idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
08/05/1998 00:00

Stören Schulkinder den Straßenverkehr?

Ole Lünnemann Referat Hochschulkommunikation
Universität Dortmund

    In wenigen Tagen beginnt das neue Schuljahr, und 10 Millionen Kinder, darunter 3,7 Millionen Grundschülerinnen und Grundschüler, machen sich wieder auf den Weg zur Schule. Die Unfälle von Schulkindern werden wieder zu einem zentralen Thema. Dabei werden die Kinder häufig als Störfaktoren im Verkehr gesehen und in die Rolle der Unfallverursacher gedrängt. Daß diese Argumentation zu kurz greift, beweist Prof. Dr.-Ing. Karl-Hermann Koch von der Universität Dortmund in seiner "Schulweg-Studie `98".Der Wissenschaftler macht deutlich: ein "verkehrsgerechtes Kind" ist eigentlich kein Kind mehr.

    Aus der Dortmunder Schulweg-Studie 1998, in der 690 Schüler befragt wurden, läßt sich folgendes Fazit ziehen: quantitativ nimmt heute der Schulweg im Zeitbudget der Schüler einen größeren Anteil als in den 70er Jahren ein. Trotzdem hat er qualitativ auf Grund seiner stadträumlichen Erlebnisarmut in der Lebenswelt der Schüler an Bedeutung verloren.
    Gegenwärtig wird der Schulweg beeinträchtigt, weil die Schüler sich kaum noch Möglichkeiten haben, sich aktiv Erfahrungsräume anzueignen. Ein kinderfeindliches Wohnumfeld und zumeist nur autogerecht geplante Schulwege verleiden Kindern den Aufenthalt im Freien. Der normativ gesetzte Zeitpunkt der Schul-Pflicht nimmt keine Rücksicht darauf, ob die Kinder bereits Erfahrungen im städtischen Lebensraum sammeln konnten. So sind Kinder in der Regel beim Eintritt in die Schule zwar schulfähig, müssen jedoch nicht zugleich auch "schulwegfähig" sein.
    Die Raumwahrnehmung und das Erleben des Schulweges hängen wesentlich davon ab, ob der Schulweg zu Fuß oder mit einem Verkehrsmittel zurücklegt wird.
    · Ca. 35% der Schüler kennen den Schulweg nicht mehr. Sie werden mit dem Bus oder dem Auto der Eltern zur Schule gebracht.
    · 54% der Jungen und 62% der Mädchen stimmen der Aussage zu: "Auf meinem Schulweg ist alles geregelt".
    · Die Schüler beurteilen den Schulweg als sicher (45%), jedoch als langweilig (39%), erlebnisarm (44%), naturfern (39%) und laut (39%).
    · Bei den Bodenmaterialien des Schulweges dominieren Asphalt (53%), Pflastersteine (48%) und Betonplatten (35%).
    Die zentrale Forderung muß deshalb lauten:
    Die Pflicht zum Besuch der Schule muß zugleich das Recht auf einen Schulweg einschließen, der Teil einer kindgerechten und naturnahen Lebensumwelt ist.
    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Karl-Hermann Koch
    Tel./Fax: 0231/755-2182 oder -2181


    Images

    Criteria of this press release:
    Social studies, interdisciplinary
    transregional, national
    Research projects, Science policy
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).