Berlin – In Deutschland leiden 800.000 Menschen unter grünem Star. Etwa 80 Prozent der Glaukom-Patienten werden mit Medikamenten behandelt, die den Augeninnendruck senken sollen. Um den Effekt der Therapie besser beurteilen zu können, sollten die Tropfen zunächst nur in ein Auge verabreicht werden. Darauf weist die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) anlässlich ihres 112. Kongresses hin, der vom 25. bis 28. September 2014 unter dem Motto „Qualifikation verpflichtet!“ in Leipzig stattfindet. Welche Verbesserungen es bei der Therapie des Glaukoms gibt, ist Thema einer Reihe von Kongress-Symposien.
Der grüne Star ist weltweit eine der häufigsten Ursachen für Erblindungen. Meist ist die Erkrankung auf einen erhöhten Augeninnendruck zurückzuführen, der mit der Zeit den Sehnerv unwiderruflich schädigt. Um dies zu verhindern, verordnen Augenärzte in der Regel zunächst Augentropfen, die den Augeninnendruck senken sollen. „Ziel ist eine Reduktion um 25 bis 40 Prozent gegenüber den Ausgangswerten“, erläutert Professor Dr. med. Johann Roider, Präsident der DOG und Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Campus Kiel des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein.
Doch ob und welchen Effekt die Therapie tatsächlich bewirkt, ist gar nicht so einfach festzustellen. Grund: Der Augeninnendruck unterliegt natürlichen Schwankungen, die sich sowohl im Tages- als auch im Jahresverlauf zeigen. „Das macht es schwer zu unterscheiden, ob Druckunterschiede zwischen Messungen ohne Tropfen und Messungen mit Tropfen nun auf das Medikament oder die natürlichen Druckschwankungen zurückzuführen sind“, erklärt Professor Dr. med. Anselm Jünemann, Direktor der Augenklinik der Universitätsmedizin Rostock.
Einen Ausweg aus diesem Dilemma bieten die sogenannten „one-eye trials“, die in den USA üblich sind. „Vor der Therapie misst der Augenarzt den Augeninnendruck beider Augen, am besten zu verschiedenen Zeitpunkten“, erläutert Jünemann. Diese Messungen zeigen, ob der Augeninnendruck auf beiden Augen stets gleich ist oder aber den gleichen Unterschied aufweist. „Nach diesen Testmessungen empfehlen wir den Patienten, die Medikamente für bis zu vier Wochen zunächst nur in ein Auge zu tropfen“, führt der DOG-Experte weiter aus. Durch das einseitige Tropfen kann der Arzt nun im direkten Vergleich mit dem zweiten Auge anhand der Differenz ermitteln, ob das Medikament eine drucksenkende Wirkung entfaltet. „Ist das der Fall, können beide Augen therapiert werden“, so Jünemann.
Das einseitige Tropfen hat noch einen weiteren Vorteil. „Der Augenarzt kann besser erkennen, ob das Medikament unerwünschte Nebenwirkungen hat, etwa Entzündungen der Lider, Bindehaut oder Hornhaut“, erklärt DOG-Präsident Roider. Um Nebenwirkungen zu minimieren, raten die Augenärzte zudem, die Augenlider nach dem Tropfen zu schließen und mit den Fingern eine Minute lang sanft auf den inneren Augenwinkel neben der Nase zu drücken – hier sitzt das Tränenpünktchen. „Dieses Manöver hilft zu vermeiden, dass die Wirkstoffe in den Blutkreislauf gelangen und die Leber unnötig belasten“, so Roider.
Schlägt das gewählte Medikament nicht an, besteht die Möglichkeit, die Arznei zu wechseln oder ein weiteres Medikament hinzuzunehmen. Gelingt es nicht, den Augeninnendruck zufriedenstellend zu senken oder bestehen Unverträglichkeiten, sollte eine Glaukom-Operation erwogen werden.
DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6500 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.
Terminhinweise:
Vorab-Pressekonferenz im Rahmen des 112. DOG-Kongresses
Termin: Donnerstag,18. September 2014, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Raum 4, Schiffbauerdamm 40/Ecke Reinhardstraße 55, 10117 Berlin
Pressekonferenz im Rahmen des 112. DOG-Kongresses
Termin: Donnerstag, 25. September 2014, 13.15 bis 14.15 Uhr
Ort: Congress Center Leipzig CCL, Raum 11, Ebene +2, Leipziger Messe GmbH, Messe-Allee 1, 04356 Leipzig
Symposium „DOG-Kontrovers: Glaukom“
Termin: Donnerstag, 25. September 2014, 16.15 bis 17.15 Uhr
Ort: Congress Center Leipzig CCL, von Graefe Saal, Leipziger Messe GmbH, Messe-Allee 1, 04356 Leipzig
Vorläufige Themen und Referenten:
Vorab-Pressekonferenz
Termin: 18. September 2014, 11.00 bis 12.00 Uhr, Berlin
Vom Laserpointer bis zum Laserskalpell:
Wie gefährlich und wie nützlich ist gebündeltes Licht fürs Auge?
Professor Dr. med. Johann Roider
Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG),
Direktor der Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel
Wenn das Augenlicht von Frühchen bedroht ist:
Können antiangiogene Spritzen die Netzhaut retten?
Privatdozent Dr. med. Andreas Stahl
Leiter Angiogenese-Labor, Universitäts-Augenklinik Freiburg
Infektionen und Injektionen am Auge – wann sind Antibiotika wirklich notwendig?
Professor Dr. med. Elisabeth Messmer
Oberärztin, Augenklinik der Ludwig-Maximilians- Universität München –
Campus Innenstadt
Endlich wieder sehen –
erfüllt der Netzhaut-Chip die Erwartungen von blinden Patienten?
Professor Dr. med. Eberhart Zrenner
Forschungsinstitut für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Tübingen;
Sprecher des Zentrums für Neurosensorik der Universität Tübingen
Ein heilsames Netz aus Kollagenfasern:
Wie gut hilft Crosslinking bei krankhaft vorgewölbter Hornhaut?
Dr. med. Stefan Lang
Forschungsgruppe Crosslinking, Klinik für Augenheilkunde Freiburg
sowie:
Professor Dr. med. Christian Ohrloff
Pressesprecher der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG)
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Kongress-Pressekonferenz
Termin: 25. September 2014, 13.15 bis 14.15 Uhr, Leipzig
Wenn Stress ins Auge geht –
die „Managerkrankheit“ Retinopathie centralis serosa (RCS)
Professor Dr. med. Johann Roider
Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), Direktor der Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel
Neue „sanfte“ Therapiemöglichkeit beim Grauen Star:
Wie gut ist der Femtosekundenlaser?
Professor Dr. med. Rupert Menapace
Leiter der Spezialambulanz für Kunstlinsenimplantation und Leiter des operativen Zentrums für tagesklinische Kataraktchirurgie der Medizinischen Universität Wien am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien
Die Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration im Alltag –
warum schneiden wir im europäischen Vergleich schlechter ab?
Professor Dr. med. Carsten Framme
Direktor der Klinik für Augenheilkunde, Medizinische Hochschule Hannover
Intravitreale Injektionen bei altersbedingter Makuladegeneration –
können sich Patienten jetzt nicht mehr an Unikliniken behandeln lassen?
Professor Dr. med. Johann Roider
Präsident der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), Direktor der Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Kiel
Schlaf-Apnoe, Übergewicht, Diabetes, Rauchen:
Wer besonders gefährdet ist, einen Grünen Star zu entwickeln
Professor Dr. med. Anselm Jünemann
Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Universitätsmedizin Rostock
sowie:
Professor Dr. med. Christian Ohrloff
Pressesprecher der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG)
Kontakt für Journalisten:
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG)
Pressestelle
Kerstin Ullrich
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-641
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Criteria of this press release:
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Medicine
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