaftler mehr als 1800 der vielbeinigen Tiere gesammelt – mit der Hand unter Steinen, Holz oder in der Laubstreu aufgelesen und im Einzelfall Frankfurter Palmengarten auch mit Bodenfallen.

    „Wir konnten 53 Arten von Tausendfüßern unterscheiden, die in Gewächshäusern in Deutschland leben. 18 dieser Arten sind erstmalig in Deutschland nachgewiesen. Zwei sogar erstmals in Europa!“, erläutert Decker.

    Insgesamt stammen 34 Prozent der Tausendfüßerarten von anderen Kontinenten – die Einwanderer aus Südamerika machen dabei den größten Anteil aus.

    25 Prozent aller gefundener Arten bleiben ausschließlich in ihrem „Ökosystem Gewächshaus“. Im Umkehrschluss heißt dies, dass 75 Prozent der heimischen und der eingewanderten Arten auch außerhalb der Gewächshäuser verbreitet sind.
    „Doch nur sehr wenige der eingewanderten Arten überleben im städtischen Bereich und stellen deshalb momentan keine Bedrohung für die einheimische Fauna dar.“, resümiert Decker.

    Kontakt
    Peter Decker
    Abteilung Bodenzoologie,
    Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz
    Tel. 03581- 4760-5583
    Peter.Decker@senckenberg.de

    Judith Jördens
    Pressestelle
    Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung
    Tel. 069- 7542 1434
    pressestelle@senckenberg.de

    Publikation
    Decker P, Reip H, Voigtländer K (2014) Millipedes and centipedes in German greenhouses (Myriapoda: Diplopoda, Chilopoda). Biodiversity Data Journal 2: e1066.
    doi: 10.3897/BDJ.2.e1066

    Die Natur mit ihrer unendlichen Vielfalt an Lebensformen zu erforschen und zu verstehen, um sie als Lebensgrundlage für zukünftige Generationen erhalten und nachhaltig nutzen zu können - dafür arbeitet die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung seit nunmehr fast 200 Jahren. Ausstellungen und Museen sind die Schaufenster der Naturforschung, durch die Senckenberg aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse mit den Menschen teilt und Einblicke in vergangene und gegenwärtige Veränderungen der Natur, ihrer Ursachen und Wirkungen, vermittelt. Mehr Informationen unter www.senckenberg.de.


    More information:

    http://www.senckenberg.de/root/index.php?page_id=5206&year=0&kid=2&i...


    Images

    Die Tausendfüßer-Art Leptogoniulus sorornus wurde das erste Mal in Europa nachgewiesen.
    Die Tausendfüßer-Art Leptogoniulus sorornus wurde das erste Mal in Europa nachgewiesen.
    Peter Decker
    None

    Der bunte Anadenobolus monilicornis wurde nur im Zoo Leipzig entdeckt.
    Der bunte Anadenobolus monilicornis wurde nur im Zoo Leipzig entdeckt.
    Peter Decker
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Die Tausendfüßer-Art Leptogoniulus sorornus wurde das erste Mal in Europa nachgewiesen.


    For download

    x

    Der bunte Anadenobolus monilicornis wurde nur im Zoo Leipzig entdeckt.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).