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08/12/2014 10:27

Studenten bringen dem Computer das Märchenerzählen bei

Claudia Ehrlich Pressestelle der Universität des Saarlandes
Universität des Saarlandes

    Vier Studenten haben in einem Seminar bei Sprachtechnologe Thierry Declerck eine Software entwickelt, die den Computer zum Märchenerzähler macht. Das Besondere: Im Gegensatz zu üblichen Vorleseprogrammen hat der Rechner den Text verstanden. Der Computer erkennt die verschiedenen Charaktere, erzählt automatisch mit verteilten Rollen, passt seine Stimme den jeweiligen Gefühlen an und setzt Spezialeffekte wie Hall ein. Entwickelt wurde die Software anhand des Märchens „Der Froschkönig“, aber die Sprachverarbeitung ist automatisierbar: Nach Eingabe bestimmter Informationen kann der Computer auch andere Märchen erzählen.

    „Unser Programm erkennt, ob in einer Textpassage des Märchens ein Mensch, Tier oder Fabelwesen spricht, und es erkennt die Gefühlslage und den jeweiligen Charakter. Je nachdem passt der Computer bei der Sprachausgabe Betonung, Tempo und Sprechweise an“, erklärt Christian Eisenreich. Gemeinsam mit Jana Ott, Tonio Süßdorf und Christian Willms hat der Student, der im sechsten Semester Computerlinguistik studiert, dem Rechner beigebracht, Märchen zu erzählen. Die Idee stammt von ihm: „Wir sollten für das Seminar ein praxisbezogenes Thema vorschlagen. Ich dachte an ein Stofftier, das Märchen erzählt“, sagt Christian Eisenreich.

    „Das Besondere ist, dass der Computer den Text verstanden hat. Märchen eignen sich hierbei besonders gut, weil sie wiederkehrende Muster mit ähnlichen Rollen haben“, erläutert Thierry Declerck, der in der Computerlinguistik am Lehrstuhl von Professor Hans Uszkoreit und am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz forscht und das Seminar leitete. Die Software entwickelten die Studenten anhand des Märchens „Der Froschkönig“. Aber die Sprachverarbeitung lässt sich auf andere Märchen übertragen. Der Computer muss lediglich mit einigen Daten gefüttert werden und dann erzählt er das Märchen der Wahl. Dies wurde bereits mit den „Bremer Stadtmusikanten“, „Rumpelstilzchen“ und mit „Wilde Schwäne“ erprobt.

    Damit der Computer zum „Märchenversteher“ wird, haben die Studenten den Text des „Froschkönigs“ zunächst komplett durchdrungen: Sie arbeiteten Wort für Wort mitsamt Bedeutung auf, interpretierten Sätze und Dialoge, trugen Hintergrundinformationen zusammen. Anschließend übersetzten sie alles in eine Sprache, die der Computer versteht, und programmierten die Software so, dass er Muster, Bedeutungsstruktur und Zusammenhänge erlernen kann. Dabei waren die Aufgaben im Team verteilt. Tonio Süßdorf war für die Zeitabläufe zuständig, Christian Willms für die Dialoge, Jana Ott für die Gefühle der Figuren. Christian Eisenreich zeichnet verantwortlich für die Ontologie, also das Beziehungsgeflecht im Text, was womit zusammenhängt, und für die Umwandlung des Textes in Sprache. Mithilfe eines „Goldstandards“, einer Art Musterlösung, die die Studenten vom Text erstellten, konnten sie das Programm auf Fehler untersuchen. „Alles musste dann so zusammengebracht werden, dass es harmoniert“, sagt Eisenreich. „Eine gute Übung, denn von Teamarbeit hängt in Forschungsprojekten der Erfolg ab“, ergänzt Declerck.

    Die Studenten konnten bei ihrer Seminararbeit auf Forschungsergebnisse der Saarbrücker Sprachtechnologen aufbauen. Etwa auf die Sprachausgabe „Mary TTS“ von Marc Schröder und Jürgen Trouvain, die dem Computer jetzt die Stimmen der Erzählerin, der Prinzessin oder des Froschs verleiht. Sie tragen die Märchen gefühlvoll und automatisch mit verteilten Rollen vor – nur hin und wieder entlarven winzige metallische Kiekser und feinste Sprünge zwischen Laut- und Wortschnipseln die Computerstimme.

    Saarbrücken ist eine der Hochburgen der Sprachtechnologie. Die Fäden vieler internationaler Projekte laufen hier zusammen. Es wird erforscht, wie Mensch und Computer einander besser verstehen, wie Lügen im Internet entlarvt werden, ein neuer Sonderforschungsbereich untersucht die Informationsdichte sprachlicher Äußerungen. „Dadurch öffnen sich gerade auch für Studenten spannende Einblicke“, sagt Declerck.

    Die erzeugten Stimmen für den „Froschkönig“ (in englischer Sprache) können angehört werden unter: https://bytebucket.org/ceisen/apftml2repo/raw/763c5eb533f09997e757ec61652310c742...

    Kontakt: Thierry Declerck: 0681 / 857 75-53 58; E-Mail: declerck@dfki.de

    Ein Pressefoto für den kostenlosen Gebrauch finden Sie unter http://www.uni-saarland.de/pressefotos. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen.

    Hinweis für Hörfunk-Journalisten: Telefoninterviews in Studioqualität über Rundfunk-Codec (IP-Verbindung mit Direktanwahl oder über ARD-Sternpunkt 106813020001). Interviewwünsche bitte an die Pressestelle (0681/302-2601, oder -64091).


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    https://bytebucket.org/ceisen/apftml2repo/raw/763c5eb533f09997e757ec61652310c742... - Hier können die erzeugten Stimmen für den „Froschkönig“ (in englischer Sprache) angehört werden


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    V.r. :Jana Ott, Christian Eisenreich und Christian Willms, Studenten von Thierry Declerck (l.), haben ein Programm entwickelt, das Märchen vorlesen kann.
    V.r. :Jana Ott, Christian Eisenreich und Christian Willms, Studenten von Thierry Declerck (l.), habe ...
    Foto: Oliver Dietze
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    Criteria of this press release:
    Journalists, Students, all interested persons
    Information technology, Language / literature
    transregional, national
    Research results, Studies and teaching
    German


     

    V.r. :Jana Ott, Christian Eisenreich und Christian Willms, Studenten von Thierry Declerck (l.), haben ein Programm entwickelt, das Märchen vorlesen kann.


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