Literaturwissenschaftler der Universität Jena gibt „Handbuch der Mythologie“ mit heraus
Mythen sind so alt wie die Menschheit. Sie stifteten Sinn in einer Welt, deren Phänomene sich vielfach simplen Deutungsversuchen entzogen haben. Mythen sind – obwohl an Orte und Kulturen gebunden – weltweit zu finden. Zudem sind sie eine Erscheinung, die in unseren „aufgeklärten“ Zeiten durchaus nicht bedeutungslos geworden ist.
„Jede Zeit hat ihre Mythen“, sagt Prof. Dr. Stefan Matuschek von der Universität Jena. Als Beispiel für einen Mythos neueren Datums nennt der Literaturwissenschaftler die sogenannte „Stunde Null“, den vermeintlich unbelasteten Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg.
Im Kern seien Mythen ein Phänomen des Erzählens, sagt Matuschek. Das mache den Reiz für den Literaturwissenschaftler aus. Findet eine Erzählung große Resonanz, beginnt sie ein Eigenleben als Mythos zu führen – losgelöst von ihrem Autor. Matuschek verweist darauf, dass Mythen Lebenswirklichkeit prägen, selbst dann noch, wenn sie als Mythos entlarvt worden sind. Als Beispiel nennt er den Sturm auf die Bastille. Obwohl es dieses Ereignis in seiner vielfach kolportierten Form 1789 so nie gegeben hat, bestimmt es als Bild unsere Wahrnehmung der französischen Revolution bis heute.
Gemeinsam mit dem Lüneburger Philosophie-Professor Christoph Jamme hat Stefan Matuschek das „Handbuch der Mythologie“ verfasst, das in einer Ausgabe für die Wissenschaftliche Buchgesellschaft gerade erschienen ist. Im ersten Teil des Buches ordnen die Autoren den Mythos-Begriff zunächst wissenschaftlich ein. Dabei kommt ein breites Spektrum von einzelnen Wissenschaftsdisziplinen wie Theologie, Philosophie oder Kulturwissenschaften zu Wort. Sodann liefern sie ein Kompendium der wichtigsten Mythen der Welt. Für diesen Teil des Buches haben Jamme und Matuschek renommierte Wissenschaftler gewinnen können.
Vertreten sind u. a. der Bochumer Altphilologe Manuel Baumbach, der Erfurter Althistoriker Kai Brodersen, die Sinologin Ylva Monschein aus München und der Altorientalist Manfred Krebernik von der Universität Jena. Die Autoren nehmen den Leser mit auf eine spannende Entdeckungsreise durch Zeiten und Kontinente. Behandelt werden die griechische und römische Mythologie ebenso wie die germanischen Mythen. Weit gespannt wird der Bogen zur Mythologie des Alten Orients, Ägyptens, Süd- und Mittelamerikas bis hin nach Australien und Ozeanien.
Wer sich über Prometheus, die Weltesche Yggdrasill, Osiris oder den Gelben Kaiser informieren möchte, der wird im „Handbuch der Mythologie“ fündig. Auch fehlt es nicht an mannigfachen Hinweisen, wie die Mythen der Welt unsere Sprache und damit unser Denken bis heute beeinflussen. Eine spannende Lektüre.
Bibliographische Angaben:
Christoph Jamme, Stefan Matuschek: „Handbuch der Mythologie“, Philipp von Zabern Verlag der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, Darmstadt 2014, 368 Seiten, 49,95 Euro, ISBN: 978-3-8053-4753-2
Kontakt:
Prof. Dr. Stefan Matuschek
Institut für Germanistische Literaturwissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 18, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944240
E-Mail: stefan.matuschek[at]uni-jena.de
Das Cover der neuen Publikation.
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Art / design, Cultural sciences, History / archaeology, Religion
transregional, national
Scientific Publications
German
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