In ihrer Sitzung am 30.10.2014 hat die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) die Aufnahme von sechs Langzeitforschungsprojekten in das von Bund und Ländern geförderte Akademienprogramm beschlossen. Für die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste wird das Forschungsvorhaben „Niklas Luhmann – Theorie als Passion. Wissenschaftliche Erschließung und Edition des Nachlasses“ neu in das Akademienprogramm aufgenommen.
In dem Projekt soll der Nachlass des Soziologen Niklas Luhmann wissenschaftlich erschlossen werden. Leiter des Forschungsvorhabens ist Prof. Dr. André Kieserling, Professor für Allgemeine Soziologie und Soziologische Theorie an der Universität Bielefeld, wo das Projekt auch angesiedelt wird. Das Projekt, in dem die Fakultät für Soziologie mit der Archiv und der Bibliothek der Universität Bielefeld sowie dem Cologne Center for eHumanties (CCeH) kooperiert, startet in 2015, die Gesamtfördersumme beträgt 5.050.000 Euro für eine Laufzeit von 16 Jahren. Damit ist die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste im größten geisteswissenschaftlichen Forschungsprogramm Deutschlands mit derzeit 15 Vorhaben vertreten.
Das Forschungsprojekt:
Niklas Luhmann (1927-1998) ist neben Max Weber der bedeutendste deutsche Soziologe des 20. Jahrhunderts. Seine in über dreißig Jahren kontinuierlich entwickelte Sozial- und Gesellschaftstheorie ist international herausragend. Der umfangreiche wissenschaftliche Nachlass Luhmanns, den die Universität Bielefeld im Jahr 2010 erwerben konnte, lässt den Autor und sein Theoriegebäude diesseits seiner publizierten Werke sichtbar werden und wird in seinem Informationsgehalt in der neueren Ideengeschichte allenfalls durch den Nachlass Edmund Husserls übertroffen. Dieser Erkenntniswert gilt insbesondere für das Zentrum der Luhmannschen Theoriearbeit, den ca. 90.000 Notizzettel umfassenden Zettelkasten, der auch das Kernstück des Nachlasses darstellt. Diese zwischen 1951 und 1996 entstandenen Aufzeichnungen dokumentieren die Theorieentwicklung Luhmanns auf eine einzigartige Weise, so dass man die Sammlung als seine intellektuelle Autobiografie verstehen kann. Sein Nachlass enthält neben dem Zettelkasten nahezu 200 unveröffentlichte Manuskripte. Die im Nachlass dokumentierte Entwicklung der Luhmannschen Forschung soll in dem Forschungsprojekt der Akademie erschlossen, wissenschaftlich aufbereitet und sowohl im Druck als auch in einem Online-Portal editiert werden.
Das Akademienprogramm
Das Akademienprogramm ist ein seit 1979/80 von Bund und Ländern gemeinsam finanziertes Programm zur Förderung langfristig angelegter Forschungsvorhaben vornehmlich in den Geisteswissenschaften. Mit dem Akademienprogramm betreiben die deutschen Akademien der Wissenschaften das derzeit größte geistes- und sozialwissenschaftliche Forschungsprogramm der Bundesrepublik Deutschland. Es wird von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften koordiniert und hat 2015 ein Finanzvolumen von rund 62 Millionen Euro. Seit 2006 wird das Akademienprogramm jährlich ausgeschrieben. Um darin aufgenommen zu werden, müssen geisteswissenschaftliche Forschungsprojekte folgende Kriterien erfüllen: überregionale gesamtstaatliche Bedeutung, hohe wissenschaftliche Relevanz, eine Laufzeit zwischen 12 und 25 Jahren und ein finanzielles Mindestvolumen von 120.000 Euro im Jahr. Über den Haushalt des Akademienprogramms, über die Aufnahme von Neuvorhaben und die Fortführung von laufenden Projekten entscheidet die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz, in welcher der Bund und die Länder vertreten sind.
Die 15 Forschungsprojekte der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste:
Universität Bielefeld
- Niklas Luhmann – Theorie als Passion. Wissenschaftliche Erschließung und Edition des Nachlasses (neu)
Universität Bochum
- Herausgabe der Gesammelten Werke G. W. F. Hegels
- Erforschung von jungen Sternen und Quasaren
Universität Bonn
- Deutsche Inschriften des Mittelalters
- Ethik in den Biowissenschaften
- Kulte im Kult
- Rationalität im Lichte der experimentellen Wirtschaftsforschung
- Herausgabe des Reallexikons für Antike und Christentum
- Wörterbuch und Textdatenbank des klassischen Maya
Universität Düsseldorf
- Kleine und Fragmentarische Historiker der Spätantike
Universität Köln
- Sammlung, Kommentierung und Herausgabe von Papyrusurkunden
- Averroes Latinus-Edition
- Edition der fränkischen Herrschererlasse
Universität Münster
- Novum Testamentum Graecum. Editio critica maior
Universität Wuppertal
- Arthur Schnitzler: Digitale historisch-kritische Edition (Werke 1905 bis 1931)
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, Students
Philosophy / ethics
transregional, national
Research projects
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).