idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
07/09/2014 19:00

VLT deckt staubiges Geheimnis auf - Neue Beobachtungen zeigen, wie Staub um eine Supernova entsteht

ESO Science Outreach Network (Dr. Carolin Liefke) Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für Astronomie

    Pressemitteilung der Europäischen Südsternwarte (Garching) - Einer Gruppe von Astronomen konnte die Bildung von Sternenstaub in den Nachwirkungen einer Supernova in Echtzeit verfolgen. Sie konnten erstmals zeigen, dass sich die Staubkörner in diesen kosmischen Staubfabriken in einem zweistufigen Prozess bilden, der kurz nach der Explosion beginnt, aber noch Jahre lang andauert. Die Gruppe nutzte das Very Large Telescope (VLT) der ESO im Norden Chiles, um das langsam schwindende Licht der Supernova SN2010jl zu analysieren. Die neuen Ergebnisse erscheinen am 9. Juli 2014 in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift Nature.

    Der Ursprung kosmischen Staubs in Galaxien ist immer noch ein Rätsel [1]. Astronomen wissen zwar, dass Supernovae die Hauptquelle von Staub sein könnten, insbesondere im frühen Universum. Aber es ist immer noch unklar, wie und wo die Staubkörner kondensieren und wachsen. Es ist außerdem ungewiss, wie sie in der rauen Umgebung einer Galaxie mit aktiver Sternentstehung ihre Zerstörung umgehen. Nun jedoch lüften Beobachtungen mit dem VLT der ESO am Paranal-Observatorium im Norden Chile zum ersten Mal den Schleier.

    Ein internationales Wissenschaftlerteam beobachtete die Supernova mit dem Namen SN2010jl neun Mal in den Monaten nach der Explosion und ein zehntes Mal 2,5 Jahre nach der Explosion im sichtbaren und infraroten Spektralbereich mit dem X-Shooter Spektrografen. Diese ungewöhnlich helle Supernova, die Folge des Todes eines massereich Sterns, explodierte in der kleinen Galaxie UGC 5189A.

    „Indem wir die Daten der frühen neun Beobachtungen kombinierten, konnten wir die erste Messung der Absorption verschiedener Wellenlängen im Staub um eine Supernova machen“, erklärt Erstautorin Christa Gall von der Universität Aarhus in Dänemark. „Dadurch konnten wir mehr über diesen Staub herausfinden, als uns bisher möglich war.“

    Die Gruppe stellte fest, dass die Staubbildung kurz nach der Explosion beginnt und sich über einen langen Zeitraum fortsetzt. Die neuen Messungen zeigten auch, wie groß die Staubkörner sind und woraus sie bestehen. Diese Entdeckungen gehen einen Schritt weiter als die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse vom Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA), nach denen die Überreste der berühmten Supernova 1987A (SN 1987A) randvoll von frisch gebildeten Staub von Supernovaexplosion sind .

    Die Gruppe fand heraus, dass sich Staubkörner, die größer als ein tausendstel Millimeter im Durchmesser sind, schnell im dichten Material um den Stern bilden. Obwohl sie damit für menschliche Verhältnisse immer noch winzig sind, sind sie für kosmische Staubteilchen überraschend groß. Das wiederum macht sie resistent gegen destruktive Prozesse. Eine der größten offenen Fragen des ALMA-Fachartikels war, wie die Staubkörner die brutale und zerstörerische Umgebung in den Überresten von Supernovae überstehen konnten. Die neuen Ergebnisse haben diese Frage jetzt beantwortet - die Körner sind größer als erwartet.

    „Unser Nachweis großer Staubkörner kurz nach der Supernovaexplosion bedeutet, dass es einen schnellen und effizienten Weg geben muss, sie zu bilden“, ergänzt Jens Hjorth vom Niels Bohr Institut der Universität Kopenhagen in Dänemark, einer der Koautoren der Studie, und fügt hinzu: „Wir verstehen noch nicht genau wie das eigentlich passiert.“

    Aber die Astronomen glauben zu wissen, wo sich der Staub gebildet haben muss, nämlich im Material, das der Stern in die Umgebung abgestoßen hatte, noch bevor er explodierte. Als die Schockwelle der Supernova expandierte, schuf sie eine kühle und dichte Hülle aus Gas. Genau die Art von Umgebung, in der Staubkörner kondensieren und wachsen könnten.

    Die Ergebnisse der Beobachtung deuten darauf hin, dass in einem zweiten Schritt, nach einigen hundert Tagen, ein beschleunigter Prozess der Staubbildung stattfindet, an dem Material, das von der Supernova abgegeben wird, beteiligt ist. Wenn die Staubproduktion in SN2010jl weiterhin dem beobachteten Trend folgt, wird die gesamte Staubmasse 25 Jahre nach der Supernova ungefähr der halben Masse der Sonne entsprechen, ähnlich den Staubmassen, die in anderen Supernovae wie SN 1987A beobachtet wurden.

    „In letzter Zeit haben Astronomen viel Staub in den Überresten von Supernovae gefunden, die nach der Explosion entstanden sind. Allerdings haben sie auch Beweise für kleine Mengen von Staub gefunden, die tatsächlich in der Supernovaexplosion selbst entstanden sind. Diese beachtlichen neuen Beobachtungen erklären, wie dieser scheinbare Widerspruch gelöst werden kann“, schließt Christa Gall.

    Endnoten

    [1] Kosmischer Staub besteht aus Silizium- und amorphen Kohlenstoffkörnern: Mineralien, die auch auf der Erde häufig vorkommen. Der Ruß einer Kerze ist kosmischem Staub sehr ähnlich, obwohl die Korngröße des Rußes zehnmal größer ist als die typische Größe eines kosmischen Staubkorns.

    [2] Das Aufleuchten dieser Supernova wurde 2010 beobachtet, wie es im Namen SN 2010jl andeutet. Sie ist als Typ IIn klassifiziert. Supernova vom Typ II entstehen aus einer gewaltigen Explosion eines Sterns mit mindestens acht Sonnenmassen. Der Untertyp IIn („n“ steht für „narrow“, also schmal) zeigt schmale Wasserstofflinien in seinem Spektrum. Diese Linien sind das Resultat der Wechselwirkung zwischen dem Material, das von der Supernova abgestoßen wird und dem Material, das den Stern bereits umgibt.

    Zusatzinformationen

    Diese Forschungsergebnisse werden am 9. Juli 2014 in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift Nature unter dem Titel „Rapid Formation of large dust grains in the luminous supernova SN 2010jl” von C. Gall et al. veröffentlicht.

    Die beteiligten Wissenschaftler sind Christa Gall (Department of Physics and Astronomy, Universität Aarhus, Dänemark; Dark Cosmology Centre, Niels Bohr Institute, Universität Kopenhagen, Dänemark; Observational Cosmology Lab, NASA Goddard Space Flight Center, USA), Jens Hjorth (Dark Cosmology Centre, Niels Bohr Institute, Universität Kopenhagen, Dänemark), Darach Watson (Dark Cosmology Centre, Niels Bohr Institute, Universität Kopenhagen, Dänemark), Eli Dwek (Observational Cosmology Lab, NASA Goddard Space Flight Center, USA), Justyn R. Maund (Astrophysics Research Centre School of Mathematics and Physics Queen’s Universität Belfast, Großbritannien; Dark Cosmology Centre, Niels Bohr Institute, Universität Kopenhagen, Dänemark), Ori Fox (Department of Astronomy, University of California, Berkeley, USA), Giorgos Leloudas (The Oskar Klein Centre, Department of Physics, Universität Stockholm, Schweden; Dark Cosmology Centre, Niels Bohr Institute, Universität Kopenhagen, Dänemark), Daniele Malesani (Dark Cosmology Centre, Niels Bohr Institute, Universität Kopenhagen, Dänemark) und Avril C. Day-Jones (Departamento de Astronomia, Universidad de Chile).

    Kontaktinformationen

    Carolin Liefke
    ESO Science Outreach Network - Haus der Astronomie
    Heidelberg, Deutschland
    Tel: 06221 528 226
    E-Mail: eson-germany@eso.org

    Christa Gall
    Aarhus University
    Denmark
    Handy: +45 53 66 20 18
    E-Mail: cgall@phys.au.dk

    Jens Hjorth
    Dark Cosmology Centre, Niels Bohr Institute, University of Copenhagen
    Copenhagen, Denmark
    E-Mail: jens@dark-cosmology.dk

    Richard Hook
    ESO education and Public Outreach Department
    Garching bei München, Germany

    Tel: +49 89 3200 6655
    E-Mail: rhook@eso.org


    More information:

    http://www.eso.org/public/germany/news/eso1421/ - Webversion der Pressemitteilung mit weiteren Bildern und Videos (auch in höher aufgelösten Versionen). Zugang vor Ablauf der Sperrfrist bitte bei Lars Lindberg Christensen (lars@eso.org) erfragen
    http://www.eso.org/public/archives/releases/sciencepapers/eso1421/eso1421a.pdf - Fachartikel
    http://ALMA entdeckt Supernova-Staubfabrik - http://www.eso.org/public/germany/news/eso1401/


    Images

    Europäische Südsternwarte
    Europäische Südsternwarte

    None

    Künstlerische Darstellung der Staubentstehung um eine Supernovaexplosion
    Künstlerische Darstellung der Staubentstehung um eine Supernovaexplosion
    Ilustration: ESO/M. Kornmesser
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Physics / astronomy
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Europäische Südsternwarte


    For download

    x

    Künstlerische Darstellung der Staubentstehung um eine Supernovaexplosion


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).