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03/31/2003 10:44

Conti-Uni: Pilotprojekt kippt konventionelle Öffnungszeiten

Ole Lünnemann Referat Hochschulkommunikation
Universität Dortmund

    Ähnlich wie beim Ladenschluss sollen jetzt auch an der Dortmunder Uni die Öffnungszeiten kippen. Besonders für nachtaktive Studierende und Lehrende eröffnen sich damit völlig neue Perspektiven. Anfang April soll das "Pilotprojekt zur Einführung der Conti-Uni" starten. Mit diesem exzellenten und weltweit einmaligen Modell bestätigt die Hochschule einmal mehr, dass sie als zukunftsweisende Reformuniversität die Nase vorn hat.

    Die Universitätsbibliothek hat es vorgemacht. Schon vor Beendigung des Probelaufs mit verlängerten Öffnungszeiten jubeln die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über steigende Besucherzahlen. Jetzt setzt die Hochschulspitze noch einen drauf: Sieben Tage in der Woche und das rund um die Uhr im Schichtwechsel sollen die Lehrenden ab sofort für ihre Studierenden da sein. "In erster Linie reagiert die Universität Dortmund mit diesem Super-Service auf das veränderte Konsumverhalten vor allem junger Menschen und schafft für sie völlig neue Erlebniswelten", erläutert Pressesprecher Klaus Commer die Idee der "Conti-Uni". Zwei Jahre hat eine interdisziplinäre Expertenkommission der Uni Dortmund an diesem Modell getüftelt und eine Fülle von Synergieeffekten herausgearbeitet:

    24 Stunden hocheffiziente Nutzung der Hochschulkapazitäten, Bestleistungen durch biorhythmusadäquates Studieren, sinnvolle Zeitnischen für nebenamtliches Dozieren oder berufsbegleitendes Studieren, kostensparende Auslastung der Labore, Versuchsapparaturen und Sozialeinrichtungen wie etwa Mensen und Raucher-Ecken. Zu einem sonntäglichen Ereignis kann der Bibliotheksbesuch mit der ganzen Familie werden. Am Abend können FreundInnen statt ins Kino gemeinsam in eine Vorlesung gehen und anschließend in der Campus-Kneipe darüber diskutieren. Wer dann noch immer nicht schlafen kann, schaut bei seinem Professor vorbei und plaudert mit ihm im Morgengrauen über seine Diplomarbeit. Das Studentenwerk denkt bereits über Nachtbars nach.

    Profitieren würden sicher auch die Akademische Jahresfeier, der Internationale Empfang oder so publikumsnahe Veranstaltungen wie das Studium Generale: Eingebunden in ein aktives Uni-Nachtleben könnten sie sich zu echten Magneten entwickeln, so die Expertenkommission. Besonders ehrgeizige Studierende könnten zwei Studien in der Zeit von einem absolvieren oder durch den 16-Stunden-Tag die Regelstudienzeit gar halbieren. Bundeswirtschaftminister Wolfgang Clement signalisierte bereits in einer SMS an den Rektor: "Sie sind auf dem richtigen Weg! Früh aufstehen wie die Bäcker! Gute Nacht sagt an dieser Uni keiner mehr!"

    Wann allerdings wer welche Räume nutzen kann, bedarf eines ausgeklügelten Netzplans. Auf Einladung der Gambrinus-Stiftung hat sich der spanische Gastwissenschaftler Prof. Dr. Inno Vazzione intensiv mit dem komplizierten Raum-Zeit-Management befasst. In enger Verzahnung mit der Kommission hat der Logistiker ein flexibles elektronisches Leitsystem entwickelt. Wie auf Flughäfen werden auf zentral platzierten Bildschirmen Seminar- und Raumnummer sowie mögliche Verspätungen bekannt gegeben. Prof. Vazzione ist zuversichtlich, dass sich das Konzept rasch einspielen wird. Die Universität als Mieterin beim Land könne obendrein noch Kosten sparen: "Die optimale Auslastung ermöglicht zudem die Kündigung leerstehender Räume." Noch seien diese Ersparnisse nicht exakt zu ermitteln, es würde aber in jedem Falle ausreichen, die durch die Intensivnutzung anfallenden Mehraufwendungen an Heizung, Beleuchtung, Reinigung und Wartung auszugleichen, ermittelte Prof. Vazzione. "Die Universität erwartet aber nach ersten Kalkulationen ein deutliches Plus", so Pressesprecher Klaus Commer. Selbst das Personaldezernat sähe der revolutionären Änderung gelassen entgegen. Es bedürfe lediglich einer Anpassung der Arbeitszeiterfassung beim Gleitzeitverfahren und eines Aushandelns der Nachtzulagen mit dem Personalrat. Wer in den Randzeiten von Mitternacht bis um fünf Uhr arbeitet, solle natürlich auch Anreize geboten bekommen, ein freier Parkplatz reiche da nicht aus.

    Das Pilotprojekt "Conti-Uni" ist erst einmal auf zwei Jahre angelegt und umfasst zunächst nur den wissenschaftlichen Bereich. Das Modell wird aber kontinuierlich evaluiert und bei gutem Ergebnis auch auf sämtliche Verwaltungsbereiche ausgedehnt. Erfolg hat dieses Pilotprojekt allerdings nur, wenn alle Universitätsangehörigen mitziehen. Kein Problem, meint Uni-Psychologin Renate Stromberg-Weidlich, wenn die persönlichen Neigungen der MitarbeiterInnen berücksichtigt würden: "Es gibt Lerchen und Eulen an dieser Hochschule." Die Mehrheit der Uni-Angehörigen profitiere daher von liberalisierten Arbeitszeiten. So könne jeder seinen natürlichen Rhythmus finden. Dies komme nicht nur der Leistungsfähigkeit der Universität zugute, sondern auch ihrer Gesundheit, ist sie nimmermüde zu betonen. Auch BettflüchterInnen und FrühaufsteherInnen könne so geholfen werden. Rektorreferent Dr. Thomas Reuther jedenfalls ist begeistert. Als junger Vater stehe ich ohnehin in Allerherrgottsfrühe auf. Da ist es doch wesentlich effizienter, wenn ich eher anfangen darf. Bislang erlaubt die Gleitzeit Arbeitszeiten frühestens ab sieben Uhr, spätestens um 19 Uhr ist Schicht. (wi)


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    interdisciplinary
    transregional, national
    Organisational matters
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