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09/05/2014 11:29

Wenn das Zittern von innen kommt: Tübinger Neurologen suchen Teilnehmer für Studie zu Tremor

Silke Jakobi Pressestelle
Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH)

    Die meisten Menschen zittern vor Kälte, vor Aufregung oder wenn sie zu viel Kaffee getrunken haben. Einige Menschen zittern jedoch nicht nur bei bestimmten Anlässen. Scheinbar ohne Grund sind ihre Hände, manchmal auch der ganze Körper in Bewegung. Sie leiden an einem essentiellen Tremor. Oft sind mehrere Familienmitglieder davon betroffen. Tübinger Hirnforscher wollen jetzt, gemeinsam mit der Universität Kiel, den vermutlich genetischen Ursachen auf den Grund gehen. Das Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH) der Universitätsklinik Tübingen sucht aus diesem Grund noch nach Betroffenen und deren Angehörigen, die an der Studie teilnehmen möchten.

    Der essentielle Tremor ist eine häufige Erkrankung. „Wir vermuten, dass durchschnittlich drei Prozent der Bevölkerung an dieser Form des Tremors leiden. Über 65-Jährige sind dabei besonders häufig betroffen“, sagt Professor Dr. med. Daniela Berg, Forschungsgruppen­leiterin am Hertie-Institut für klinische Hirnfor­schung (HIH) und am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Er­krankungen (DZNE) am Standort Tü­bingen sowie Oberärztin an der Neu­rologischen Klinik des Universitätsklinikums Tübingen. Typischer­weise setzt die Erkrankung mit einem leichten Zittern der Hände bei ausgestreckten Armen oder bei feinen, zielgerichteten Be­wegungen ein. Dann kommt es zu ersten Missgeschi­cken. „Patienten mit essenti­ellem Tremor verschütten bei­spielsweise beim Trinken leicht das Getränk“, sagt Berg. Die ent­stehende Aufregung könne den Tre­mor sogar noch verstärken. Außen­stehende würden dann oft fälsch­licherweise ein Alkoholproblem vermuten, das laut Berg jedoch nicht die Ursache des essentiel­len Tremors ist. Im Gegenteil. „Mäßige Do­sen alkoholischer Getränke bessern bei ungefähr zwei Dritteln aller Patienten sogar das Zittern“, so die Expertin.

    Die Erkrankung beginnt typischerweise zwischen dem 10ten und 65ten Lebensjahr. Bei den meisten verstärkt sich das Zittern im Ver­lauf der Jahre. Schließlich fallen vielen Menschen mit Tremor alltäg­liche Dinge wie Essen, Trinken, Schreiben, Zähneputzen und das An- und Ausziehen immer schwerer. Neben den Armen können auch an­dere Körperteile betroffen sein. „Dadurch ist bei Patienten die Lebens­qualität stark eingeschränkt“, berichtet Berg, die als Oberärztin viele Patienten mit essentiellem Tremor betreut.

    In einer Studie in Kooperation mit Neurowissenschaftlern der Universi­tät Kiel möchte sie mit Frau Wurster aus ihrer Arbeitsgruppe nun den erblichen Ursachen des essentiel­len Tremors auf die Schliche kommen. Da in einer Familie häufig mehr als nur eine Person betroffen ist, möchten die Forscher auch deren Angehörige untersuchen, bei denen bereits ein Zittern aufgefal­len ist. Geplant ist, neben einer neurologischen Untersuchung, vor al­lem die genaue Untersuchung der Erbinformation (DNA). Das gilt so­wohl für die erkrankten als auch gesunden Familienmitglieder. Denn die Experten vermuten eine das Zittern auslösende Veränderung im Erb­gut.

    Die Teilnehmer erhalten selbstverständlich auch Unterstützung im Umgang mit ihrer Tremor-Erkrankung. Der essentielle Tremor kann zwar nicht geheilt werden. „Mit Medikamenten erzielen wir jedoch bei etwa 60 Prozent der Patienten Verbesserungen“, sagt Berg. Zum Ein­satz kommen der Wirkstoff Propanolol, der spezifische Rezeptoren des Nervensystems blockiert und auch für die Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt wird, und der Wirkstoff Primidon, der auch zur Vorbeugung epileptischer Anfälle eingesetzt wird. Auch ein Hirnschrittmacher kann das Zittern bessern. Daniela Berg: „Zu dieser Operation raten wir aber nur im weit fortgeschrittenen Stadium nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiken.“

    Teilnehmen können alle Betroffenen sowie deren Familienmitglieder, auch die gesunden. Wichtig ist lediglich, dass keine andere Erklärung für den Tremor, wie zum Beispiel ein Morbus Parkinson, eine Dysto­nie oder andere neurologische Erkrankung festgestellt wurde.

    Falls Sie denken, dass Sie und/oder Familienmitglied möglicher­weise unter einem essentiellen Tremor leiden, bitten wir Sie zu­nächst für sich folgende Fragen zu beantworten:

    - Zittern Ihre Hände oder Arme?
    - Zittern andere Körperteile wie z.B. der Kopf, die Stimme oder die Beine bei Ihnen
    - Sagen Ihnen andere Personen öfters, dass Sie zittern?
    - Haben Sie aufgrund des Zitterns Probleme beim Trinken oder Einschenken?
    - Haben Sie aufgrund des Zitterns Probleme beim Knöpfen?
    - Zittern andere Personen in Ihrer Familie?
    - Hat bei Ihnen schon einmal ein Arzt die Diagnose Essentieller Tremor gestellt?
    - Zeichnen Sie bitte im Feld „Testspirale für Sie!“ selbst eine Spirale.

    Haben Sie zwei der Fragen mit „ja“ beantwortet oder sehen Sie anhand der Spirale, dass Sie beim Nachzeichnen zittern und möchten an unserer Untersu­chung teilnehmen, wenden sie sich bitte an: Frau Isabel Wurster; E-Mail: isabel.wurster(at)uni-tuebingen.de

    Download:
    http://www.hih-tuebingen.de/fileadmin/files/Presse/Dokumente/Fragebogen_Tremor_U...


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    Tremor Testspirale
    Tremor Testspirale

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    Criteria of this press release:
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    Medicine
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    Research projects
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