Historische Reizfiguren im Donau-Balkan-Raum stehen im Mittelpunkt einer Tagung am 25. und 26. September 2014 an der Justus-Liebig-Universität Gießen
Im Westen ist er unter dem Ehrennamen Dracula bekannt geworden: der walachische Fürst Vlad Tepes („der Pfähler“), der ca. 1431 bis 1476/77 lebte. Zahlreiche Legenden ranken sich um angebliche Gräueltaten des Woiwoden. Seine Vita lädt dazu ein, die Bedeutung charismatischer Persönlichkeiten für die kulturellen Prägungen Südosteuropas während des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit zu untersuchen. Die Tagung „Vlad Dracula – Tyrann oder Volkstribun? – Historische Reizfiguren im Donau-Balkan-Raum“ am 25. und 26. September 2014 an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) greift daher die Biographien verschiedener Herrscher auf, nimmt eine vergleichende Perspektive ein und fragt nach dem Verhältnis von Erinnerungskultur und zeitgenössischer Aktion. Gastgeber sind Prof. Dr. Thomas Bohn, Dr. Rayk Einax und Prof. Dr. Stefan Rohdewald vom Historischen Institut, Abteilung Osteuropäische Geschichte, der JLU.
Durch den osmanischen Vormarsch im 15. Jahrhundert gerieten überlieferte Ordnungsvorstellungen und Vasallenverhältnisse ins Wanken. Deshalb rückten neue Logiken und Techniken der Herrschaftssicherung und Sozialdisziplinierung auf die Tagesordnung. Im populärwissenschaftlichen Diskurs wird Vlad Dracula daher als letzter Kreuzritter oder Vorläufer Machiavellis gehandelt. Solche Sichtweisen greifen die Historikerinnen und Historiker im Rahmen der Gießener Tagung auf.
Im Hinblick auf die europäisch-osmanische Kontaktzone oder die sprichwörtliche „Türkengefahr“ kamen verschiedenen Personen Schlüsselfunktionen bei der Errichtung eines Bollwerks der Christenheit (antemurale christianitatis) zu: János Hunyadi (1407-1456), Matthias Corvinus (1443-1490), Stjepan Tomašević (1438-1463), dem Woiwoden der Moldau Ştefan III. cel Mare („der Große“ – ca. 1433-1504) und dem Woiwoden der Walachei Mihai Viteazul („Michael der Tapfere“ – 1558-1601). Auch diese Herrscher werden im Mittelpunkt verschiedener Tagungsbeiträge stehen.
Darüber hinaus lenkt die Tagung die Aufmerksamkeit auf die imaginativen Umformungen, die sich bereits in der Frühneuzeit ausprägten sowie auf die Entwicklung historischer Narrative im 19. und 20. Jahrhundert. Der „Woywoda Dracula“ wurde in den Flugschriften der reformatorischen Öffentlichkeit zu einem Medienereignis gekürt, längst bevor Bram Stokers Vampirgraf die Filmbühnen dieser Welt eroberte. Die Historiker gehen der Frage nach, in welcher Form der strenge, aber gerechte Herrscher Vorbildcharakter für Gestalten wie Ivan Groznyj, („der Schreckliche“ – 1530-1584), Nicolae Mavrogheni (1735-1790) und Karadjordje (ca. 1762-1817) hatte.
An die Tagung schließt sich am Samstag, 27. September 2014, ein offener Workshop des Arbeitskreises Osmanisches Europa zum Thema „Biographische Zugänge zum Osmanischen Europa“ an.
Termin
Tagung Vlad Dracula – Tyrann oder Volkstribun? – Historische Reizfiguren im Donau-Balkan-Raum am 25. und 26. September 2014
(Auftakt: 25. September 2014, 10.00 Uhr /
Tagungsende 26. September 2014, ca. 16.30 Uhr)
Veranstaltungsort: Senatssaal, Uni-Hauptgebäude, Ludwigstraße 23
Sitzung des Arbeitskreises „Osmanisches Europa“: „Biographische Zugänge zum Osmanischen Europa“ am 27. September 2014
(Beginn: 9.00, Ende: 12.00 Uhr)
Veranstaltungsort: Margarete-Bieber-Saal, Ludwigstr. 34
www.uni-giessen.de/cms/fbz/fb04/institute/geschichte/osteuropa/termin_oeffentlich/Konferenz
www.uni-giessen.de/cms/fbz/fb04/institute/geschichte/osteuropa
Kontakt
Historisches Institut der JLU Gießen, Osteuropäische Geschichte
Prof. Dr. Thomas Bohn
Dr. Rayk Einax
Prof. Dr. Stefan Rohdewald
Otto-Behaghel-Straße 10 D; 35394 Gießen
Telefon: 0641 99-28251; Fax: 0641 99-28259
E-Mail: Thomas.Bohn@geschichte.uni-giessen.de
Rayk.Einax@geschichte.uni-giessen.de
Stefan.Rohdewald@geschichte.uni-giessen.de
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Die 1607 gegründete Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist eine traditionsreiche Forschungsuniversität, die mehr als 26.500 Studierende anzieht. Neben einem breiten Lehrangebot – von den klassischen Naturwissenschaften über Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften bis hin zu Sprach- und Kulturwissenschaf¬ten – bietet sie ein lebenswissenschaftliches Fächerspektrum, das nicht nur in Hessen einmalig ist: Human- und Veteri¬närmedizin, Agrar-, Umwelt- und Ernährungswissenschaften sowie Lebensmittelchemie. Unter den großen Persönlich¬keiten, die an der JLU geforscht und gelehrt haben, befindet sich eine Reihe von Nobelpreisträgern, unter anderem Wilhelm Conrad Röntgen (Nobelpreis für Physik 1901) und Wangari Maathai (Friedensnobelpreis 2004). Seit 2006 wird die JLU sowohl in der ersten als auch in der zweiten Förderlinie der Exzellenzinitiative gefördert (Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System – ECCPS; International Graduate Centre for the Study of Culture – GCSC).
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Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
Cultural sciences, History / archaeology, Language / literature
transregional, national
Scientific conferences, Transfer of Science or Research
German
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