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02/11/2003 16:07

Der Amokläufer und sein Gegenüber

Jens Panse Pressestelle
Universität Erfurt

    "Der Amoklauf von Erfurt fand erst dann sein Ende, als sich der mutige Lehrer Rainer Heise dem Täter entgegen stellte. Nach Einschätzung der Polizei wäre die Zahl der Todesopfer sonst vermutlich noch erheblich größer gewesen", so Prof. Dr. Christian Pfeiffer, aus dem Amt scheidender Niedersächsischer Justizminister. "Wenn wir die Entstehung von Zivilcourage fördern, leisten wir wirkungsvolle Gewaltprävention" ist seine These die er daraus ableiten und in den Mittelpunkt seiner Rede am morgigen Mittwoch, dem 12. Februar 2003 stellen wird.

    Das Beispiel der beiden Akteure des Erfurter Geschehens will Pfeiffer mit generellen Erkenntnissen zum Werdegang von Amokläufern einerseits und couragierten Menschen andererseits untersetzen. Mit dem Vortrag "Der Amokläufer und sein Gegenüber - zur Biografie von Gewalt und Zivilcourage", der um 18.00 Uhr im Erfurter Rathausfestsaal beginnt, wird die im November letzten Jahres geplante Ringvorlesung nachgeholt. Pfeiffer will sich darin u.a. auch mit den Auswirkungen der Darstellung von Gewaltexzessen in den Medien auf Jugendliche auseinandersetzen und Maßnahmen zur Gewaltprävention ableiten.

    "Stärkung der Leistungskraft und Erziehungskompetenz von Familien; Elternschulen, die Lust an gewaltfreier Erziehung vermitteln; Schulen, die nicht nur Wissensvermittlung betreiben, sondern soziales Lernen ermöglichen; Früherkennung innerfamiliärer Gewalt durch Fachkräfte; Wirtschaftsunternehmen, die den privaten Medien zur Auflage machen, ihre Werbung nicht mehr in gewaltverherrlichenden Filmen zu platzieren; Strafandrohung nicht nur für das Verbreiten, sondern auch für die Herstellung jugendgefährdender PC-Spiele und Filme; Heraufsetzen der Altersgrenze für den Waffenbesitz", gehören zu seinem Präventionskonzept. Man müsse sich aber darüber im Klaren sein, dass derartige Maßnahmen überwiegend auf Langzeit-Wirkung zielten. Angesichts des komplexen Ursachen-Geflechtes könne das Risiko von Amokläufen zudem nur begrenzt verringert werden. Die vorgeschlagenen präventiven Maßnahmen könnten aber die Gewaltkriminalität generell deutlich reduzieren, ist Pfeiffer überzeugt.

    Christian Pfeiffer, 1944 in Frankfurt/Oder geboren, studierte Rechtswissenschaften in München als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Nach dem 1. Staatsexamen absolvierte er ein Studium der Sozialwissenschaften und Kriminologie an der renommierten London School of Economics and Political Sciences. Nach seiner Referendarzeit und dem 2. Staatsexamen wurde er Wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Kriminologie, Jugendstrafrecht und Strafvollzug der Universität München. 1985 wurde er stellvertretender Direktor und 1988 alleiniger Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen e.V., parallel dazu wurde er 1987 auf eine Universitätsprofessur für Kriminologie, Jugendstrafrecht, Strafvollzug am Fachbereich Rechtswissenschaften der Universität Hannover berufen. Von Dezember 2000 bis zur jetzt anstehenden Neubildung der Landesregierung in Niedersachsen war er Justizminister des Landes.

    Die fünfte öffentliche Ringvorlesung der Universität Erfurt im Wintersemester 2002/03 widmet sich dem Thema "Gewalt und Terror". Die mit Unterstützung der Sparkassenfinanzgruppe, der Universitätsgesellschaft Erfurt e.V., der Stadtverwaltung Erfurt und der Thüringischen Landeszeitung veranstaltete populäre Vortragsreihe bietet in 14 Veranstaltungen im Erfurter Rathausfestsaal, Beginn jeweils 18.00 Uhr, ein Vortrags- und Diskussionspodium mit Professoren mehrerer deutscher Universitäten sowie Landes- und Bundespolitikern.

    Vorläufig letzter Vortrag in der Reihe:
    18.02.2003; 18.00 Uhr;
    "Terror und Gewalt - Gefahr für den Rechtsstaat"; Andreas Trautvetter; Thüringer Innenminister; Rathausfestsaal; Fischmarkt 1


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    Criteria of this press release:
    Law, Media and communication sciences, Politics, Social studies, Teaching / education
    regional
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

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